# taz.de -- Kritik am dänischen Rundfunk: Streit um hohe Beiträge | |
> 340 Euro zahlen DänInnen jährlich für das öffentlich-rechtliche Programm. | |
> Rechte Parteien machen nun Stimmung gegen die „Linkssender“. | |
Bild: Stehen ihre Jobs bald zur Disposition? Zwei dänische Fernsehjournalistin… | |
Stockholm taz | Danmarks Radio (DR), das öffentlich-rechtliche Radio und | |
Fernsehen, ist den DänInnen lieb und teuer. Von allen Medien genießt es mit | |
weitem Abstand das höchste Vertrauen – und das kostet. Umgerechnet 340 Euro | |
zahlen die DänInnen für ihre medielicens. In Deutschland sind es 210 Euro. | |
Teurer als in Dänemark ist der Öffentlich-Rechtliche nur in der Schweiz und | |
in Norwegen. | |
Das könnte sich bald ändern: Weil die aktuelle Festlegung des | |
Rundfunkbeitrags Ende des Jahres ausläuft, arbeitet Kultusministerin Mette | |
Bock, Mitglied der Liberalen, gerade an einer neuen Berechnung. Und die | |
wird hitzig diskutiert. Die rechtsliberale Regierungspartei Venstre will | |
das DR-Budget um 12,5 Prozent kürzen. Ihr Koalitionspartner, die | |
rechtspopulistische Dänische Volkspartei, will dem Sendern sogar ein | |
Viertel seiner Einnahmen streichen und stellt den Rundfunkbeitrag gleich | |
komplett in Frage. | |
Für die Dänische Volkspartei gehört der Kampf gegen den vermeintlichen | |
„Linkssender“ und die Forderung nach Kürzungen und der Abschaffung der | |
„Lizenz“ schon lange zum jährlich wiederkehrenden Mantra. Neu ist nun, dass | |
sich erstmals eine breite politische Mehrheit dafür abzeichnet. | |
Die Sozialisten lehnen Budgetkürzungen bei DR zwar ab, zeigen sich aber | |
offen für ein künftiges Steuermodell: „Wenn der Manager genauso viel | |
bezahlen muss wie der Student oder der Arbeitslose ist das ungerecht“, | |
meint ihr Fraktionsvorsitzender Jacob Mark. Auch die oppositionellen | |
Sozialdemokraten befürworten eine Mediensteuer, der „größeren | |
Gerechtigkeit“ wegen. „Entscheidend ist, dass die dänische Bevölkerung ein | |
gutes Public-Service-Angebot behält“, sagt deren medienpolitische Sprecher | |
Mogens Jensen. Solange das sichergestellt sei, könne man auch Kürzungen | |
mittragen. | |
Dem DR war zuletzt immer wieder vorgeworfen worden, die Rundfunkgebühr zu | |
verschwenden. Da war zum Beispiel die „bizarre Geschichte“ | |
(Kultusministerin Mette Bock) um den „Lizenzgaul“: Der neue | |
US-Korrespondent ließ das Pferd seiner Ehefrau mit Gebührengeldern nach | |
Washington transportieren. Dann wurden die massiven Gehaltserhöhungen für | |
Direktoren öffentlich, ebenso fragwürdige Beraterverträge und überteuerte | |
Produktionen. | |
## Geld für neue digitale Plattformen | |
Hinzu kamen merkwürdige Programmentscheidungen, die zu belegen scheinen, | |
wie bereitwillig man offenbar parteipolitischem Druck nachgibt. „Die Haie, | |
die DR seit Jahren hungrig umkreisen, haben noch mehr Blutwitterung | |
aufgenommen“, kommentierte die linke Tageszeitung Information, und warf dem | |
Sender eine Mitschuld an der „gedankenlosen Fahrt in den medienpolitischen | |
Abgrund“ vor. | |
Aber Gerechtigkeit und die Verschwendungsvorwürfe sind nicht die einzigen | |
Argumente der Rundfunk-KritikerInnen. Die Rechtspopulisten erwarten, über | |
die jährliche Budgetverhandlungen politischen Einfluss auf das Programm | |
nehmen zu können. Die rechtsliberale Regierung verspricht mehr Vielfalt: | |
Breche man das derzeitige „Monopol“ auf, könne man neue digitale | |
Plattformen finanzieren. Die Tageszeitungsverlage wiederum hoffen: Wenn die | |
KonsumentInnen weniger Rundfunkgebühr zahlen und die Öffentlich-Rechtlichen | |
deswegen dünneres Programm senden, dann geben die Konsumentinnen wieder | |
mehr Geld für die kostenpflichtigen Angeboten der Verlage aus. | |
Sollte wirklich eine Mediensteuer kommen, werde es der DR noch schwerer | |
haben, seine politische Unabhängigkeit zu verteidigen, sagt der | |
Kommunikationswissenschaftler Henrik Søndergaard: Es bestehe die Gefahr, | |
dass dann weniger für die Konsumenten und mehr „für die, die bezahlen, also | |
die Politiker“ produziert werde. Eine Mediensteuer, wie man sie etwa seit | |
2013 [1][in Finnland habe], gebe den Politikern mehr Einfluss. Auch | |
Vertreter mehrerer öffentlich-rechtlicher europäischer Sender – darunter | |
ARD, BBC, die norwegischen, schwedischen und isländischen – warnen nun in | |
[2][einem offenen Brief] vor einer „Bedrohung“ des Public Service in | |
Dänemark. | |
18 Jan 2018 | |
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## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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