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# taz.de -- Kolumne Geht's noch?: Zu Deutsche Bahn, um klug zu fragen
> Wenn Diane Kruger in einem Film von Fatih Akin zum NSU-Komplex die
> Hauptrolle spielt, dann fragt man sie nach Schönheitsoperationen. Klar.
Bild: Noch Fragen? Diane Kruger hat nun genug Erfahrung mit dem deutschen PR-Jo…
Es gibt so vieles, was man Diane Kruger in einem Interview fragen kann. Die
deutsch-amerikanische Schauspielerin wurde dieses Jahr in Cannes für ihre
Hauptrolle in Fatih Akins neuem Film „Aus dem Nichts“ als beste
Darstellerin ausgezeichnet. Man könnte mit ihr zum Beispiel darüber
sprechen, wie dieser Film das NSU-Motiv verarbeitet. Über Trauer, Wut und
institutionellen Rassismus. Über ihre herausragende Leistung in dem
Thriller als trauernde Mutter, die ihren Mann und ihren Sohn durch einen
Bombenanschlag verliert. Wie sie alle Schauspieler an die Wand spielt. Oder
wie es für sie war, zum ersten Mal in einem Film auf Deutsch zu spielen.
Nichts davon scheint das [1][DB Mobil Magazin] zu interessieren. Im
Titelinterview der Dezemberausgabe geht es stattdessen vor allem um eins:
Diane Krugers Aussehen. Der Journalist will wissen, ob Kruger ein „hübsches
Mädchen“ gewesen sei und ob sie manchmal das Bedürfnis habe, zu Hause alle
Spiegel abzuhängen. Er fragt sie nach ihren Problemzonen und danach,
welchen Körperteilen von ihr man Komplimente machen dürfe, ohne dass sie
misstrauisch werde.
Und als Diane Kruger nicht über ihre Problemzonen sprechen will, hakt der
Journalist nach: „Angenommen, man zwingt Sie mit vorgehaltener Waffe, sich
einer Schönheitsoperation zu unterziehen: Was würden Sie an sich verändern
lassen?“ Wie bitte?! Kruger kontert geduldig, dass sie sich für ein paar
Wochen einen Kim-Kardashian-Hintern machen lassen würde. Was den
Journalisten dazu veranlasst zu fragen, warum sie einen Po wolle, der „in
Umfang und Form einer Kesselpauke gleicht“.
Auf ihre Rolle in Fatih Akins Film, der „Rolle meines Lebens“, wie Kruger
sagt, entfallen dann drei schnelle Fragen am Ende des großformatigen
Interviews. Das Ganze sollte wohl angelegt sein als porträtierendes
Gespräch. Da kann man als Journalist durchaus Fragen zur Kindheit und zu
Privatem stellen. Aber auf mehr als einer Seite auf Diane Krugers Aussehen
herumzureiten, porträtiert sie nicht. Es reduziert die Schauspielerin, ihre
Arbeit und ihre Leistung auf ihr Äußeres.
Wie sexistisch und banal das ist, erkennt man, wenn man sich dieses
Interview mit einem männlichen Schauspieler vorstellt. Niemals würde ein
Journalist einem Mann in einem Interview anlässlich seines neuen Films
solche Fragen stellen. Da hilft es auch nichts, dass der Journalist Kruger
auf den Verriss anspricht, der über die Schauspielerin in der New York
Times nach ihrer Rolle in Troja erschien. Sie sei [2][„zu schön, um jemals
eine Rolle mit Tiefgang zu spielen“], schrieb die Zeitung. Denn das DB
Mobil Magazin tut ja nichts anderes als damals die New York Times.
Was Diane Kruger davon hält, macht sie in ihrer Antwort klar: Sexistisch
und ignorant finde sie das. „Was hat mein Aussehen damit zu tun, ob es mir
gelingt, Gefühle wie Glück oder Trauer überzeugend auf die Leinwand zu
bringen?“ Das kann auch als Seitenhieb auf die Fragen des DB Mobil Magazins
gelesen werden.
29 Nov 2017
## LINKS
[1] https://mobil.deutschebahn.com/mobil-magazin-download
[2] https://www.theguardian.com/film/2016/sep/11/diane-kruger-interview-best-is…
## AUTOREN
Elisabeth Kimmerle
## TAGS
Diane Kruger
Journalismus
Sexismus
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Filmpreis
Hakimullah Mehsud
Lesestück Interview
Schwerpunkt Filmfestspiele Cannes
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