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# taz.de -- Ergebnisse von neuer Raubtierzählung: Viel mehr Wolfsrudel – und…
> 28 Prozent mehr „Familien“ des Raubtiers binnen eines Jahres. Doch wie
> viele Wölfe das sind, sagt das zuständige Bundesamt nicht.
Bild: Taucht in keiner Statistik auf: Wolfswelpe. Gezählt werden nur die erwac…
Berlin taz Die Zahl der Wolfsrudel in Deutschland ist in den zwölf Monaten
bis April um 28 Prozent gestiegen. Im Monitoringjahr 2016/2017 seien [1][60
Rudel, 13 Paare und 3 sesshafte Einzeltiere] etwa durch Fotos und Genproben
nachgewiesen worden, berichtete das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am
Mittwoch in Berlin. „Die meisten Tiere leben heute in Brandenburg und in
Sachsen“, sagte die Präsidentin der Behörde, Beate Jessel. Wie viele Wölfe
braucht Deutschland und wie viele haben wir schon? Das ließ sie trotz
mehrerer Nachfragen offen. Die „Erhaltungssituation“ des Wolfs sei aber
weiter ungünstig, so Jessel.
Die Wölfe sind im Jahr 2000 nach ihrer Ausrottung vor 150 Jahren dauerhaft
nach Deutschland zurückgekehrt. Seitdem wächst der Bestand der nun streng
geschützten Art. Auch die Zahl der von Wölfen gerissenen Nutztiere steigt.
Viele Bauern sehen dadurch die vergleichsweise tier- und naturfreundliche
Viehhaltung auf der Weide gefährdet. Zudem nehmen Sorgen zu, dass Wölfe
Menschen gefährden könnten.
Kritiker fragen aus diesen Gründen immer wieder, ab wann die Ausbreitung
des Wolfs etwa durch Jagd begrenzt werden dürfe. Dazu müssten die
Naturschutzbehörden feststellen, dass der Erhaltungszustand „günstig“ ist.
Eine Bedingung dafür wäre, dass die Population, die sich auf Deutschland
und Westpolen erstreckt, groß genug und damit stabil ist.
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) sagte kürzlich
[2][in der taz]: Ja, sie ist groß genug. Wenn jedes Rudel im Schnitt 10
Tiere habe und in Deutschland und im Westen Polens insgesamt 130 Rudel
leben, bestehe die Population aus 1.300 Tieren. Das reiche Wissenschaftlern
zufolge.
Doch Jessel konterte, die Zahl der Wölfe lasse sich gar nicht seriös
bestimmen, weil „die Unsicherheiten zu groß sind“. Die Größe der Rudel
schwanke zu stark – zwischen 3 und 11 Tieren. Zudem sei die Sterblichkeit
junger Wölfe sehr hoch. Bestätigt ist laut BfN nur die Zahl der erwachsenen
Tiere in Deutschland: 150 bis 160 (Vorjahr: 140).
## Obergrenze für Wölfe?
Eine hohe Populationsgröße reiche auch nicht, um den günstigen
Erhaltungszustand zu erklären, so Jessel weiter. Deshalb habe es keinen
Sinn, eine Obergrenze festzulegen. Als Gründe, weshalb der Wolf den
günstigen Erhaltungszustand noch nicht erreicht habe, nannte sie, dass
„Gefährdungsfaktoren weiterhin wirken und potenzielle Habitate des Wolfes
bisher noch nicht besiedelt sind“. Von den in Deutschland seit dem Jahr
2000 insgesamt 201 tot aufgefundenen Wölfen seien 70 Prozent durch den
Straßenverkehr ums Leben gekommen und 13 Prozent illegal getötet worden.
Die Frage, welcher Anteil des Landes vom Wolf mindestens besiedelt sein
muss, beantwortete Jessel aber nicht.
Sie wies mithilfe genetischer Untersuchungen auch Backhaus’ Behauptung
zurück, die deutsch-westpolnische Population tausche sich mit der
ostpolnischen aus. Dann könnte man die Bestände als eine Population
betrachten und möglicherweise früher den günstigen Erhaltungszustand
feststellen.
Demnach wurden 2016 insgesamt 285 Übergriffe auf Vieh gemeldet, bei denen
Wölfe als Verursacher nicht ausgeschlossen werden konnten. Dabei kamen rund
1.100 Tiere ums Leben, vor allem Schafe und Ziegen. Die Länder zahlten
135.000 Euro Entschädigung. Jagd auf Wölfe würde nicht dazu führen, dass
sie weniger Nutztiere reißen, teilte die Behörde mit. Das Einzige, was
helfen würde, sei der Schutz der Herden. Dazu empfiehlt das BfN höhere
Elektrozäune und häufiger speziell trainierte Herdenschutzhunde, als die
Länder verlangen, bevor sie Entschädigungen zahlen. Solche Maßnahmen wurden
mit 1,1 Millionen Euro bezuschusst.
Derweil haben sich die Wolfsbestände – entgegen vielen Vorhersagen – in
einem Band von der Lausitz im Osten bis in den Nordwesten verdichtet. Das
Verbreitungsgebiet habe sich nicht in dem Maße ausgeweitet, wie es die
Rudelzahlen vermuten ließen, sagte Jessel. Warum – auch das konnten die
Experten nicht beantworten.
22 Nov 2017
## LINKS
[1] https://www.bfn.de/presse/pressemitteilung.html?no_cache=1&tx_ttnews%5B…
[2] /SPD-Minister-Backhaus-ueber-Raubtiere/!5462177
## AUTOREN
Jost Maurin
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