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# taz.de -- Kommentar Freilassung Peter Steudtner: Druck zeigt Wirkung
> Die Freilassung des inhaftierten Menschenrechtlers Peter Steudtner und
> seines schwedischen Kollegen zeigt: Beim Geld ist Erdogan angreifbar.
Bild: Für goldene Throne braucht man Geld: Archivbild aus dem Jahr 2015
Endlich!, so möchte man laut rufen. Endlich mal wieder Bilder der Freude
aus Istanbul statt immer nur neue Verzweiflung. Es tut gut, Bilder des
Menschenrechtlers Peter Steudtner zu sehen, wie er [1][nach seiner
Freilassung] Freunde und Bekannte vor dem berüchtigten
Hochsicherheitsgefängnis in Silivri umarmt, müde, aber zutiefst
erleichtert. Ein erster Lichtblick im alltäglichen Horror, der ansonsten
zwischen Erdoğans Türkei und Deutschland herrscht?
Man darf in Steudtners Entlassung aus der U-Haft, denn mehr ist es nicht,
aber auch nicht allzu viel hineininterpretieren. Der Prozess mit seinen
absurden Vorwürfen geht ja weiter. Niemand ist bislang freigesprochen
worden, nur dass Steudtner und sein schwedischer Kollege Ali Gharavi nicht
in der Türkei bleiben müssen und sich den Fortgang des Prozesses im
November aus sicherer Entfernung anschauen können.
Sie beide, solange sie nicht erneut in die Türkei fahren, sind de facto
frei. Alle anderen angeklagten MenschenrechtlerInnen sind, bis auf den
Amnesty-Vorsitzenden Taner Kilic, zwar auch aus der U-Haft entlassen
worden, müssen aber im November wieder vor Gericht antreten.
Auch wenn die Freilassung von Steudtner ein kleiner positiver Schritt ist,
eine Entspannung zwischen Erdoğans Türkei und Deutschland kann es erst
geben, wenn sich diese Entwicklung nun auch bei Mesale Tolu, Deniz Yücel
und den anderen acht deutschen politischen Gefangenen in der Türkei
fortsetzt.
Zehntausend Türken sitzen außerdem seit dem versuchten Putsch vom Juli
letzten Jahres oft unter ähnlich zweifelhaften Beschuldigungen in Haft, wie
zuvor Peter Steudtner, darunter allein rund 160 JournalistInnen.
Die Bundesregierung darf gegenüber der Regierung von Präsident Recep Tayyip
Erdoğan auf keinen Fall gleich den ersten Hoffnungsschimmer zum Anlass
nehmen, wieder zum business as usual zurückzukehren. Die Freilassung von
Steudtner zeigt vielmehr: Druck zeigt Wirkung und mehr Druck wird mehr
Wirkung erzeugen.
Die Achillesferse des Erdoğan-Regimes ist das Geld. Nach langem Zögern hat
Merkel begonnen, diesen Hebel zu nutzen. Je wirkungsvoller es ihr gelingt,
Erdoğan von internationalen Geldquellen abzuschneiden, umso größer sind die
Chancen auf ein Einlenken in Ankara.
26 Oct 2017
## LINKS
[1] https://gazete.taz.de/article/?article=!5458184
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
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Doğan Akhanlı
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