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# taz.de -- Ergebnis der Senatsnachwahl: Demokrat gewinnt in Alabama
> Nach dem Wahlkampf, der von Vorwürfen sexueller Belästigung gegen den
> Republikaner Roy Moore geprägt war, hat Doug Jones gewonnen.
Bild: Unterstützer von Doug Jones freuen sich in der Wahlnacht
New York taz | In einer spektakulären Entscheidung schickt Alabama nach
einem republikanischen Vierteljahrhundert erstmals wieder einen Demokraten
in den Senat. Der Jurist und Bürgerrechtler Doug Jones bekam bei der
Nachwahl am Dienstag eine knappe Mehrheit. Er übernimmt den Sitz des
republikanischen Justizministers Jeff Sessions, der bei seiner letzten Wahl
in den Senat noch mehr als 97 Prozent der Stimmen bekommen hatte.
Der Republikaner Roy Moore war [1][von acht Frauen beschuldigt worden,] sie
vor Jahrzehnten – als sie noch minderjährig waren – sexuell belästigt zu
haben. Am Wahlabend weigerte sich Moore, ein ehemaliger Richter, seine
Niederlage zuzugeben. Stattdessen verlas er ein Bibelzitat, deutete an,
dass er das Wahlergebnis anfechten will und forderte seine AnhängerInnen
auf: „Geht ins Bett“.
„Anstand gewinnt“, jubelte der republikanische Senator Jeff Flake aus
Arizona. Flake, der angesichts der radikal rechten Stimmung in seiner
Partei selbst nicht erneut in Arizona kandidieren wird, hatte in den
letzten Wahltagen einen Scheck für den demokratischen Kandidaten Jones nach
Alabama geschickt. Donald Trump gratulierte Jones am Wahlabend per Tweet zu
einem „hart erkämpften Sieg“.
[2][Der Präsident engagierte sich persönlich für Moore.] Er hatte am
Wochenende ein Meeting in Florida abgehalten, wenige Kilometer südlich der
Staatsgrenze von Alabama. Zusätzlich erhielten die Wähler in Alabama
Telefonanrufe mit einer von Trump gesprochenen Aufforderung, Moore zu
wählen. Außerdem drängte der Präsident sie per Tweet für den 70-Jährigen …
stimmen, der immer wieder mit Rechstverstößen Schlagzeilen gemacht hat.
„Doug Jones ist für Abtreibungen, schwach gegen Verbrechen und illegale
Einwanderung, schlecht für Schusswaffenbesitzer und Veteranen und gegen die
MAUER“, [3][schrieb Trump.]
## Vom anderen Spektrum
Lange bevor die Washington Post enthüllte, dass Moore als anfang
30-jähriger Mädchen im Teenageralter in einem Einkaufszentrum nachstellte
und mehrere von ihnen sexuell belästigte – darunter eine, die damals erst
14 war –, hatte Moore eine andere komplizierte Geschichte mit dem
Bundesrecht. Er wurde zwei Mal Oberster Richter in Alabama und wurde beide
Male wegen Verletzung der Bundesrechte entlassen.
Der Republikaner Moore bezeichnet die Sklaverei als die Zeit, in der die
USA zuletzt „groß“ gewesen seien: „Weil die Familien zusammen hielten“…
ist der Ansicht, dass Muslime keine Sitze im Kongress haben sollten. Er ist
gegen das Recht auf Abtreibung und er schlägt vor, die Verfassung mit
„Gottes Recht“, der Bibel, zu ersetzen.
Als Ergebnis der Nachwahl in dem kleinen Bundesstaat Alabama mit knapp
sechs Millionen Einwohnern schrumpft die Mehrheit der Republikaner im Senat
auf nur noch 51 zu 49 Stimmen. Im Zweifel kann allerdings der Vizepräsident
der USA, Mike Pence, bei Entscheidungen die Richtung angeben.
Der Mann, der die Wahl mit 49,9 Prozent der Stimmen (48,4 für Moore)
gewonnen hat, kommt vom anderen Ende des politischen Spektrums in Alabama.
Der bislang größte Moment in der Karriere des heute 63-jährigen Doug Jones
war Anfang des Jahrtausends. Damals brachte er als Staatsanwalt zwei
Ku-Klux-Klan-Mitglieder ins Gefängnis. Die beiden weißen Männer waren 1963
an dem Attentat gegen eine Baptistenkirche in Birmingham, Alabama,
beteiligt. Dabei töteten sie vier afroamerikanische Mädchen.
## 95 Prozent Unterstützung von Afroamerikanern
Am Dienstag stimmten für Jones 21.000 Wähler mehr als für Moore.
Gleichzeitig gaben 22.000 Republikaner Stimmzettel ab, auf die sie die
Namen anderer republikanischer Politiker eingetragen hatten, die gar nicht
kandidierten. Diese Form des Protestes gegen Moore hatte auch der zweite
Senator für Alabama, der Republikaner Richard Shelby gewählt. Er war einer
der wenigen Republikaner, die es gewagt hatten, sich öffentlich gegen Moore
zu stellen.
Noch im November vergangenen Jahres hatte Hillary Clinton in Alabama 28
Prozent weniger Stimmen bekommen als Donald Trump. Damals stimmten auch die
Frauen in Alabama mehrheitlich für Trump. Dieses Mal gaben fast 60 Prozent
von ihnen ihre Stimme dem Demokraten Jones.
Er gewann auch mehr als 30 Prozent der weißen Wähler und verdoppelte damit
das Ergebnis, das Barack Obama im Jahr 2012 in dieser Gruppe hatte. Am
entschiedensten unterstützten Afroamerikaner den Demokraten am Dienstag.
Sie machen 28 Prozent der Wählerschaft Alabamas aus. 95 Prozent von ihnen
gaben ihre Stimme Jones.
13 Dec 2017
## LINKS
[1] /!5463013/
[2] /!5465180/
[3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/940584383605563392
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
Alabama
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sexueller Übergriff
Demokraten
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