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# taz.de -- Stichwahl um Präsidentenamt in Liberia: Ex-Fußballstar gegen Vize…
> In Liberia kommt es erstmals zu einem demokratischen Machtwechsel. Das
> endgültige Ergebnis der Präsidentschaftswahl steht aber noch aus.
Bild: Stichwahl in Liberia am 26. Dezember 2017
Monrovia ap | Fast drei Monate nach der ersten Wahlrunde haben die Menschen
in Liberia in einer Stichwahl einen Nachfolger für [1][Präsidentin Ellen
Johnson-Sirleaf] gewählt. Die zweite Runde war verschoben worden, weil sie
zwei Mal vor Gericht angefochten worden war. Am Dienstag waren nun 2,2
Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, sich zwischen dem ehemaligen
Fußballstar George Weah und Vizepräsident Joseph Boakai zu entscheiden. Das
Ergebnis könnte allerdings erst im kommenden Jahr vorliegen.
Es ist das erste Mal seit mehr als 70 Jahren, dass eine demokratisch
gewählte Regierung in dem westafrikanischen Land die Macht an eine andere
abgeben wird. Die 79-jährige Amtsinhaberin Johnson-Sirleaf, die erste
Präsidentin Afrikas und Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2011, durfte
nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten.
Bei der ersten Wahlrunde am 10. Oktober war die Beteiligung hoch gewesen.
Nach den juristischen Kontroversen und der Verschiebung der eigentlich für
7. November geplanten Stichwahl war die Beteiligung diesmal geringer, wie
Wahlhelfer nach Ende der Abstimmung sagten. Das Interesse habe wohl
nachgelassen, weil – anders als im Oktober – keine Abgeordneten zur Wahl
standen. Einige Bürger beklagten sich, sie hätten ihre Namen in den
Wahllokalen nicht finden und deswegen nicht abstimmen können.
Die Wahlkommission erklärte, dass die Wählerlisten wie vom Obersten
Gerichtshof gefordert nun in Ordnung seien. Bis zur Veröffentlichung des
Endergebnisses hat sie zwei Wochen Zeit.
## 50.000 Arbeitsplätze in 150 Tagen
„Dies ist ein großer Tag, denn es ist ein Test für die Demokratie“, sagte
der 73-jährige Boakai nach seiner Stimmabgabe. Er ist seit zwölf Jahren
Vizepräsident des Landes. Der 51-jährige Weah, nach seiner Fußball-Karriere
zum Senator gewählt, erklärte: „Das ist ein guter Prozess, und ein sehr
friedlicher. Das ist das Wichtigste.“ Johnson-Sirleaf, die keine
Wahlempfehlung abgegeben hatte, habe ebenfalls gewählt, sagte ein Sprecher.
Im Township New Georgia westlich der Hauptstadt Monrovia stellten sich die
ersten Menschen bereits vor Tagesanbruch an und suchten mit Taschenlampen
auf den Wählerlisten nach ihren Namen. „Wir brauchen einen Staatschef, der
das Land nach vorne führt, nicht rückwärts“, sagte der 32-jährige Samuka
Donzo. Der Fischverkäufer Siami Morris erklärte, die Menschen wünschten
sich nach den juristischen Turbulenzen der vergangenen Monate nun Klarheit.
Weah bewarb sich bereits zum dritten Mal um die Präsidentschaft, er wird
vor allem von jüngeren Menschen unterstützt. 60 Prozent der Bevölkerung
Liberias sind unter 30 Jahre alt. „Wie viele von euch, war ich ein Opfer
von Armut“, sagte Weah im Wahlkampf. Er versprach eine bessere Zukunft und
Arbeitsplätze.
Boakai hat vor allem den Bau von Straßen zugesagt. „Wenn es Straßen gibt,
können alle anderen Dinge passieren“, sagte er. Boakai versprach im Fall
eines Wahlsiegs die Schaffung von 50.000 Arbeitsplätzen innerhalb seiner
ersten 150 Tage im Amt.
Amtsinhaberin Johnson-Sirleaf hat das noch immer bitterarme Land aus den
Wirren eines 14-jährigen Bürgerkriegs mit mehr als einer Viertelmillion
Toten geführt, der 2003 beendet wurde. 2006 trat sie ihre erste
sechsjährige Amtszeit an, 2011 bekam sie zusammen mit zwei weiteren
Aktivistinnen den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für Frauenrechte.
Ihr Versuch zum Aufbau des Landes wurde von einer tödlichen Ebola-Epidemie
2014 und 2015 zurückgeworfen, die fast 5.000 Menschen das Leben kostete.
27 Dec 2017
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