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# taz.de -- Verkehrsprobleme in Ugandas Hauptstadt: Weihnachtszeit ist Chaoszeit
> Alkohol und Staus haben in diesen Tagen Hochkonjunktur in Kampala. Selbst
> die Polizei baut Unfälle. 2016 gab es hier weltweit die meisten
> Verkehrstoten.
Bild: Ugander sind Meister des Verkehrsstaus: Szene aus Kampala
Kampala taz | Weihnachtszeit in Uganda ist Verkehrschaoszeit. In der
Hauptstadt Kampala ist in diesen Tagen einfach kein Durchkommen mehr.
Sämtliche Hauptstädter und die Leute im Einzugsgebiet sind unterwegs, um
Weihnachtseinkäufe in den Shoppingzentren und auf den Märkten zu erledigen.
Danach fahren sie alle mit vollbeladenen Kofferräumen an die Tankstelle, um
vollzutanken und dann geht’s los: mit Kind und Kegel und Sack und Pack in
die jeweiligen Heimatdörfer.
Spätestens am Wochenende werden nun Karawanen von Autos sich sehr langsam,
Stoßstange an Stoßstange, die wenigen Straßen aus der Hauptstadt
hinausbewegen. Dann kehrt endlich Ruhe ein in Kampala.
Doch bis dahin ist das Thema Verkehr in aller Munde. Hauptgesprächsthema in
den zahlreichen Kneipen der geschäftigen Hauptstadt sind derzeit die
spektakulären Unfälle. Denn bevor die Ugander in ihren Weihnachtsurlaub
starten, wird überall noch kräftig gefeiert: mit Kollegen, Freunden oder
Geschäftspartnern.
Die Ugander trinken gerne stark und viel. Knapp 4 Millionen von rund 35
Millionen Ugandern sind laut jüngstem Gesundheitsreport Alkoholiker. Das
ist gewaltig, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Hälfte der
Bevölkerung minderjährig ist und laut Gesetz gar nicht trinken darf.
Alkohol und Verkehrschaos ist eine schlechte Kombination. Das zeigte sich
in den vergangenen Tagen, als die Ugander Fotos von den spektakulärsten
Unfällen um die Wette twitterten. Sturzbetrunken morgens um sieben Uhr war
eine Frau so schnell den Berg hinab gerast, dass ihr Auto regelrecht abhob
und auf den Dächern von zwei Fahrzeugen aufsetzte, die auf der
gegenüberliegenden Fahrbahn im Stau standen.
Ein Kleinlaster hat es hingekriegt, eine Mauer einzufahren. Ein
Geländewagen landete auf einem Motorrad und zerquetschte es wie eine
Fliege.
## Die Verkehrspolizei ist kaum präsent
Und selbst die Polizei baut Unfälle: Da liegt ein Polizei-Pick-Up rücklings
auf der Fahrbahn. Noch im vergangenen Jahr debattierten die Ugander, wie es
sein kann, dass Uganda die weltweit höchste Zahl von Verkehrstoten
produziert. Inzwischen weiß jeder, warum.
Ausgerechnet jetzt ist die Verkehrspolizei tagsüber kaum präsent. Das hat
zwei Gründe: Zum einen hat Jennifer Musisi, die Chefin der Stadtverwaltung
von Kampala, dem örtlichen Polizeichef vorgeworfen, die Verkehrspolizei
würde mehr Stau verursachen als verhindern. Dieser wollte ihr glattweg das
Gegenteil beweisen und pfiff seine Polizisten in die Kasernen zurück. Die
Folge: totaler Verkehrskollaps.
Manche ließen verärgert ihren Wagen einfach mitten im Stau stehen und
gingen zu Fuß weiter zur Arbeit. Doch die unterbezahlten Verkehrspolizisten
wollen ihren Kindern auch Weihnachtsgeschenke kaufen. Ohne die üblichen
Schmiergelder würden sie leer ausgehen. Also errichten sie nun nachts auf
den Hauptverkehrsstraßen Barrikaden mit Nagelbrettern und werfen jedem
Autofahrer vor, betrunken zu sein – damit er sich aus der Falle raus
bestechen muss.
Ein Team von IT-Studenten machte nun den Ugandern ein besonders nützliches
Weihnachtsgeschenk: eine App, die Staus meldet und Umgehungsrouten
vorschlägt. Da kann man auch eingeben, wo die Verkehrspolizei steht.
Jetzt sitzen also die Ugander betrunken im Stau hinter dem Steuer und
spielen mit dem Smartphone, um Staumeldungen zu bekommen.
22 Dec 2017
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Uganda
Kampala
Weihnachten
Stau
Alkohol
Schwerpunkt Flucht
Kenia
Lesestück Recherche und Reportage
Kongo
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