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# taz.de -- US-Präsident gegen Steve Bannon: Trumps beißende Abrechnung
> Trump bricht öffentlich mit seinem Ex-Chefstrategen Steve Bannon und
> wirft ihm vor, den Verstand verloren zu haben. Bannon hatte Trump Jr.
> kritisiert.
Bild: Jetzt dürfte Trump und Bannon mehr trennen als ein Tisch
Washington dpa | Donald Trump braucht ganze 1.158 Zeichen, um seiner Wut
freien Lauf zu lassen. In harschen Worten rechnet der Präsident am Mittwoch
mit seinem [1][ehemaligen Chefstrategen] Steve Bannon ab. Er zweifelt an
dessen geistiger Verfassung und beschreibt ihn als Scharlatan. „Bannon hat
nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun“, so Trump. „Als er
gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen
Verstand.“ Bannon habe wenig Anteil an seinem Wahlsieg gehabt. Im Weißen
Haus habe er sich wichtiger gemacht, als er es gewesen sei.
Trump bricht öffentlich mit Bannon, nachdem dieser Trumps ältestem Sohn
wegen eines Treffens mit einer russischen Anwältin kritisiert hatte. Die
Äußerungen des Präsidenten fallen wohlgemerkt nicht auf Twitter, das Weiße
Haus verschickt stattdessen eine Pressemitteilung.
Auslöser des Ganzen ist ein Buch des Journalisten Michael Wolff, das in der
kommenden Woche erscheint und den Titel „Fire and Fury“ („Feuer und Zorn�…
trägt. Trump kommt darin nicht gut weg, so kann man es zumindest in ersten
Auszügen nachlesen.
In [2][einem Stück] im New York Magazine zeichnet Wolff das Bild eines
Wahlkampfteams, in dem kaum jemand an einen Wahlsieg Trumps geglaubt habe.
Nicht einmal der Unternehmer selbst. Michael Flynn, der später seinen
Posten als Sicherheitsberater nach nur 25 Tagen räumen musste, soll so
sogar ein Redehonorar eines russischen Staatssenders heruntergespielt
haben. Flynn habe zu einem Freund gesagt, dass die 45 000 US-Dollar, die er
für die Rede bekommen habe, nur ein Problem darstellten, wenn man die Wahl
gewinnen werde.
## Von Chaos geprägte Regierungszentrale
Wolff sagt, er habe in 18 Monaten über 200 Interviews geführt. Er habe so
etwas wie einen Sitz auf einem Sofa im Westflügel der Regierungszentrale
gehabt. Das Weiße Haus weist das zurück. Das Buch sei voll mit falschen und
irreführenden Behauptungen von Menschen, die keinen Zugang oder keinen
Einfluss hätten, sagt Trumps Sprecherin Sarah Sanders. Es sei nicht mehr
als „trashige Boulevard-Fiktion“.
Wolff beschreibt eine von Chaos geprägte Regierungszentrale, in der es
anfangs kaum klar verteilte Rollen, aber viele um Einfluss buhlende Figuren
gab. Trump stellt er als undisziplinierten Präsidenten dar, der den Sinn
für die Realität verloren habe und selbst von seinen engsten Beratern
missachtet werde.
Immer wieder im Zentrum der Schilderungen steht Bannon. Hängen bleibt dabei
das Bild eines Mannes, der eifrig die Fäden im Hintergrund spann. Das ist
nichts Neues. Bannon selbst war während seiner Zeit im Weißen Haus eifrig
bemüht, dieses Image eines düsteren Strategen zu pflegen. Sein Büro im
Westflügel bezeichnete er oft als „War Room“, als Kriegszentrale. An einer
Wand hing ein Zettel mit Versprechen, die Trump während des Wahlkampfes
gemacht hatte und die Bannon in den ersten hundert Tagen der
Präsidentschaft umsetzen wollte.
Bannon fiel dem Machtkampf im Weißen Haus zum Opfer, da war er gerade etwas
mehr als zweihundert Tage im Amt. Seither konzentriert er sich nicht nur
darauf, populistische Kandidaten zu finden, die er in seinem selbst
erklärten Krieg gegen das Establishment der Republikaner in die
parteiinternen Vorwahlen schicken will. Er ist auch eifrig bemüht, seine
Sicht über Trumps Präsidentschaft zu verbreiten. So bezeichnete er den
Rausschmiss von FBI-Chef James Comey als großen Fehler.
In dieselbe Kerbe schlägt Bannon nun mit dem, was er über [3][ein Treffen
von Trumps ältestem Sohn] mit einer russischen Anwältin während des
Wahlkampfes zu sagen hat. Das sei „Verrat, unpatriotisch und übler Mist“
gewesen. So zumindest zitiert der britische „Guardian“ Äußerungen Bannons
aus Wolffs Buch.
Das Treffen im Juni 2016 ist Teil der Russland-Affäre um Einfluss aus
Moskau auf die US-Wahl. Trump Jr. hatte sich von der Anwältin heikle
Informationen über Hillary Clinton versprochen, der demokratischen
Präsidentschaftskandidatin. Mit im Raum waren bei dem Gespräch auch Trumps
Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie der damalige Wahlkampfchef
Paul Manafort.
Bannon soll darüber gesagt haben: „Die drei ranghohen Herren hielten es für
eine gute Idee, in einem Konferenzraum im 25. Stock des Trump Towers eine
Vertreterin einer ausländischen Regierung zu treffen – ohne Anwälte. (…)
Jemand hätte sofort das FBI rufen sollen.“
Bannon widerspricht damit indirekt der Darstellung Trumps, dass es keine
geheimen Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gegeben
habe. Der Ex-Berater sei Trumps Frankenstein-Monster, schreibt David Graham
im „Atlantic“. Trump habe ihm Macht gegeben und ihn dann entlassen, nun
verfolge Bannon ihn. Dass dieser es wage, das Treffen von Don Jr. als
Verrat zu bezeichnen, sei bedeutend, weil er auf ewig das Label des
Ex-Chefstrategen im Weißen Haus tragen werde.
## Trump jetzt auf der Seite des Establishments
Noch dazu schießt Bannon gegen die Familie des Präsidenten, den heiligen
Kern in der Trumpschen Welt. Das erklärt vielleicht in Teilen, warum Trumps
Reaktion so heftig ausfällt. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagt, Trump sei
wütend über Bannons Äußerungen und angewidert. Seine Anschuldigung gegen
Trump Jr. sei lächerlich.
Und Trump missfiel es schon seit längerem, dass Bannon sich so viel Geltung
verschaffen konnte. Schon im November 2016 sagte er der New York Times, der
einzige, der Entscheidungen treffe, sei er selbst. In seiner Erklärung vom
Mittwoch stellt er Bannon als Hochstapler dar, der gezielt Informationen an
die Medien durchgestochen habe, um sich wichtig zu tun. „Steve
repräsentiert nicht meine Basis, es geht ihm nur um sich selbst“, erklärt
Trump.
Am bemerkenswertesten ist aber vielleicht der letzte Absatz seiner
Stellungnahme. Es gebe viele großartige republikanische Kongressmitglieder
und Kandidaten, die hinter seiner Agenda stünden, heißt es da. Genau wie
ihm selbst sei ihnen daran gelegen, das Land aufzubauen, „statt einfach
alles niederbrennen zu wollen“. Trump stellt sich damit auf die Seite jener
Konservativen, die seit längerem gefordert hatten, er müsse sich von Bannon
lossagen. Dem Establishment, dem Bannon den Kampf angesagt hat.
4 Jan 2018
## LINKS
[1] /!5435409/
[2] http://nymag.com/daily/intelligencer/2018/01/michael-wolff-fire-and-fury-bo…
[3] /!5429457/
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