# taz.de -- Brexit-Rede von Theresa May: Warnung an die EU | |
> Die britische Premierministerin verlangt gegenseitigen Respekt der | |
> Souveränität. Zentrale EU-Forderungen nennt sie „inakzeptabel“. | |
Bild: Sag zum Abschied leise „Our Future Partnership“ | |
Die britische Premierministerin Theresa May hat die Europäische Union mit | |
deutlichen Worten vor einem Scheitern der Brexit-Verhandlungen gewarnt. | |
„Wir wissen, was wir wollen“, sagte sie am Freitag in einer mit Spannung | |
erwarteten Rede in London. „Wir verstehen Ihre Prinzipen. Wir haben ein | |
gemeinsames Interesse daran, es hinzukriegen. Bringen wir es zu Ende!“ | |
May sagte, das Abkommen mit der EU müsse fünf Bedingungen erfüllen. Es | |
müsse das Brexit-Referendum von 2016 umsetzen, es müsse von Dauer sein, | |
Arbeitsplätze und Sicherheit schützen, die „moderne, offene und tolerante“ | |
britische Identität gewährleisten und die Einheit des Vereinigten | |
Königreichs stärken. Letzteres war eine Absage an den | |
Brexit-Vertragsentwurf, den EU-Chefunterhändler Michel Barnier am Mittwoch | |
vorgelegt hatte und der den Verbleib Nordirlands im Binnenmarkt und in der | |
EU-Zollunion vorsah. Eine solche Spaltung des Landes sei „inakzeptabel“, | |
betonte May. | |
May lehnte auch ab, dass Großbritannien der Rechtsprechung des Europäischen | |
Gerichtshofs unterworfen bleiben soll. Das Abkommen müsse „die | |
Souveränität der Rechtsordnung Großbritanniens und der EU anerkennen“, | |
sagte sie. Wie in jedem anderen Handelsabkommen „kann nicht das Gericht | |
einer Partei Streitfälle endgültig entscheiden“. Detailliert legte May | |
Vorschläge zu einem Freihandelsabkommen dar und wies den häufig aus Europa | |
geäußerten Vorwurf der „Rosinenpickerei“ zurück: „Jedes Freihandelsabk… | |
hat unterschiedlichen Marktzugang. Wenn das Rosinenpickerei ist, ist jedes | |
Handelsabkommen Rosinenpickerei.“ | |
Einen Verbleib in der EU-Zollunion lehnt May ab. Sie forderte aber eine | |
„Zollvereinbarung“, um nicht nur auf der irischen Insel, sondern an der | |
gesamten zukünftigen Grenze zwischen Großbritannien und EU-Staaten „so | |
reibungslosen Handel wie möglich“ ohne die Notwendigkeit von Kontrollen zu | |
ermöglichen. | |
Was Nordirland angehe, so werde sich für 80 Prozent des inneririschen | |
Handels nichts ändern und die restlichen 20 Prozent könnten mit einem | |
gesonderten Anerkennungsregime von Kontrollen freigestellt werden. Zum | |
Finanzsektor, Londons wichtigster Wirtschaftsbranche, sagte sie, es sei | |
„unrealistisch“, von der Londoner City die automatische Umsetzung neuer | |
EU-Regeln nach dem Brexit zu erwarten; anzustreben sei „das gleiche | |
regulatorische Ergebnis“. | |
Mehrfach betonte May – nicht nur an die EU gerichtet, sondern auch an die | |
Brexit-Hardliner in den eigenen Reihen –, dass am Ende der Verhandlungen | |
ein Kompromiss stehen müsse: „Keiner von uns kann genau das haben, was er | |
will. Aber wir wollen eine Einigung.“ Es sei auf beiden Seiten „mutiges und | |
kreatives Denken“ erforderlich. Auf Nachfrage bestätigte sie, dass ein | |
Abschluss der Verhandlungen ohne Einigung möglich sei. | |
2 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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