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# taz.de -- Gouverneurswahlen in den USA: Demokraten holen auf
> In New York und New Jersey haben die US-Republikaner wieder mal keine
> Chance. Überraschung: Auch in Virginia gewinnen die Demokraten deutlich.
Bild: Ralph Northam von den Demokraten ist Gewinner der Gouverneurswahlen im US…
New York taz | Fast auf den Tag genau ein Jahr nach ihrer historischen
Niederlage mit Hillary Clinton und nach zahlreichen weiteren Wahlschlappen
haben die DemokratInnen seit Dienstag wieder Anlass zum Feiern. Bei Wahlen
in mehreren Bundesstaaten haben sie ihre bisherigen Positionen verteidigt
und neue dazugewonnen. In New York wurde Bürgermeister Bill de Blasio
erwartungsgemäß für eine weitere Amtszeit gewählt.
Im Bundesstaat Virginia wurde erneut ein Demokrat zum Gouverneur gewählt.
Und in New Jersey verdrängte ein Demokrat die republikanische Kandidatin.
Zugleich rückten junge DemokratInnen, darunter viele Frauen und eine
bekennende Transgenderperson, in die Parlamente der Bundesstaaten nach. Mit
dem Wahlergebnis haben die DemokratInnen ihre Partei restauriert.
Sie kontrollieren jetzt immerhin 16 von 50 Gouverneurssitzen. Am Ende des
„großartigen Wahlabends“ mit „historischen Wahlerfolgen“ kündigte
Parteichef Tom Perez an, er wolle den Erfolg zur Grundlage für die „Siege
der Zukunft“ machen. Die Erfolge der DemokratInnen am Dienstag überraschten
nicht in allen drei Bundesstaaten. New York ist seit langer Zeit fest in
demokratischer Hand. Und sämtliche demokratische Parteiflügel – inklusive
des unabhängigen Sozialisten Bernie Sanders – unterstützten De Blasio.
Der alte und neue Bürgermeister löste zwar nirgends Enthusiasmus aus. Aber
Donald Trump ist in seiner Stadt verhasster als irgendwo sonst. Wenn Trump
nach New York kommt, empfangen ihn dort GegendemonstrantInnen an seiner
Wegstrecke. Oft weicht er für das Wochenende in einen Golfclub im
benachbarten New Jersey aus.
Der neue Gouverneur von New Jersey ist in Berlin ein alter Bekannter. Phil
Murphy hat sein Geld an der Wall Street gemacht – als Investmentbanker und
Mitglied der Leitung von Goldman Sachs. 2007 bis 2008 unterstützte er
Barack Obama mit großen Summen und machte Wahlkampf für ihn.
Nach der Wahl bedankte sich Obama, indem er dem politisch unerfahrenen
Murphy zum Botschaft in Berlin berief. Zum Erstaunen der Bundesregierung
flog der Botschafter mit seiner Privatmaschine ein. Im Wahlkampf in New
Jersey schlug Murphy einen links-populistischen Wahlkampfton an. Er
versprach höhere Steuern für „die Reichen“ sowie die Legalisierung von
Marihuana, einen Mindestlohn von 15 Dollar und eine schärfere
Schusswaffenkontrolle. Außerdem kündigte er an, dass er New Jersey in ein
„Bollwerk gegen Trump“ verwandeln werde.
Zahlreiche Männer aus der demokratischen Spitze – inklusive Obama und
Ex-Vizepräsident Joe Biden – machten Wahlkampf für ihn. Murphy gewann
haushoch mit 55 Prozentpunkten, die republikanische Kandidatin Kim Guadagno
erhielt 44 Prozentpunkte. Sie litt darunter, dass sie Chris Christies'
Vizegouverneurin war und für dessen Korruption mitverantwortlich gemacht
wurde.
## Erste bekennende Transgender-Person im Parlament
Der Republikaner Christie war nicht immer unpopulär. Erst vier Jahre zuvor
war er mit sensationellen 60 Prozent gewählt worden. Das war zugleich der
Anfang seines politischen Endes, denn er strebte seither die
republikanische Präsidentschaftskandidatur an und verbrachte jede Menge
Zeit außerhalb von New Jersey. Nachdem er als Präsidentschaftskandidat im
Vorwahlkampf gescheitert war, unterstützte er Trump, reiste mit ihm kreuz
und quer durch die USA und rechnete sich Chancen aus, Vizepräsident oder
Justizminister zu werden.
Letztlich zerstörte Trumps Schwiegersohn Jared Kushner diese Hoffnungen.
Denn der nimmt Christie übel, dass er seinen Vater, Kushner Sr., wegen
krummer Geschäfte hinter Gitter gebracht hat. Die Republikanerin Guadagno
hielt vorsichtshalber sowohl Christie als auch Trump auf Abstand. Doch in
der Endphase ihres Wahlkampfes, als ihre Umfragewerte immer tiefer sackten,
schlug sie in New Jersey fremdenfeindliche Töne an, die wie aus dem
Vokabelbuch von Trump klangen.
Virginia liegt direkt gegenüber von Washington auf der anderen Seite des
Potomac-Flusses. Der Bundesstaat beherbergt nicht nur das Pentagon, sondern
auch die Hauptquartiere der größen US-amerikanischen Rüstungskonzerne sowie
riesige Militärbasen. Er ist in vieler Hinsicht – inklusive Abtreibung und
Minderheitenrechten – besonders konservativ. Doch auch in Virginia hielt
der republikanische Gouverneurskandidat Ed Gillespie Trump auf Abstand.
Gillespie bestritt seinen Wahlkampf aber mit trumpschen Parolen.
Am Wahlabend schlug Trump zurück. Per Tweet aus Südkorea machte der
Präsident Gillespie für die Niederlage verantwortlich. Er habe sich nicht
klar zu Trump und seiner Politik bekannt. Der erfolgreiche Demokrat Ralph
Northam, der mit 53,9 Prozent der Stimmen neuer Gouverneur von Virginia
wird, ist kein Einzelfall. In seinem Bundesstaat wurden auch zahlreiche
junge Leute, die erst in den letzten zwölf Monaten politisch aktiv geworden
sind, ins Parlament gewählt. Unter ihnen sind besonders viele Frauen,
Latinas, Asiatinnen und Afroamerikanerinnen.
Sie schafften den Durchbruch in Wahlkreisen, in denen ihnen zuvor keine
Chancen eingeräumt wurden. Am spektakulärsten ist der Wahlsieg von Danica
Roem in Virginia. Die 33-Jährige ist die erste bekennende
Transgender-Person, die ins Parlament eines US-Bundesstaates einzieht. Sie
besiegte den erzreaktionären Republikaner Bob Marshall, der zuvor 13 Mal
hintereinander gewählt worden war. Im Wahlkampf hatte Marschall darauf
bestanden, Roem als Mann zu bezeichnen. Seit Dienstag ist sie eine neue
Heldin und Vorbildfigur für viele, die sich noch verstecken.
8 Nov 2017
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
USA
Virginia
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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