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# taz.de -- Tierquälerei in Niedersachsen: Tod auf der Weide
> Ein Bauer aus Papenburg lässt seine Kühe qualvoll verenden. Trotz
> wiederholter Kritik hat das Milchkontor die Zusammenarbeit erst jetzt
> beendet
Bild: Zum Sterben auf die Weide gezerrt: Beweisfotos von Peta dokumentieren die…
Hamburg taz | Die Bilder sind schwer zu ertragen: verdreckte Kuhkadaver,
abgetrennte Vorderläufe und abgemagerte Rinder, die auf der Wiese
herumliegen, zu schwach um aufzustehen. Die Tierrechtsorganisation Peta
veröffentlichte jetzt Fotos von einem Milchbauernhof im Landkreis Emsland,
um damit auf die Verwahrlosung und das Elend der Tiere aufmerksam zu
machen.
Den Landwirt hat Peta wegen zahlreicher mutmaßlicher Verstöße gegen das
Tierschutzgesetz und die Tierschutznutztierverordnung bei der
Staatsanwaltschaft Osnabrück angezeigt. „Die Tiere müssen schleunigst
beschlagnahmt werden. Wir fordern die Behörden dringend auf, gegen den
Tierquäler vorzugehen“, sagt Peta-Sprecherin Lisa Wittmann.
Bei dem Milcherzeuger handelt es sich um einen Zulieferer für das
bundesweit größte Molkereiunternehmen Deutsches Milchkontor (DMK). Das
wiederum hat erst jetzt die Zusammenarbeit mit dem Landwirt beendet. Obwohl
laut Peta bereits wiederholt ähnliche Zustände von AnwohnerInnen auf dem
Hof beobachtet worden sein sollen. Der Landwirt kümmere sich nicht um die
Tiere und lasse sie im Freien verhungern. „Kühe und Kälber auf diesem Hof
in Papenburg sollen weder ausreichend gefüttert noch tierärztlich versorgt
werden – offenbar sterben sie über Tage hinweg einen grausamen Tod“, sagt
Wittmann.
Bei den Fotos handelt es sich laut Peta um Aufnahmen vom vorigen Winter.
Dass sie erst jetzt veröffentlicht werden, liege daran, dass die Behörden
trotz vorhandener Hinweise nicht reagiert hätten. „Es hat sich bis heute
nichts an der Situation auf dem Hof geändert“, beklagt Peta.
## Erst nach Veröffentlichung der Fotos reagierte das DMK
Diesen Vorwurf hingegen wollen sich aber weder die zuständige
Staatsanwaltschaft noch das Veterinäramt gefallen lassen. „Die Anzeige von
Peta beinhaltet Vorgänge, die sich zwischen Ende Januar und Mitte März
zugetragen haben und die nach Strafanzeige durch den Landkreis Emsland im
März zwischenzeitlich mit einem Strafbefehl durch die Staatsanwaltschaft
Oldenburg abgeschlossen wurden“, heißt es von der Veterinärbehörde. Seitdem
habe es aber keine Beschwerden mehr gegeben. Ob es bald zu einem
Gerichtsverfahren komme, sei derzeit allerdings noch nicht vorherzusehen,
da die zuständige Richterin derzeit krank sei.
Fragwürdig ist, trotz des Entschlusses nun die Zusammenarbeit mit dem
Milchbauern zu beenden, das Verhalten von DMK, das die Marke Milram
vertreibt. Schließlich sind die Vorwürfe gegen den Milcherzeuger schon
länger bekannt. Da passt es nicht, dass das Molkereiunternehmen auf seiner
Homepage die eigene Qualitätskontrolle bewirbt, die über die gesetzlichen
Pflichten hinausgingen, etwa mit sogenannten „Hofaudits“.
Damit würden „erneut die bauliche Beschaffenheit der Ställe, die
hygienischen Zustände und die Tiergesundheit“ kontrolliert. Aber erst
jetzt, nachdem Peta die Fotos vom betreffenden Hof veröffentlicht hat,
reagierte auch DMK. „Nach Bekanntwerden der von Peta erhobenen Vorwürfe,
haben wir die Milchannahme von dem betreffenden Landwirt mit sofortiger
Wirkung gestoppt“, heißt es in einer Mitteilung. Zudem verwies das
Unternehmen darauf, dass es in engem Kontakt mit der Veterinärbehörde stehe
und diese bei der Aufarbeitung unterstütze.
Ein flächendeckendes Problem, wie es Peta in der Milchviehwirtschaft
konstatiert, sieht Jürgen Block, Tierarzt im Oldenburger Land, hingegen
nicht. „Sicher gibt’s Probleme mit schwarzen Schafen, auch in dieser
Branche“, sagt Block, der auch Mitglied im Tierschutzausschuss der
niedersächsischen Tierärztekammer ist. Die Kontrollen seien zwar nicht
perfekt, jedoch seien dort irgendwann auch Grenzen des Machbaren erreicht.
„Viel mehr, als derzeit kontrolliert wird, kann man nicht machen“, sagt
Block.
Problematischer hingegen sei für die Milchbauern weiterhin der niedrige
Milchpreis. „Das führt dann eben zu einem Investitionsstau“, sagt Block.
Und das wiederum wirke sich mitunter auch auf das Tierwohl aus. „So wie in
manchen Geflügelställen sieht es aber zum Glück noch nicht aus“, sagt
Block.
1 Dec 2017
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Tierquälerei
Niedersachsen
Landwirtschaft
Milch
Peta
Landwirtschaft
Tierschutz
Artgerechte Tierhaltung
Peta
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