# taz.de -- Regierungsbildung in Island: In schwierigen Gesprächen | |
> Links-Grüne, Sozialdemokraten, Piraten und Fortschrittspartei wollen | |
> koalieren. Doch ein Selbstläufer wird das wohl nicht werden. | |
Bild: Katrín Jakobsdóttir, die Vorsitzende der Links-Grünen | |
Stockholm taz | Die Piraten als Regierungspartei und eine links-grüne | |
Ministerpräsidentin? In Island könnte das bald Wirklichkeit sein. Katrín | |
Jakobsdóttir, die Vorsitzende der Links-Grünen, verhandelt seit dem | |
vergangenen Freitag mit den VertreterInnen von drei weiteren Parteien über | |
die Bildung einer Mitte-Links-Koalitionsregierung. Dazu hatte ihr | |
Staatspräsident Guðni Jóhannesson in der vergangenen Woche ein | |
entsprechendes Mandat erteilt. Und es scheint voran zu gehen: | |
Medienberichten zufolge wird bereits über Personalien gesprochen. | |
Offenbar wollte Staatspräsident Jóhannesson einen Neuanfang wagen, indem er | |
Jakobsdóttir mit der Bildung einer Regierung beauftragte – und nicht den | |
Vorsitzenden der stärksten Partei, Bjarni Benediktsson von der | |
konservativen Selbständigkeitspartei. Die Links-Grünen waren bei der | |
Parlamentswahl am vorletzten Samstag nur auf Platz zwei gelandet. | |
Doch der bisherige Ministerpräsident Benediktsson war in eine ganze Reihe | |
von Skandalen verwickelt, ebenso wie Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, der | |
Vorsitzende der neugegründeten populistischen Zentrumspartei. Nachdem | |
Gunnlaugssons Name in den Enthüllungen der Panama Papers aufgetaucht war, | |
musste er 2016 nach umfassenden öffentlichen Protesten als | |
Ministerpräsident seinen Hut nehmen. | |
Umfragen zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der IsländerInnen gerne die | |
41-jährige Jakobsdóttir an der Spitze der kommenden Regierung sehen würde. | |
Regierungserfahrung hat sie von 2009 bis 2013 als Bildungs- und | |
Kulturministerin in der bislang einzigen isländischen Linksregierung | |
sammeln können. | |
## Erst mal nur die Umrisse | |
Mit den Sozialdemokraten und der Piratenpartei hatte sie schon vor der | |
diesjährigen Parlamentswahl Gespräche über eine mögliche Koalition geführt. | |
Nach der Wahl wurde schnell klar, dass auch die rechtsliberale | |
Fortschrittspartei bereit sein würde, sich an so einer Regierung zu | |
beteiligen. | |
Auch wenn sich Jakobsdóttir gegenüber JournalistInnen optimistisch gibt – | |
ein Selbstläufer wird eine solche Koalition nicht werden. Statt sich in | |
Details zu verheddern, werde man versuchen, erst einmal nur die Umrisse der | |
künftigen Regierungsarbeit zu skizzieren, teilte sie mit: „Wir können nicht | |
alle Probleme auf einmal lösen und nicht alle Differenzen vergessen.“ | |
Im Groben seien sie sich jedenfalls einig: Mehr Gelder für Infrastruktur | |
und den sozialen Sektor. Mit einer von ihr geführten Regierung werde es im | |
Parlament einen „inklusiveren und kooperativeren Stil“ geben. Mit nur einer | |
Stimme Mehrheit im Parlament Alþingi wäre das für diese Vierer-Koalition | |
auch überlebenswichtig. Die IsländerInnen sind es nämlich langsam leid, | |
jedes Jahr aufs Neue wählen zu sollen. | |
6 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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