# taz.de -- Im Hotel zur schönen Inklusion: Kein Mut zur inklusiven TV-Serie | |
> Eike Besudens „All Inclusive“ war als Fernsehserie gedacht. Jetzt wird | |
> wohl eine Dokumentation ins TV kommen, und die Pilotfolge ist auf DVD | |
> erschienen. | |
Bild: Gute Stimmung: „Weserlust-Hotel“. | |
BREMEN taz | Eigentlich wollte der Bremer Filmemacher Eike Besuden mit „All | |
Inclusive“ den Auftakt zu einer Fernsehserie drehen, aber daraus wird wohl | |
nichts: Kein Fernsehsender ist bisher das Wagnis eingegangen, den | |
50-Minüter zu zeigen, der nicht nur von Inklusion handelt, sondern auch | |
inklusiv produziert worden ist. | |
Eike Besuden, als ehemaliger Moderator des Regionalmagazins „Buten un | |
Binnen“ eine bekannte Medienpersönlichkeit in Bremen, hat bereits vor 15 | |
Jahren einen inklusiven Fim gedreht: die Komödie „Verrückt nach Paris“. D… | |
Menschen, mit denen er sein neues Projekt realisierte, fand Besuden nun im | |
Umkreis des Bremer „Blaumeier Ateliers“ und seines Schwesternprojekts, der | |
„Blauen Karawane“, eines Bremer Netzwerks von Psychiatrieerfahrenen. | |
Die Grundidee des Films ist, dass der behinderte Sohn einer Hotelbesitzerin | |
nach deren Tod den Betrieb als Manager weiterführt. So wird das Hotel mit | |
einem inklusiven Personal betrieben: Der beste Freund des neuen Chefs Ricky | |
ist zwar manchmal ein wenig durcheinander, kann aber sehr gut mit Zahlen | |
umgehen. Und die beiden Köchinnen haben etwas abenteuerliche Vorstellungen | |
davon, was auf eine Pizza gehört, oder von Brandschutz am Arbeitsplatz – | |
wobei die Geschichte mit dem Brand in der Küche schon in die geplante | |
zweite Folge gehört, auf die in einem kleinen Trailer am Ende von „All | |
Inclusive“ Appetit gemacht wird und die nun wohl kaum gedreht werden wird. | |
Kevin Alamsyha spielt Ricky, den netten, immer etwas stotternden | |
Jugendlichen, der zwar einen Betreuer nötig hat, aber ansonsten gut im | |
Leben klar kommt. Er und Ronnie von Salewki in der Rolle seines | |
autistischen Freundes Albert sowie Melanie Socher und Hannelore Sporleder, | |
die die beiden Köchinnen verkörpern, sind die vier Darsteller, die in | |
langen Proben zusammen mit Besuden ihre Rollen entwickelten. | |
Im Film treffen sie auf professionelle Schauspieler wie Doris Kunstmann, | |
die Rickys Mutter Rosa spielt, Ulrike Knospe als die Geschäftsführerin des | |
Hotels und Dominique Horwitz als suizidaler Hotelgast. Horwitz hatte schon | |
in „Verrückt nach Paris“ mitgespielt, genauso wie der schwerst | |
körperbehinderte Frank Grabski, der hier eine kleine Nebenrolle als | |
„Wolfgang, der Nörgler“ hat. | |
Die Handlung des Films ist schnell erzählt: Ricky erfährt von der Erbschaft | |
und traut sich die Aufgabe zuerst nicht zu. Die Geschäftsführerin ist | |
zuerst auch sehr skeptisch, aber als ein aalglatter Investor das Hotel | |
kaufen will, raufen sich alle zusammen und sind bald eine verschworene | |
Belegschaft. Die britische Serie „Fawlty Towers“ mit John Cleese ist | |
offensichtlich eine Inspiration (auch hier passiert das meiste an der | |
Rezeption), aber Besuden achtet sehr darauf, dass es keine Lacher auf | |
Kosten von Ricky und seinen Freunden gibt. | |
Die Laien, die zum ersten Mal vor einer Kamera stehen, haben dabei eine | |
ganz andere Präsenz als die SchauspielerInnen, denn man spürt, was für eine | |
Leistung es für sie ist, die Rolle zu spielen und die auswendig gelernten | |
Sätze aus dem Drehbuch so zu sagen, dass sie wie eben eingefallen wirken. | |
Jeder von ihnen hat seine ganz eigene Art zu sprechen und sich zu bewegen. | |
Sie schauspielern dabei kaum. Besuden als Regisseur musste ein feines | |
Gespür dafür entwickeln, wie viel sie von sich preisgeben, denn der Film | |
hätte auch leicht voyeuristisch wirken können. | |
Doch so ist er eine sommerliche Gute-Laune-Komödie geworden, in der auch | |
Bremen von seiner besten Seite gezeigt wird. Der Schauplatz, das Hotel | |
Weserlust, liegt am Osterdeich, also direkt an der Weser, und so gibt es | |
gleich zwei feierliche Bootsfahrten im Film. Zum krönenden Abschluss | |
schwimmt sogar das riesige Blaue Kamel, mit dem die Blaue Karawane vor | |
einigen Jahren auf eine große Reise ging (über die Eike Besuden dann einen | |
Film machte), vor der Feiergesellschaft auf dem Fluss. | |
Auch wenn es mit der Fernsehserie wohl nichts wird: Von „All Inclusive“ ist | |
nun pünktlich zur Geschenksaison die DVD erschienen Außerdem war Eike | |
Besuden so schlau, mit „Weserlust Hotel“ parallel eine Dokumentation über | |
die Dreharbeiten zu produzieren, für die ein Kinostart im nächsten Jahr | |
geplant ist. Im Grunde ist „Weserlust Hotel“ sogar der bessere Film: Er | |
zeigt exemplarisch, worin inklusive Arbeit besteht. Weil da genau darauf | |
geachtet wird, was der einzelne kann und was seine Schwächen sind, wachsen | |
einige weit über sich hinaus. Dominique Horwitz bringt es im Film auf den | |
Punkt: Ihn erstaunt „was Menschen leisten“. | |
Die DVD „All Inclusive“ gibt es für 10 Euro bei den Pinguin Studios. Die | |
Dokumentation „Hotel Weserlust“ soll im nächsten Jahr in die Kinos kommen. | |
30 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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