# taz.de -- Niederländisch-türkisches Verhältnis: Parlament sieht „Völker… | |
> Das niederländische Parlament stuft das Massaker an Armeniern im | |
> Osmanischen Reich als Genozid ein. Die Regierung aber distanziert sich. | |
Bild: Hält sich zurück: der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte | |
Den Haag afp | Das niederländische Parlament hat die Massaker an den | |
Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft. Die | |
Parlamentarier stimmten der Vorlage der Regierungsfraktionen am | |
Donnerstagabend mit 142 Ja-Stimmen bei nur drei Gegenstimmen zu. Das Votum | |
könnte die Spannungen im türkisch-niederländischen Verhältnis weiter | |
erhöhen: Das Außenministerium in Ankara reagierte mit scharfer Kritik. Die | |
Regierung der Niederlande distanzierte sich allerdings von dem | |
Parlamentsbeschluss. | |
In der nun angenommenen Entschließung erkennt das Parlament „in eindeutiger | |
Weise“ den „Völkermord an den Armeniern“ an. Die Abgeordneten beschlossen | |
ebenfalls, dass künftig regelmäßig ein Regierungsvertreter zur Gedenkfeier | |
in Armenien „für die Opfer des Völkermordes“ reisen solle. | |
Die niederländische Regierung kündigte nach dem Parlamentsbeschluss an, | |
weiterhin „Zurückhaltung“ in der Völkermord-Frage zu üben. „Das Kabine… | |
wird dem Parlament deshalb in dieser Angelegenheit nicht folgen“, erklärte | |
die geschäftsführende Außenministerin Sigrid Kaag. | |
Die Regierung werde in der Völkermord-Frage wie bisher eine Festlegung | |
vermeiden, fügte sie hinzu. Oppositionspolitiker warfen der Regierung | |
daraufhin ein Einknicken vor der Türkei vor. | |
Das türkische Außenministerium erklärte, dass es den Parlamentsbeschluss | |
„scharf verurteilt“. Die „unbegründete Entscheidung“ des niederländis… | |
Parlaments werde „keinen Platz in der Geschichte“ finden. In einer | |
Erklärung fügte das Ministerium in Ankara hinzu, dass es die Distanzierung | |
der niederländischen Regierung „zur Kenntnis genommen“ habe. | |
## Botschafter abgezogen | |
Die Türkei lehnt die Einstufung der Massaker an bis zu 1,5 Millionen | |
Armeniern in den Jahren 1915 bis 1917 als Völkermord ab. Aus ihrer Sicht | |
handelte es sich um einen Bürgerkrieg zwischen Türken und Armeniern, bei | |
dem beide Seiten zahlreiche Opfer zu beklagen hatten. Die Armenier sprechen | |
dagegen von einem systematischen Völkermord der osmanischen Führung der | |
Jungtürken, dem 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen. | |
Im Juni 2016 hatte der deutsche Bundestag die Massaker an den Armeniern | |
[1][als Völkermord eingestuft]. Dies löste eine schwere diplomatische Krise | |
mit der Türkei aus. | |
Das Verhältnis zwischen der Türkei und den Niederlanden [2][ist zerrüttet], | |
seitdem die Niederlande im vergangenen März zwei türkische Minister daran | |
hinderten, öffentlich kurz vor der niederländischen Parlamentswahl | |
aufzutreten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatten den | |
Niederlanden wie auch Deutschland wegen der Auftrittsverbote | |
„Nazi-Methoden“ vorgeworfen. | |
Anfang Februar gab die niederländische Regierung bekannt, ihren Botschafter | |
aus der Türkei endgültig abzuziehen. Als Grund nannte sie, dass Gespräche | |
über eine Normalisierung der Beziehungen keine Einigung gebracht hätten. | |
Der Botschafter war bereits seit März 2017 außer Landes. | |
23 Feb 2018 | |
## LINKS | |
[1] /!5309770 | |
[2] /!5392910 | |
## TAGS | |
Türkei | |
Niederlande | |
Völkermord Armenien | |
Völkermord Armenien | |
Armenien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Jahrestag des Genozids an den Armeniern: Mörderischer Lehrstoff | |
In einigen Bundesländern ist der Völkermord an den Armeniern | |
Unterrichtsthema. Das ist ein Problem für Eltern türkischstämmiger Schüler. | |
Proteste gegen Armeniens Regierungschef: Polizei nimmt Oppositionsführer fest | |
Zehntausende haben in Eriwan gegen Ministerpräsident Sargsjan demonstriert. | |
Neben Aktivisten wurde auch der Oppositionsführer festgenommen. Die Polizei | |
dementiert. | |
Jahrestag des Armenier-Genozids: Vereint in der Leugnung | |
Ankara leugnet den Völkermord noch immer. Und auch in Deutschland | |
übernehmen viele türkische Verbände diese Haltung, ohne auf Gegenwind zu | |
stoßen. |