| # taz.de -- Kommentar Widerstand im Iran: Proteste sind noch keine Revolution | |
| > Die Rebellion wird nicht zum Regimewechsel im Iran führen. Stattdessen | |
| > wird sich der Machtkampf zwischen Konservativen und Gemäßigten | |
| > verschärfen. | |
| Bild: Proteste im Iran am Samstag | |
| Mit einem Machtwechsel ist im Iran nicht zu rechnen. [1][Zwar gibt es | |
| landesweite Proteste] – aber sie kamen zu überraschend, waren nicht | |
| geplant. Es gab keinen aktuellen Anlass, keine Organisation, die dazu | |
| aufgerufen hätte, und es fehlen auch einheitliche konkrete Forderungen. | |
| Stattdessen äußert sich spontane Wut. Vor allem die unteren | |
| Bevölkerungsschichten beklagen die hohe Arbeitslosigkeit und die hohen | |
| Preise. Zu diesen einfachen Bürgerinnen und Bürgern gesellen sich zunehmend | |
| politische Aktivisten aus ganz unterschiedlichen Lagern, die versuchen, der | |
| Rebellion ihren jeweils individuellen Stempel aufzudrücken. | |
| Da die Akteure und Forderungen so unterschiedlich sind, ist kaum denkbar, | |
| dass die Rebellion zu einem Regimewechsel im Iran führt. Stattdessen wird | |
| sich der schon seit Jahren andauernden Machtkampf zwischen den Hardlinern | |
| und Konservativen sowie Reformern und Gemäßigten erheblich verschärfen. | |
| Seit geraumer Zeit steht die Islamische Republik an einem Scheideweg. | |
| Während Präsident Hassan Rohani eine Öffnung nach außen und – mit | |
| Einschränkungen – auch nach innen anstrebt, wollen die Rechten und | |
| Hardliner, wie sie sagen, „an den Errungenschaften der Revolution | |
| festhalten“. Sie haben die Sorge, dass jeder Einfluss von außen, und ganz | |
| besonders die Kultur des Westens, den islamischen Staat unterhöhlen und | |
| früher oder später zu einem Regimewechsel führen könnte. | |
| ## Die Regierung ist ohnmächtig | |
| Bei diesem Machtkampf haben die Rechten weit mehr Hebel in der Hand als die | |
| Reformer. Die Justiz, der Wächterrat, die Revolutionsgarde, das Militär, | |
| die Geheimdienste, auch die größten Wirtschaftsunternehmen stehen ihnen zur | |
| Verfügung. Damit können sie jede einschneidende Reform verhindern. An ihrer | |
| Spitze steht Revolutionsführer Ali Chamenei, der mit nahezu unbegrenzter | |
| Macht ausgestattet ist. | |
| Die Regierung ist daher relativ ohnmächtig. Sie hat aber, seitdem Rohani | |
| 2013 Präsident wurde, die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Diese große | |
| Zustimmung können die Rechten nicht ganz ignorieren, es sei denn, sie | |
| entschließen sich zu einer noch härteren Diktatur. | |
| Bisher ist nicht klar, welches der beiden Lager die Proteste zu seinen | |
| Gunsten verbuchen könnte. Es ist jedoch sicher, dass US-Präsident Donald | |
| Trump seine eigenen Ziele nicht befördert hat, als er sofort in | |
| Großbuchstaben twitterte: „Zeit für einen Wechsel“. Auch Israel und die | |
| arabischen Staaten haben sich ähnlich positioniert, doch diese Einmischung | |
| von außen nutzt im Iran eher den Hardlinern als den Reformern. | |
| 2 Jan 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bahman Nirumand | |
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