# taz.de -- Kommentar CDU-Machtkampf: Alternative zum Nörgeln | |
> Im ZDF-Interview verspricht Merkel dem Parteinachwuchs Machtteilhabe. | |
> Jetzt schielen alle auf das Amt des Generalsekretärs. | |
Bild: Bringt sich gerne selber als Nachwuchshoffnung ins Spiel: Jens Spahn | |
Mag sein, dass bei der SPD gerade mächtig Druck im Kessel ist. Aber das | |
bewahrt die CDU nicht davor, nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen | |
ebenfalls Stresssymptome zu entwickeln. In einem [1][Interview mit dem ZDF] | |
hat deren Chefin gerade personelle Erneuerungen angekündigt. Um es gleich | |
vorwegzunehmen: Sich selbst meint Angela Merkel nicht damit. | |
Im Gegenteil: Merkel bekräftigt auf Nachfrage ihre Zusage, diese | |
Legislaturperiode komplett voll zu machen. „Die vier Jahre sind jetzt das, | |
was ich versprochen habe. Und ich gehöre zu den Menschen, die Versprochenes | |
auch einhalten“, sagte Merkel. Das gelte auch für den Parteivorsitz. „Für | |
mich gehören diese beiden Ämter in eine Hand, um auch eine stabile | |
Regierung bilden zu können. Dabei bleibt es.“ | |
Das mag manchen wie eine Drohung klingen. Aber Gegenfrage: Was wäre denn | |
staatsfraulich wünschenswert? Angela Merkel wäre tatsächlich eben jene | |
schlechte Politikerin, als die sie viele hinzustellen versuchen, würde sie | |
Wankelmut signalisieren. Für eine Regierungschefin – ob geschäftsführend | |
oder wiedergewählt – wäre es ein verheerendes Signal, Resignation auch nur | |
anzudeuten. Europapolitik – mal sehen? Steuerpolitik – ich weiß nicht | |
recht? So funktioniert das nicht. | |
Gleichwohl ist ihr Versprechen an die eigenen Leute, sich bis zum Parteitag | |
am 26. Februar zu Postenfragen zu äußern, ein klares Zugeständnis. In der | |
CDU gibt es erheblichen Unmut darüber, dass die SPD sechs Ministerien | |
bekommen soll, darunter die Schlüsselressorts Außen, Finanzen und Arbeit. | |
Einflussreiche CDU-Politiker dringen nun auf Machtteilhabe des | |
Parteinachwuchses. Und tatsächlich: „Jetzt geht es doch darum, Personen | |
Chancen zu geben, die ihre politische Zukunft noch vor sich haben oder | |
mitten da drin sind“, sagt Merkel in ihrem unnachahmlichen Merkel-Sprech | |
dem ZDF. | |
## Merkel hat kaum noch attraktive Angebote zu machen | |
Junge PolitikerInnen nach vorn – eine hübsche, vor allem fällige Idee. Nur | |
leider hat Merkel nach dem vergeigten Ministerien-Geschacher kaum noch | |
attraktive Angebote zu machen. Wirtschaft, Bildung, Verteidigung, | |
Kanzleramt – das sind ihre Trümpfe. Und die sind von vornherein personell | |
begrenzt durch ihr Versprechen, die Hälfte der Posten an Frauen zu | |
vergeben. Zum anderen sollten ja wohl auch fachliche Eignungen eine Rolle | |
spielen. | |
Viele begehrliche Blicke werden sich deshalb nun aufs Konrad-Adenauer-Haus | |
richten. Merkel hat den Zugriff auf das Amt des Generalsekretärs. Es ist | |
ein wichtiges Amt, eins direkt am Puls der Volkspartei CDU. Sollte Merkel | |
sich aufraffen und einen ihrer parteiinternen Kritiker (Frauen sind in | |
diesem Club nicht in Sicht) zum Generalsekretär machen, säße diese Person | |
an einem entscheidenden Schalthebel. | |
Ein Generalsekretär ist eingebunden in die täglichen, hunderttausendfachen | |
Belange der Parteibasis. Der Job ist der eines Ermutigers und Machers, | |
nicht der des ewigen Nörglers. Einhegen durch Verantwortung, das wäre doch | |
mal was Neues für Merkels Kritiker. | |
12 Feb 2018 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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