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# taz.de -- Territorialwahl in Korsika: Die „Nationalisten“ haben klar gesi…
> Die Autonomisten und Separatisten werden im Parlament in Korsika die
> Mehrheit stellen. Kommt jetzt eine Abspaltung à la Katalonien?
Bild: Das alte Image der Separatisten: Immer im Kampf, hier bei einer Demonstra…
Paris taz | Bei den Territorialwahlen auf der französischen Mittelmeerinsel
Korsika war ein Vormarsch der Allianz der Autonomisten und Separatisten
erwartet worden. Das Ergebnis der Liste „Pè a Corsica“ (Für Korsika) beim
ersten Durchgang am Sonntag hat mit 45,36 Prozent der Stimmen selbst die
kühnsten Hoffnungen des Spitzenkandidaten Gilles Simeoni übertroffen.
Seine Wahl zum Vorsitzenden der aus der Fusion der bisherigen zwei
Departements (Nord- und Südkorsika) hervorgegangenen Territorialversammlung
ist nun ungefährdet, denn seine Liste dürfte am kommenden Sonntag
problemlos eine Mehrheit der insgesamt 63 Sitze erringen. Und schon gibt es
Spekulationen, wonach Korsika demnächst wie Katalonien die Selbstbestimmung
verlangen könne.
Schon bei den letzten Kommunalwahlen 2014 und danach bei den letzten
Regionalwahlen 2015 hatten die korsischen „Nationalisten“, wie die
Autonomisten und Separatisten politisch etikettiert werden, kräftig
zugelegt. Das Resultat der jetzigen Wahl ist aber laut Simeoni „einzigartig
in der Geschichte Korsikas“.
Bezeichnenderweise kommt zum Spitzenreiter „Pè a Corsica“ auch noch eine
rechte regionalistische Liste (A strada di l’avvene) mit 14,97 Prozent und
eine radikalere Separatistengruppe (Core in Fronte) mit 6,69 Prozent. Weder
den Konservativen von Les Républicains (12,77 Prozent) noch der Liste der
Macron-Partei En marche (11,26 Prozent) ist es gelungen, dieser Dynamik
etwas entgegenzusetzen.
## Linke und Front National vollkommen bedeutungslos
Die politische Linke schließlich ist mit 5,68 Prozent fast ganz vom Schirm
verschwunden. Nur der rechtsextreme Front National, der auf Korsika von
antimuslimischen Ressentiments profitieren wollte, hat mit 3,28 Prozent
noch schlechter abgeschnitten. Alle der geschlagenen Gegner der
Autonomisten haben als Ausrede, dass die selbst für Korsika niedrige
Wahlbeteiligung von lediglich 52,17 Prozent das „historische“ Ergebnis vom
Sonntag relativiere.
Der Korsika-Spezialist André Fazi meint dazu, die Nationalisten hätten dank
ihres Lokalkolorits mit Erfolg „rechts, links und selbst beim FN“ Stimmen
dazugewinnen können. Das Image der korsischen Nationalisten hat sich in den
letzten Jahren grundlegend verändert, was zu einem großen Teil ihren
Triumph erklärt. Hatte man sich darunter noch unlängst einen bewaffneten
und vermummten Guerillero mit der Flagge der FLNC-Untergrundbewegung
vorgestellt, verkörpert Simeoni heute einen ganz anderen Stil und eine neue
Generation.
Mit dem auf Napoleons Heimatinsel üblichen Stolz wird der 50-jährige
Bürgermeister von Bastia von manchen Fans sogar als „Obama von Korsika“
gefeiert. Ihm ist es jedenfalls gelungen, die vom Anwalt Jean-Guy Talamoni
angeführten Separatisten, die das Erbe der FLNC und deren Vorkämpfer
beanspruchen, für eine politisch überzeugende und erfolgreiche Allianz zu
gewinnen.
Die neue Territorialversammlung von Korsika hat ein Budget von 1.380
Millionen Euro und ersetzt in Zukunft als einzige Behörde und politische
Vertretung die beiden Departements und die Region. Zusätzliche Kompetenzen
sind dagegen nicht vorgesehen. Doch Forderungen der neuen Repräsentanten
Korsikas dürften nicht lange auf sich warten lassen.
4 Dec 2017
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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