# taz.de -- Vor dem Berlinale-Start: So geht's zum Film! | |
> Am Donnerstag startet die Berlinale. Gezeigt werden in zehn Tagen rund | |
> 400 Filme. Wie bewältigt man das? Eine Anleitung. | |
Bild: Wie behält man auf der Berlinale den Überblick? | |
Same procedure as every year Jedes Jahr im Februar wird Berlin für zehn | |
Tage zur Hauptstadt des Kinos. Seit 1951 finden hier die Internationalen | |
Filmfestspiele statt. Die Berlinale gilt als eines der drei weltweit | |
wichtigsten Filmfestivals neben Cannes und Venedig. Anders als die beiden | |
anderen ist Berlin ein Publikumsfest: Für die rund 400 gezeigten Filme | |
wurden in den vergangenen Jahren stets über 350.000 Tickets verkauft. Und | |
da fängt das Problem an: Welchen der Filme soll man anschauen? Und wie | |
kriegt man Karten dafür? | |
Lost in Translation Grundlage für das persönliche Drehbuch ist ein 54 | |
Seiten dünnes Heftchen, das die Berlinale vergangenen Mittwoch auch der taz | |
beilegen ließ. Das offizielle Programm mit allen Filmen, Sektionen, Zeiten | |
und Orten fällt in diesem Jahr leider ziemlich unübersichtlich aus: Die | |
üblichen Tabellen fehlen (und die App fürs Handy ist ebenfalls wenig klar | |
strukturiert). Dafür finden sich in dem Heft Kurzbeschreibungen der Filme – | |
die aber mit Vorsicht zu genießen sind und bestenfalls einige Anhaltspunkte | |
geben. | |
Terminator 17 Der Reiz – und das Risiko – der Berlinale: Viele Filme sind | |
Weltpremieren, niemand hat sie vorher gesehen. Deswegen weiß auch keiner, | |
ob sie etwas taugen. Selbst im Wettbewerb, der vermeintlich renommiertesten | |
Reihe im Programm der Festspiele, finden sich jedes Jahr gnadenlos | |
schlechte Streifen – hier ist dieses überholte Synonym tatsächlich | |
angebracht. Bei der Auswahl sollte man sich an die angegebenen Fakten | |
halten. Kommt der Film etwa aus Frankreich und man hat noch nie einen guten | |
Film aus Frankreich gesehen, darf das durchaus als Kriterium für die | |
Nicht-Auswahl gelten. Anders herum: Wer eine Leidenschaft für Myanmar hat, | |
wird wahrscheinlich sogar einen eigentlich wenig spannenden Krimi aus | |
diesem Land lieben. | |
Auch auf die Länge sollte man achten: 200-Minüter liegen nicht jedem. Und | |
wer gleich mehrere Filme hintereinander schauen will, muss darauf achten, | |
bei welchen Werken das aufgrund der Vorführzeiten überhaupt möglich ist. | |
Achtung auch beim Hinweis „Ohne Dialog“: Es handelt sich | |
höchstwahrscheinlich um einen Experimentalfilm mit hohem Einschlaf-Faktor. | |
Andererseits: Die meisten Berlinale-Kinos sind so bequem, dass man sich | |
dabei zumindest nicht den Kopf verrenkt. Nur schnarchen sollte man nicht. | |
Wer ganz mutig ist, ignoriert jeden Hinweis und kauft einfach an der | |
Abendkasse Karten für den Film, für den es noch welche gibt. Das kann | |
furchtbar enden, aber auch der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. | |
Catch me if you can Womit wir beim sich jährlich wiederholenden Drama | |
wären: Wie kommt man an Karten? Denn obwohl die meisten Berlinale-Kinos | |
riesig sind, sind viele Filme bereits wenige Minuten nach Vorverkaufsbeginn | |
ausverkauft. | |
Wer auf Nummer sicher gehen will, muss sich anstellen, und zwar früh – | |
sprich richtig früh. An vier Vorverkaufsstellen – in den Potsdamer Platz | |
Arkaden, im Kino International, im Haus der Berliner Festspiele und im | |
Audi-Laden am Ku’damm (einer der Sponsoren) – beginnt täglich um 10 Uhr der | |
Kartenverkauf. Und es gibt Menschen, die verbringen die Nacht davor vor den | |
Häuschen, damit sie dann auch wirklich Karten für den Wettbewerbsfilm (und | |
noch fünf andere) bekommen. | |
Für Filme der anderen Reihen, also etwa das Panorama (das internationale | |
Independent-Produktionen und viele Dokumentationen zeigt), das Forum (das | |
eher experimentell geprägt ist) oder die Retrospektive (die sich dieses | |
Jahr mit dem Weimarer Kino beschäftigt), reicht es allerdings oft, sich | |
später anzustellen (etwa in der Mittagspause), oder die Karten im Internet | |
zu kaufen. In den letzten Jahren hat die Berlinale das Kontingent der dort | |
angebotenen Tickets erhöht, so dass man selbst um 10.05 Uhr etwas bekommen | |
kann. | |
Fast so unübersichtlich wie die vielen Filmreihen sind die | |
Vorverkaufsfristen. Grundsätzlich gilt: Tickets gibt es nur drei Tage im | |
Voraus. Karten für den sogenannten Publikumstag am 25. Februar, für den | |
Spielort Friedrichstadt-Palast sowie für die Reihen „Kulinarisches Kino“ | |
und „Berlinale goes Kiez“ gibt es schon am ersten Vorverkaufstag, also am | |
kommenden Montag. | |
Breakfast at Tiffany’s Wer Promis sehen will, der kriegt sie wahrscheinlich | |
auch zu Gesicht. Vor allem vor den abendlichen Premieren im Wettbewerb im | |
Berlinale-Palast am Potsdamer Platz flanieren Stars und Sternchen über den | |
roten Teppich. Angekündigt sind dieses Jahr unter anderem Tilda Swinton, | |
Isabelle Huppert, Robert Pattinson und Joaquin Phoenix. Auch das Warten | |
nach den Pressekonferenzen kann sich für Autogramm- und Selfiejäger lohnen. | |
Andererseits garantieren eben auch Promis noch keinen guten Film. Und wer | |
auf sie verzichten will, kann das ebenfalls mit gutem Grund tun und sich | |
auf die kleineren Filme konzentrieren, die viel seltener regulär in die | |
deutschen Kinos kommen. | |
Für viele Hollywood-Wettbewerbsfilme steht der Kinostart dagegen oft schon | |
fest – manchmal ist der sogar schon während der Berlinale. Und es gibt noch | |
einen Grund, Filme anderer Reihen denen des Wettbewerbs vorzuziehen: Meist | |
sind Darsteller und Regisseur anwesend, die im Anschluss an den Film sehr | |
gerne Fragen aus dem Publikum beantworten. | |
Für eine Handvoll Dollar Die Berlinale kann teuer werden: Die regulären | |
Tickets für alle Reihen kosten inzwischen 12 Euro pro Person, | |
Wettbewerbsfilme im Berlinale-Palast sogar 15 Euro. Am letzten Tag kostet | |
jeder Film hingegen nur acht Euro. Wer sparen muss, schaut Kinder- und | |
Jugendfilme (die sich durchaus auch an Erwachsene richten): Da beträgt der | |
Eintrittspreis nur vier Euro. | |
Das Porträt einer leidenschaftlichen Cineastin, ein Interview mit Regisseur | |
Michael Verhoeven und noch mehr zur Berlinale in der gedruckten taz.Berlin | |
am Wochenende. | |
10 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
## TAGS | |
Dieter Kosslick | |
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