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# taz.de -- Justizvollzugsanstalt Plötzensee: Berliner Knast ist nicht ganz di…
> Fünf Häftlinge sind auf der Flucht. Berlins Justizsenator will nun das
> Personal verstärken. Seinen Rücktritt schließt er aus.
Bild: Blick auf die JVA Plötzensee. Die Opposition stellt nun den offenen Voll…
Das Neue
Die Berliner Justizvollzugsanstalt (JVA) Plötzensee hat ein
Personalproblem. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind neun Männer aus dem
Knast ausgebrochen oder aus dem offenen Vollzug entwichen, am Mittwoch sind
noch immer sechs Häftlinge auf der Flucht. Justizsenator Dirk Behrendt
(Grüne) [1][steht deswegen gewaltig unter Druck]: Nicht nur die Opposition
aus CDU, FDP und AfD fordert seinen Rücktritt, sondern sogar ein
Abgeordneter der SPD, die in Berlin zusammen mit Linken und Grünen regiert.
Behrendt will nun alle Sicherheitsvorkehrungen im Knast überprüfen und das
Sicherheitspersonal verstärken.
Der Kontext
Auf Ausbrüche aus Berlins Knästen folgten in der Vergangenheit die
Rücktrittsforderungen der Opposition im Abgeordnetenhaus so unweigerlich
wie folgenlos. So auch, nachdem am 28. Dezember vier Männern eine filmreife
Flucht aus der JVA Plötzensee gelungen war. Die politische Lage spitzte
sich jedoch zu, nachdem kurz darauf auch mehrere Freigänger nicht aus dem
offenen Vollzug dorthin zurückkehrten und Behrendt dies nur nach und nach
öffentlich machte. Insgesamt sind in den Tagen zwischen Weihnachten und
Neujahr neun Männer ausgebrochen oder aus dem offenen Vollzug entwichen.
Zwei der Ausbrecher wurden inzwischen wieder gefasst, zwei andere stellten
sich.
Die Reaktionen
Die Opposition sieht Berlin plötzlich voller freilaufender Schwerverbrecher
und stellt zumindest indirekt den offenen Vollzug infrage. „Rot-Rot-Grün
feiert Tage der offenen Tür für Gefangene“, schimpfte CDU-Fraktionschef
Florian Graf. Senator Behrendt habe das Prinzip des Vollzugs nicht
verstanden. „Die Verurteilten müssen einsitzen und sollten nicht draußen
sein“, so Graf.
Der grüne Justizsenator verwies hingegen darauf, dass allein 2017 insgesamt
42 Häftlinge aus dem offenen Vollzug in Plötzensee entwichen seien. Dabei
sei es vor allem um Menschen mit sogenannten Ersatzfreiheitsstrafen
gegangen, die verhängt werden, wenn jemand eine Geldstrafe nicht bezahlen
kann. Oft sind das zum Beispiel Schwarzfahrer. Auch in den Jahren davor gab
es jeweils zwischen 10 und 43 sogenannte Entweichungen.
Die Konsequenz
Bei einem Vor-Ort-Termin in Plötzensee wollte Behrendt am Mittwoch die
Wogen glätten. „Aufklärung ist jetzt angesagt, da haben alle völlig recht,
die das eingefordert haben“, sagte er der taz. Einen Rücktritt schloss er
kategorisch aus. Die rechtspolitischen Sprecher aller Fraktionen hat er für
Donnerstag nach Plötzensee eingeladen, „um Transparenz zu schaffen“, damit
„sie sich ein eigenes Bild machen und die Lage danach bewerten können“.
Dann dürften sie vom Leiter der JVA, Uwe Meyer-Odewald, Details wie diese
erfahren: „Es gibt am Tag vier Zählungen in unregelmäßigen Abständen, ob
alle Insassen da sind.“ Die Frage, ob der Knast genug Personal habe,
beantwortete Senator Behrendt so: „Die personellen Lücken können wir in den
nächsten Jahren mit 200 Auszubildenden schließen.“
3 Jan 2018
## LINKS
[1] /Ausbruchsserie-in-JVA-Ploetzensee/!5471686
## AUTOREN
Andreas Hergeth
Bert Schulz
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