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# taz.de -- Papst in Birma: Das R-Wort kommt nicht
> Bei seinem Birma-Besuch nennt der Papst die verfolgten Rohingya nicht
> beim Namen. Ranguns Kardinal hatte ihn gebeten, darauf zu verzichten.
Bild: Winke, winke: der Papst nach seiner Ankunft in Birma!
Bangkok taz | Er hat es nicht gesagt. In einer mit Spannung erwarteten Rede
vor Diplomaten, Zivilgesellschaftsvertretern und Birmas Staatsrätin und
De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi setzte der Papst auf Diplomatie
und verzichtete darauf, den politisch aufgeladenen Namen Rohingya zu
verwenden. Mehr als 600.000 Angehörige der muslimischen Minderheit sind
seit August vor dem Militär von Birma (Myanmar) nach Bangladesch geflohen.
Er sei vor allem gekommen, sagte der Papst am Dienstag, um Birmas
katholische Gemeinde in ihrem Glauben zu bestärken. In dem mehrheitlich
buddhistischen Land sind kaum mehr als ein Prozent Katholiken.
Die Erwartungen an den Papst waren groß: Menschenrechtler hofften, er würde
die Diskriminierung der Rohingya, die laut UNO eine ethnische Säuberung
darstellt, anprangern. Doch in Birma hatte Kardinal Charles Maung Bo den
Papst im Vorfeld gebeten, das Wort Rohingya zu umgehen – auch aus Angst,
eine Nennung könnte negative Folgen für die katholische Minderheit haben.
Wer Rohingya sagt, gilt in Birma als Unterstützer der verpönten
Volksgruppe. „Es gibt keine Rohingya in Birma“, heißt es regelmäßig. Die
meisten Birmesen halten die Minderheit für illegale Einwanderer aus
Bangladesch und bezeichnen sie als Bengali. Noch im August hatte der Papst
zu Beginn der Militäroffensive gegen die Rohingya, denen im Teilstaat
Rakhine Terrorismus vorgeworfen wird, von der „religiösen Verfolgung
unserer Rohingya-Brüder und -Schwestern“ gesprochen.
## „Respekt für jede Ethnie“
Der Papst versuchte jetzt das Dilemma diplomatisch zu entschärfen. Er
sagte: „Die Zukunft Myanmars muss Friede sein. Und zwar Friede, der auf
Respekt für die Würde und die Rechte eines jeden Mitglieds der Gesellschaft
gründet. Respekt für jede Ethnie und ihre Identität, Respekt für Recht und
Gesetz und Respekt für eine demokratische Ordnung, die es jedem und allen –
niemand ausgeschlossen – ermöglicht, ihren Teil zum Wohl aller
beizutragen.“
Laut Phil Robertson von Human Rights Watch habe Franziskus die Chance
vergeben, seine früheren Botschaften noch einmal zu unterstreichen: „Man
hat den Rohingya so viele Dinge weggenommen. Man sollte ihnen wenigstens
ihren Namen lassen.“
Aung San Suu Kyi, die den Papst im Mai im Vatikan besucht hatte, betonte in
ihrer Ansprache die Stärke von Vielfalt. Um sie in dem Vielvölkerstaat
Birma zur Geltung zu bringen, müssten Rechte, Toleranz und Sicherheit für
alle sichergestellt werden. Der Friedensnobelpreisträgerin wird
vorgeworfen, sich nicht gegen die Verfolgung der Rohingya einzusetzen.
Nach wie vor bestimmt das Militär in seiner früheren Diktatur die
Spielregeln. Armeechef Min Aung Hlaing behauptete bei einem kurzfristig
anberaumten Treffen kurz nach Ankunft des Papstes, es gebe in Birma keine
Verfolgung religiöser und ethnischer Minderheiten. Bevor der Pontifex am
Donnerstag weiter nach Bangladesch reist, hält er am Mittwoch in Rangun
eine große Messe ab.
28 Nov 2017
## AUTOREN
Verena Hölzl
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Schwerpunkt Myanmar
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