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# taz.de -- Südkoreas Ex-Präsidentin vor Gericht: 30 Jahre Haft gefordert
> Park Geun Hye steht wegen Bestechlichkeit vor Gericht. Die
> Staatsanwaltschaft fordert 30 Jahre Haft und rund 90 Millionen Euro
> Geldbuße.
Bild: Park Geun-hye streitet sämtliche der 18 Anklagepunkte ab (Archivfoto 201…
Seoul taz | Lebend wird Park Geun Hye ihre Gefängniszelle wohl nicht mehr
verlassen – zumindest, wenn es nach dem Willen der Seouler
Staatsanwaltschaft geht. Die fordert 30 Jahre Haft und rund 90 Millionen
Euro Geldbuße für Südkoreas Ex-Präsidentin, die eine nationale Krise
heraufbeschworen“ habe.
Park steht wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit, Nötigung und des
Machtmissbrauchs vor Gericht. Die 66-Jährige streitet sämtliche der 18
Anklagepunkte ab, wertet den gesamten Prozess gar als politisch motivierte
Verschwörung. Dem letzten Gerichtstermin am Dienstag ist Park – wie zu
erwarten – ferngeblieben.
Ihr Sturz im März letzten Jahres hatte eine schwere innenpolitische Krise
beendet. Über Monate hinweg waren Hunderttausende Koreaner auf den Seouler
Gwanghwamun-Platz gezogen, um mit Kerzenlichtern und Volksgesängen für
Parks Amtsenthebung zu demonstrieren. Auslöser des Politdramas war der Fund
eines Tablet-PCs in einer Mülltonne. Das Gerät soll Choi Soon Sil gehört
haben, der Jugendfreundin der damaligen Präsidentin. Die beiden waren eng
verbunden. Aus den sichergestellten Dokumenten ging laut der
Staatsanwaltschaft hervor, dass die damalige Präsidentin „zugelassen hat,
dass eine Person, die sich nie mit Staatsdingen befasst hat, das Land
regiert“.
Choi Soon Sil habe unter anderem bei Personalentscheidungen eigene Freunde
und Bekannte mit politischen Ämtern versorgt und wichtige
Regierungsbeschlüsse beeinflusst. Südkoreas politisch gespaltene Presse war
sich ausnahmsweise einmal einig: Es habe ein geheimes Schattenkabinett
gegeben, das sich fernab der Öffentlichkeit herausbilden konnte.
Park und Choi sollen gemeinsam umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro von
den großen Mischkonzernen Südkoreas erpresst haben. Offiziell gingen diese
Gelder an dubiose Sportstiftungen von Choi Soon Sil – die
Staatsanwaltschaft hält sie für getarnte Schmiergelder.
Verurteilt worden ist bereits die Ex-Präsidentinnenfreundin Choi: [1][Sie
erhielt vor zwei Wochen 20 Jahre Haft]. Der Vorstandschef des
Lotte-Konzerns, Shin Dong Bin, kam mit zweieinhalb Jahren davon.
Samsung-Erbe Lee Jae Yong hingegen erhielt nach einem Jahr
Untersuchungshaft [2][nur eine Bewährungsstrafe].
## Böse Tat einer guten Person?
Wer sich bei Juristen in Seoul umhört, vernimmt durchaus Betroffenheit ob
des geforderten Strafmaßes der Staatsanwaltschaft gegen Park: „So viel
bekommen oft nicht mal Mörder.“ Filz zwischen Regierung und
Wirtschaftseliten gab es schließlich auch unter den Vorgängerregierungen in
Südkorea.
Die meisten Koreaner haben jedoch wenig Mitleid mit ihrer Ex-Präsidentin.
„Park und Choi, was die getan haben, war einfach nur böse“, sagt der
28-jährige Schauspieler Seung Jin beim Feierabendbier im Ausgehviertel
Itaewon.
Ganz anders die Sicht unter rechtskonservativen Demonstranten in der
Seouler Innenstadt: „Park Geun Hye ist eine gute Person, die lediglich
Opfer ihrer vermeintlichen Freundin wurde“, sagt Ihn Ji Yeon, eine
Endvierzigerin. Dass die Ex-Präsidentin sich persönlich bereichert habe,
mag hier niemand glauben. Park habe ja keine Kinder, heißt es. Ihre Eltern
waren politischen Attentaten zum Opfer gefallen. Sie habe zudem den Kontakt
zu ihren engsten Verwandten abgebrochen – und sei einzig mit „ihrem Land
verheiratet“.
Das Gericht wird sein Urteil am 6. April bekannt geben. Das
wahrscheinlichste Szenario: Park Geun Hye wird tatsächlich zu einer hohen
Gefängnisstrafe verurteilt, jedoch früher oder später begnadigt werden –
spätestens, wenn der nächste konservative Präsident im Amt ist.
27 Feb 2018
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## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Südkorea
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Bestechlichkeit
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Moon Jae In
Schwerpunkt Korruption
Fake News
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