| # taz.de -- Absage in Sachen Mauerradweg: Bund fährt nicht auf Mauer ab | |
| > Die Bundesregierung hält den teils ziemlich maroden Mauerradweg nicht für | |
| > „national bedeutsam“ und beteiligt sich deshalb nicht an der Sanierung. | |
| Bild: Ein Stückchen des Berliner Mauerwegs, hier an der Puschkinallee zwischen… | |
| In seinem Bemühen, den auf vielen Kilometern reparaturbedürftigen | |
| Mauerradweg zu sanieren, darf Berlin nicht auf die Hilfe des Bundes hoffen. | |
| „Die Bundesregierung kann Gedenkstättenprojekte und Erinnerungsorte nur | |
| dann ergänzend fördern, wenn sie national bedeutsam sind“, begründet dies | |
| Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in ihrer Antwort auf eine | |
| bisher unveröffentlichte Kleine Anfrage des Berliner Bundestagsabgeordneten | |
| Stefan Gelbhaar (Grüne), die der taz vorliegt. Der Tag des Mauerfalls jährt | |
| sich an diesem Freitag zum 29. Mal. | |
| Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte den 160 Kilometer langen Radweg | |
| weitgehend entlang des einstigen Grenzstreifens auf Initiative des grünen | |
| Abgeordneten Michael Cramer ab 2001 eingerichtet. Nach und nach wurden | |
| viele Lücken geschlossen. Trotzdem befindet sich der Weg in schlechtem | |
| Zustand, wie ein Plan der landeseigenen Grün Berlin GmbH aus dem Jahr 2010 | |
| ergab. Demnach waren fast zehn Kilometer, sechs Prozent des Gesamtwegs, | |
| dringend sanierungsbedürftig, da dort „durch erhebliche Mängel Unfallgefahr | |
| oder die Gefahr der Schädigung des Fahrrads besteht“. Laut zuständiger | |
| Senatsverwaltung für Verkehr hat sich daran in den letzten acht Jahren so | |
| gut wie nichts geändert. | |
| „Der Mauerweg ist in der gemeinsamen Regierungszeit von SPD und CDU | |
| sträflich vernachlässigt worden“, hatte der grüne Bundestagsabgeordnete | |
| Stefan Gelbhaar daraufhin der taz im Juli gesagt. „Das muss nachgearbeitet | |
| werden.“ Schließlich hatte sich Rot-Rot-Grün im Koalitionsvertrag dazu | |
| bekannt, schadhafte Stellen des Mauerradwegs zu beheben. | |
| ## Kein Interesse – wie absurd | |
| Der Bund zeigt daran jedoch kein Interesse. Die Bundesregierung „begrüßt“ | |
| zwar laut Grütters’ Antwort „Maßnahmen der Länder, die darauf abzielen, … | |
| authentischen Orten an die frühere Teilung Deutschlands zu erinnern“. | |
| Ansonsten straft sie den Mauerradweg mit Missachtung. Zwar sei die | |
| Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Eigentümerin von 37 Liegenschaften im | |
| ehemaligen Grenzstreifen; ob darauf aber auch der Mauerweg verlaufe, sei | |
| nicht erfasst. | |
| Lediglich von einem Grundstück in Staaken weiß der Bund, dass es in seinem | |
| Eigentum ist und auch der Radweg darauf entlangführt – aber offenbar nur, | |
| weil die Fläche demnächst verkauft werden soll. In den letzten Jahren war | |
| es immer wieder zu Konflikten mit privaten Eigentümern gekommen, weil diese | |
| den Bau des Radwegs auf ihren Grundstücken verhindern wollten, oft mit | |
| Erfolg. „Der Bund nimmt noch nicht einmal als Grundstückseigentümer seine | |
| Verantwortung wahr, denn er weiß gar nicht um die Geschichte seiner | |
| Liegenschaften“, kommentiert dies der Abgeordnete Gelbhaar. | |
| Generell zeigte sich Gelbhaar „enttäuscht“ von den Antworten und der | |
| Einstellung des Bundes. „Mauerbau, Teilung und friedliche Revolution sind | |
| für Kulturstaatsministerin Grütters offensichtlich rein lokale Ereignisse – | |
| wie absurd. Alle Besucherinnen und Besucher Berlins nehmen das wohl ganz | |
| anders wahr“, sagte er der taz. Die Berliner Mauer sei nicht nur Teil der | |
| Geschichte Berlins. „Das sollte doch wohl Konsens sein.“ | |
| 8 Nov 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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