| # taz.de -- Arbeitskampf bei Foodora: Pink ist die Hoffnung | |
| > Fahrradkuriere der Deliverunion erklären die Verhandlungen mit Foodora | |
| > für gescheitert. Für Freitag rufen sie zu einer Kundgebung auf. | |
| Bild: Die Essenslieferanten von Foodora organisieren sich in der Deliverunion | |
| Seit Mitte August haben die Beschäftigten von Foodora mit der | |
| Unternehmensführung verhandelt. Immerhin in einem Punkt war eine Annäherung | |
| möglich: Foodora will sich zukünftig mit einer Kilometerpauschale von 5 | |
| Cent am Verschleiß der Fahrräder beteiligen. Zunächst ist das angesammelte | |
| Guthaben allerdings nur als Sachmittelzuweisung bei ausgewählten | |
| Kooperationswerkstätten im laufenden Monat abrufbar. „Wir suchen nach | |
| Lösungen, dass das monatliche Guthaben auch in Folgemonate übertragen | |
| werden kann“, erklärt Foodora auf Rückfrage gegenüber der taz. | |
| In der Deliverunion organisieren sich seit April diesen Jahres Fahrer_innen | |
| der Kurierdienste Foodora und Deliveroo. Die Gruppe wurde durch eine | |
| Kampagne der anarchistisch-syndikalistischen Gewerkschaft FAU ins Leben | |
| gerufen. Neben einer Lohnerhöhung von einem Euro pro Stunde fordern die | |
| Kuriere eine vollständige Übernahme der Betriebskosten wie auch Anschaffung | |
| von Handys und Rädern – und eine verbesserte Schichtplanung. | |
| Georgia Palmer von der Deliverunion beklagt die mangelnde | |
| Kompromissbereitschaft seitens der Unternehmensführung. Als Beispiel nennt | |
| sie das von Foodora neu angewandte Bonussystem. Danach erhalten die besten | |
| 15 Prozent der Fahrer_innen einen Euro Bonus pro Stunde. So werden | |
| Kolleg_innen zu Konkurrent_innen. Sie stehen unter viel größerem | |
| Leistungsdruck. Der genaue Algorithmus, nachdem die besten Fahrer_innen | |
| ermittelt werden, sei jedoch unklar. „So wird ein Anreiz geschaffen, | |
| schneller und damit auch gefährlicher zu fahren.“ | |
| ## Riskante Arbeit | |
| Für Vincent Pfeiffer, Pressesprecher von Foodora seien die Gespräche | |
| „keineswegs gescheitert“. Das Unternehmen sei weiterhin offen für den | |
| Austausch mit der Deliverunion. Den Vorwurf, durch das Bonussystem die | |
| Sicherheit der Fahrer_innen zu gefährden, weist er von sich: „Die | |
| Sicherheit unserer Fahrer hat für uns immer oberste Priorität“, | |
| Geschwindigkeit und Anzahl der Lieferungen finde in das Foodora-Ranking | |
| daher auch keinen Eingang. | |
| Die Unternehmen Foodora und Deliveroo sind prominente Vertreter einer | |
| sogenannten Plattformökonomie. Aufträge werden per Internetplattform direkt | |
| an die Ausführenden weitergeleitet. | |
| Damit einher geht häufig auch die Verlagerung des unternehmerischen Risikos | |
| an die Arbeiter_innen, die als Subunternehmer auftreten. Gegen die | |
| unsicheren Beschäftigungsverhältnisse kam es in verschiedenen europäischen | |
| Staaten zu Demonstrationen und Streiks von Fahrradkurieren. | |
| Foodora beschäftigt im Gegensatz zum Konkurrenten Deliveroo Angestellte | |
| stets mit einem Arbeitsvertrag. Deliveroo verweigert darüber hinaus | |
| Verhandlungen gegenüber der Deliverunion. Mit der Kundgebung am Freitag | |
| will die Deliverunion weiteren Druck aufbauen, Foodora zu weiteren | |
| Zugeständnissen zu bewegen. Zugleich will die Deliverunion zu Diskussionen | |
| unter Kurieren über gemeinsame Forderungen und weitere Protestaktionen | |
| anstoßen. | |
| 9 Nov 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominik Koos | |
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