# taz.de -- Bundestagsdebatte kostenloser ÖPNV: Verfahrene Situation im Parlam… | |
> Die Opposition fordert Taten, doch die Union will davon nichts wissen. | |
> Der Druck auf die Autoindustrie steigt, die Diesel-Nachrüstung zu | |
> finanzieren. | |
Bild: Ob es wohl noch was wird mit dem kostenlosen ÖPNV? | |
Berlin taz | Es waren merkwürdig vertauschte Rollen, als der Bundestag am | |
Donnerstag über Konsequenzen aus dem [1][Diesel-Urteil] des | |
Bundesverwaltungsgerichts debattierte: Die Grünen brachten einen Antrag | |
ein, der sich eins zu eins hinter die jüngsten Vorschläge der | |
Bundesregierung stellte, wie Fahrverbote und Strafzahlungen an die EU noch | |
vermieden werden können. | |
Dazu hatten die MinisterInnen Peter Altmaier (Kanzleramt, CDU), Barbara | |
Hendricks (Umwelt, SPD) und Christian Schmidt (Verkehr, CSU) sich in einem | |
Schreiben an die EU unter anderem für die [2][Einführung von kostenlosem | |
ÖPNV] ausgesprochen. Dem sollten nun Taten folgen, forderten die Grünen in | |
einem Antrag. Dieser sollte die Regierung auffordern, schnellstmöglich | |
„zusammen mit den Ländern und Kommunen ein Konzept für kostenlosen ÖPNV als | |
Mittel zur Senkung der Anzahl der Privat-Pkw voranzutreiben“. | |
Doch davon wollten vor allem die Redner der CDU/CSU-Fraktion nichts wissen. | |
Ein generell kostenloser ÖPNV sei „nicht finanzierbar“ und könne auch „… | |
unerwünschten Effekten führen“, sagte Michael Donth. Er sei weder im | |
gesamten Bundesgebiet noch in allen von hohen Stickoxidwerten betroffenen | |
Städten sinnvoll, meinte auch Steffen Bilger. „Schließlich sind U- und | |
S-Bahnen schon heute oft überfüllt.“ | |
Unterstützung kam hingegen von der Linksfraktion. „Die Debatte über einen | |
Nulltarif ist längst überfällig“, sagte Andreas Wagner. „Wir nehmen Sie | |
beim Wort.“ Auch aus der SPD wurde die Idee vorsichtig verteidigt. „Bevor | |
überhaupt vernünftig diskutiert worden ist, wird schon eine Absage | |
erteilt“, sagte der Abgeordnete Sebastian Hartmann mit Blick auf die | |
ablehnende Haltung der ausgewählten Kommunen bei einem Treffen am Montag. | |
„Lassen Sie uns nicht immer alles zerreden!“ | |
## Druck auf die Autohersteller | |
Keine Einigkeit gab es im Parlament bei der Frage, ob die Autohersteller | |
eine Nachrüstung der Dieselmotoren finanzieren müssen, mit der sich der | |
Stickoxidausstoß deutlich verringern ließe. Für die Grünen steht das außer | |
Frage. „Wenn die Autokonzerne Anstand hätten, würden sie die Umrüstung | |
freiwillig bezahlen – und sie könnten sich das auch leisten“, sagte | |
Fraktionschef Anton Hofreiter. Weil das nicht der Fall sei, müsse die | |
Regierung sie dazu zwingen. Ähnlich argumentierte Andreas Wagner für die | |
Linke, und auch der SPD-Abgeordnete Mathias Stein forderte: „Die | |
Hardware-Umrüstung muss kommen.“ | |
Das sieht auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks so. Schuld an den | |
hohen Stickoxidwerten sei die Industrie, argumentierte Generalsekretär | |
Holger Schwannecke. „Der Verursacher dieser Geschichte muss letztlich dafür | |
einstehen.“ Der Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbands, Klaus Müller, | |
sieht dabei die Politik in der Pflicht. „Der politische Druck auf die | |
Autohersteller muss viel größer werden“, sagte er der Rheinischen Post. | |
„Der Verbraucher darf hier nicht alleine auf den Kosten sitzen bleiben.“ | |
Doch die Union blieb auch hier zurückhaltend. Einen „Feldzug gegen die | |
Dieseltechnologie“ lehne man ab, erklärte Oliver Wittke. Keinen | |
Handlungsbedarf sieht auch die AfD: Statt sich um die Einhaltung der | |
EU-Grenzwerte zu bemühen, sollte sich Deutschland lieber dafür einsetzen, | |
dass eine Anhebung dieser Werte geprüft werde, erklärte Wolfgang Wiehle. | |
1 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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