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# taz.de -- Rassismus im Fußballstadion: Hannover 96 stellt Strafanzeige
> Nach rassistischen Beschimpfungen gegen dunkelhäutige Spieler von Mainz
> 05 herrscht bei 96 Ratlosigkeit: Der Club distanziert sich, kann die Lage
> aber schwer einschätzen.
Bild: Bereits 2015 positionierte sich 96 gegen Rassismus. Bei einigen Fans blie…
HANNOVER taz | Es war der Skandal des 18. Spieltags in der
Fußball-Bundesliga: Anhänger von Hannover 96 hatten die nigerianischen
Nationalspieler Leon Balogun und Anthony Ujah beim Aufwärmen vor dem
Zuschauerblock N2 mit Affenlauten beleidigt.
Balogun hatte den Vorfall per Twitter öffentlich gemacht, um ein Zeichen zu
setzen. „In keiner Kurve der Welt sollte Platz für Rassismus sein“, schrieb
der 29-Jährige. „Traurigerweise wurde ein Junge, der noch keine zwölf Jahre
alt war, zum Mitmachen animiert“, berichtete Balogun.
Der Verein hat die Vorfälle in einer Stellungnahme aufs Schärfste
verurteilt. Darin ist von einer „hirnlosen Aktion“ weniger Einzelpersonen
die Rede. Darüber hinaus hat Hannover 96 Strafanzeige wegen des Verdachts
der Volksverhetzung gestellt.
Die Ermittler bauen bei der Aufklärung auf Zeugenhinweise. Die Befragungen
dauern an. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorfälle hatten sich neutrale
Zuschauer gemeldet und bestätigt, dass es zu verbalen Entgleisungen
gekommen war.
Die Chance, dass so mancher Übeltäter identifiziert werden kann, wird als
gut eingestuft. Wer sich im Block N2 strafbar gemacht hat, soll neben
Zeugenbefragungen auch durch die Auswertung von Videoaufnahmen möglichst
schnell aufgeklärt werden. Da für diesen Zuschauerbereich gar keine
Tageskarten verkauft werden, ist der Kreis an potenziellen Tätern nicht
unendlich groß.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ermittelt nach den Vorfällen ebenfalls und
hat Hannover 96 zu einer Stellungaufnahme aufgefordert. Auch wenn sich der
Verein bei den Spielern von Mainz 05 entschuldigt hat: Ihm droht eine
Geldstrafe.
Jenseits der strafrechtlichen Aufarbeitung herrscht in Hannover derzeit
Ratlosigkeit. Waren es verbale Ausrutscher? Oder hat Hannover 96 sogar ein
Problem mit rechtsextremen Fans?
Die Gemengelage im Stadion am Maschsee ist kompliziert. Seitdem sich der
harte Kern der Anhänger mit Präsident Martin Kind streitet und die Stimmung
bei Heimspielen boykottiert wird, lässt sich kaum noch einkreisen, wer den
Ton in der Fankurve angibt.
Im Oberrang der Nordkurve gibt es 6.000 Sitzplätze, im Unterrang 6.000
Stehplätze. Ob sich hier und da rechte Tendenzen einschleichen, kann trotz
einer engen Zusammenarbeit mit Staatsschutz, Polizei, Sicherheitsdienst und
Fanbeauftragten nur erahnt werden.
„Wir müssen uns damit beschäftigen. Aber das Thema ist neu für uns“,
versichert Stadionchef Thorsten Meier. Er ist schon seit 2008 Stadionchef
bei Hannover 96 und hat nicht immer mit den schönen Seiten des Profisports
zu tun. Und er macht klar: „Rassismus hat bei uns nichts zu suchen.“
## Der Umgang mit Rassismus ist für 96 schwierig
Wie man mit seinen eigenen Fans umgeht und wie sich Gewalt sowie Rassismus
aus dem Stadion drängen lassen, bleibt für die Entscheider von Hannover 96
ein sehr schwieriges Thema.
Sportdirektor Horst Heldt hat mitten in den scharfen Debatten um den Kurs
von Präsident Kind, der um das alleinige Sagen im Verein kämpft und ihn wie
ein Wirtschaftsunternehmen zielstrebig weiterentwickeln will, ein
Kernproblem eingeräumt: Ihm fällt es zunehmend schwerer, repräsentative
Ansprechpartner aus der Fanszene zu finden.
Die Mehrheit der Ultras, die sich traditionell für die Stimmung im Stadion
und den organisierten Support für die Mannschaft zuständig fühlen, schweigt
derzeit. Wer in der Nordkurve Meinungsführer ist und welche Hierarchien
gerade aktuell sind – Sportchef Heldt und Stadionchef Meier wissen es
derzeit offenbar nicht.
22 Jan 2018
## AUTOREN
Christian Otto
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Schwerpunkt Rassismus
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