# taz.de -- EU-Vertragsentwurf für Brexit vorgelegt: Das Vertrauen ist futsch | |
> Theresa May lehnt die vom EU-Verhandlungsführer gewünschte Regelung für | |
> Nordirland ab. Sie sieht die Integrität des Königreichs gefährdet. | |
Bild: Um eine harte nordirische Grenze zu vermeiden, gibt es drei Möglichkeiten | |
Brüssel taz | Nach monatelangen zähen Verhandlungen hat die EU das Endspiel | |
um den Brexit eröffnet. Verhandlungsführer Michel Barnier legte einen | |
Entwurf für den Scheidungsvertrag vor, der die bisher getroffenen | |
Absprachen in rechtsverbindliche Paragrafen gießt. Die meisten der 120 | |
Seiten dürften unstrittig sein – bis auf die Frage der Grenze zwischen dem | |
EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland. | |
Um eine harte Grenze zu vermeiden, gebe es drei Optionen, so der Franzose: | |
erstens in einer Vereinbarung über die künftigen Beziehungen zwischen | |
Großbritannien und der EU. Dies würde aber bedeuten, dass es zum Austritt | |
im März 2019 noch keine Lösung gibt. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass | |
London (wie angekündigt) „spezifische Lösungen“ präsentiert. | |
Als dritte „Auffanglösung“ schlägt Barnier vor, dass sich Nordirland den | |
Regeln des Binnenmarkts unterwirft. Diese im EU-Jargon „regulatorische | |
Anpassung“ genannte Variante würde aber Zollkontrollen bedeuten. So oder so | |
müsse schnell eine Lösung gefunden werden, denn schon in 13 Monaten werde | |
der Brexit Realität. „Wir müssen schneller vorankommen“, so Barnier, „d… | |
ist ein Schlüsselmoment.“ | |
London und Brüssel hatten sich zwar im Dezember auf die Eckpunkte eines | |
Brexit-Vertrags geeinigt – doch Probleme wurden in Formelkompromissen | |
versteckt und kommen nun wieder zum Vorschein. Zudem gibt es Streit über | |
die Übergangsphase nach dem Austritt und die künftigen Beziehungen zur EU. | |
Brüssel fordert, dass London auch in der Übergangszeit alle relevanten | |
EU-Regeln einhält – ohne ein Mitspracherecht zu haben. Sollte | |
Großbritannien gegen EU-Recht verstoßen, könnte es sogar Sanktionen geben – | |
was London empört. | |
## Verhärtete Fronten | |
Brexit-Minister David Davis kritisierte die „unhöfliche Sprache“ und | |
forderte Änderungen. In Brüssel macht Sorgen, dass Premierministerin | |
Theresa May immer noch keine Vision für die künftigen Beziehungen vorgelegt | |
hat. Oppositionsführer Jeremy Corbyn hat eine Zollunion gefordert, May | |
lehnt das ab. | |
Ihre eigenen Pläne will sie am Freitag vorstellen – doch zunächst machte | |
sie ihrem Unmut über Barnier und den Austrittsvertrag Luft. | |
Ihre Regierung könne den Vertrag in seiner jetzigen Fassung „niemals“ | |
akzeptieren, so May. Der Vorschlag aus Brüssel, wonach Nordirland de facto | |
im EU-Binnenmarkt und der Zollunion verbleiben könnte, „untergräbt den | |
britischen Markt und bedroht die verfassungsmäßige Integrität des | |
Vereinigten Königreichs. Kein britischer Premierminister könnte dem jemals | |
zustimmen.“ | |
Die Fronten sind verhärtet – und das Vertrauen futsch. Barnier beteuert | |
zwar, er wolle die Integrität Großbritanniens nicht in Frage stellen. Doch | |
der Vorwurf steht im Raum – wenn er nicht schnell ausgeräumt wird, droht | |
die bisher schwerste Krise. Sie könnte mit einem „harten Brexit“ ohne | |
Vertrag enden – vor allem für die Wirtschaft ein Worst-Case-Szenario. | |
28 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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