# taz.de -- Deutsche Grenzgeschichte: Neuer Mauertunnel entdeckt | |
> Bei Bauarbeiten unter dem Mauerpark kommt ein bislang unbekannter | |
> Fluchttunnel zutage. Den untersuche nun ein Archäologe, sagt der Sprecher | |
> der Wasserbetriebe, Stephan Natz. | |
Bild: Heute ein Ort, der eher verbindet als trennt: der Mauerpark in Berlin | |
taz: Herr Natz, die Wasserbetriebe haben einen spektakulären Fund gemacht. | |
Was ist passiert? | |
Stephan Natz: Unter dem Mauerpark legen wir einen großen unterirdischen | |
Stauraumkanal an. Bei den Vorbereitungen für die Startbaugrube am Eingang | |
Bernauer Straße sind unsere Leute beim Abbaggern auf ein etwa vier mal vier | |
Meter großes Fundament gestoßen. Aus diesem guckten abgesägte | |
Eisenbahnschienen heraus. Dabei handelte sich um eine Panzersperre aus der | |
Zeit kurz nach dem Mauerbau. Direkt hinter der Panzersperre begann in der | |
Frühzeit der DDR das Territorium von Westberlin. Erst 1988 ist das Gelände | |
in Rahmen eines Gebietstauschs zu Ostberlin gekommen. Es wurde gegen das | |
Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz eingetauscht. | |
Was haben die Wasserbetriebe nach dem Fund veranlasst? | |
Der Verein der Freunde des Mauerparks hat sofort kombiniert, dass es sich | |
um eine Panzersperre handelt. Daraufhin haben wir den Archäologen und | |
Mauerforscher Torsten Dressler hinzugezogen. | |
Wie ging es dann weiter? | |
Herr Dressler hat das Gebiet im Dezember drei Tage lang mit seinen Leuten | |
untersucht. Dabei hat er alte Schuppenfundamente des früheren Güterbahnhofs | |
freigelegt. Das Gelände des Mauerparks war 1860 ja ein Güterbahnhof – der | |
frühere Nordbahnhof. Dressler ist auf die Grenze spezialisiert. Er kannte | |
das Buch von Dietmar Arnold über die Tunnel an der Grenze. | |
Sie sprechen von dem Vorsitzenden des Vereins Berliner Unterwelten? | |
So ist es. In einem von Arnolds Büchern gibt es eine Skizze, die den alten | |
Verlauf der Grenze aus Sicht von Zeitzeugen beschreibt. Dazu gehört auch | |
die ungefähre Lage von Tunneln. Dressler ist dann mit Pinseln, Besen und | |
Spachteln auf Knien herumgerutscht. In dem weißen Sand unter den | |
Schuppenfundamenten hat er geometrisch exakt abgezirkelt dunklen Sand | |
gefunden, in einer Breite von 1,30 mal knapp 3 Metern. | |
Das war der Zugang zu einem früheren Tunnel? | |
Auf alle Fälle hat man von dort aus begonnen, einen Tunnel zu graben. | |
Vor dem Gebietsaustausch befand sich die Stelle auf Westseite? | |
Das macht die Sache ja so speziell, weil die meisten Tunnel von der | |
Ostseite in Richtung Westen gegraben wurden. An dieser Stelle aber ist | |
begonnen worden, drei Tunnel in den Osten zu graben. Einen davon hat man | |
nun entdeckt. Das Ziel war wohl ein Haus in der Oderberger Straße. | |
Wurde der Tunnel vollendet? | |
Die Buddler sind wohl nicht direkt bis an das Haus herangekommen. Entweder | |
wurde der Bau verraten oder er wurde bemerkt. | |
12 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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