# taz.de -- Hamburger Dom wird teurer: Sicherheit, die kostet | |
> Die Schausteller*Innen auf dem Hamburger Dom müssen mehr für ihre Stände | |
> bezahlen – auch wegen erhöhter Sicherheitsmaßnahmen. | |
Bild: Nur Streife gehen war gestern: Für mehr Sicherheit sollen die Schaustell… | |
Hamburg taz | Obwohl die Schausteller*Innen eine Gebührenerhöhung | |
aufgedrückt gekriegt haben, ist der Ton bei der Pressekonferenz zum | |
Winterdom versöhnlich. Dabei herrscht zwischen Schaustellerverbänden und | |
Behörden Uneinigkeit darüber, wer die Kosten für zusätzliche | |
Sicherheitsmaßnahmen für Norddeutschlands angeblich größte Kirmes tragen | |
soll. | |
Acht Prozent, so viel müssen Betreiber*Innen von Fahrgeschäften und | |
Imbissen auf dem [1][Hamburger Dom] im nächsten Jahr vermutlich mehr | |
zahlen. Das kündigte die zuständige Referatsleiterin der Hamburger | |
Wirtschaftsbehörde, Franziska Hamann, an. Grund dafür sind vor allem die | |
gestiegenen Kosten für Sicherheitsmaßnahmen. In den nächsten Jahren sind | |
weitere Preiserhöhungen geplant. Die Schausteller*Innen wollen aber nicht | |
für mehr Sicherheitskräfte und Betonpoller zahlen. | |
„Der Schutz vor Terroranschlägen ist Aufgabe des Staates. Er muss auch die | |
Kosten dafür tragen“, sagt Ferdinand-Uwe Cordts. Er betreibt einen | |
Süßwarenstand auf dem Dom und befürchtet, seine Preise anheben zu müssen, | |
wenn er mehr Gebühren an die Stadt zahlen muss. Bereits im letzten Jahr | |
wurden die Standpreise um zehn Prozent erhöht. „Irgendwann muss man das an | |
die Besucher*Innen weitergeben“, sagt auch Sascha Belli vom [2][Hamburger | |
Landesverband des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller]. „Das möchten | |
wir natürlich nicht.“ | |
Auch der Deutsche Schaustellerbund (DSB) sieht den Staat und nicht die | |
Schausteller*Innen in der Pflicht. Die Kosten zur Abwehr klassischer | |
Gefahren auf Volksfesten, wie beispielsweise Diebstahl, würden die | |
Betreiber*Innen übernehmen. Terroranschläge seien jedoch ein Angriff auf | |
den Staat und die Bevölkerung allgemein. Wenn der Staat deshalb erhöhte | |
Sicherheitsmaßnahmen zur Abwehr von Anschlägen fordere, müsse er die Kosten | |
dafür auch übernehmen, schreibt der Verein auf seiner Website. | |
Belli drückt sich auf der Pressekonferenz vorsichtiger aus. Er wünscht | |
sich, dass sich die Innenbehörde an den Kosten für mehr Sicherheit | |
beteiligt. Das ist aber laut des Hamburgischen Gebührengesetzes nicht | |
vorgesehen. Darin heißt es, dass alle den Behörden entstehenden Kosten bei | |
der Gebührenberechnung zu berücksichtigen seien, so Christian Füldner, | |
Sprecher der Wirtschaftsbehörde auf taz-Anfrage. „Neu hinzugekommen sind | |
die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen im Sinne der Terrorabwehr.“ Diese | |
würden derzeit rund 20 Prozent der Gesamtkosten betragen. „Die Behörde | |
kommt den Schaustellern bereits insofern entgegen, als dass die Gebühren | |
über drei Jahre schrittweise erhöht werden“, sagt Füldner. | |
Belli erhofft sich für 2018 eine Erhöhung um lediglich vier statt acht | |
Prozent. Außerdem solle statt nach temporären Lösungen nach dauerhaften | |
Sicherheitsmaßnahmen gesucht werden. Als Beispiel nannte er fest | |
installierte Betonpoller, die bei Bedarf hochgefahren werden könnten. | |
Dass diese effektiv seien, sei aber nicht erwiesen, sagt Franziska Hamann. | |
Es gebe keinen „Stand der Technik“ und keine festen Auflagen zum Schutz von | |
Volksfesten. Man befinde sich deshalb in ständiger Rücksprache mit der | |
Polizei. | |
Bisher wird der Dom durch Sicherheitskräfte und Polizei vor und auf dem | |
Gelände geschützt. Auch die wie Legosteine aussehenden Betonklötze werden | |
eingesetzt, um vor Anschlägen mit Fahrzeugen zu schützen. Diese sind nicht | |
unumstritten. Ein Test der Dekra hat gezeigt, dass Lastwagen die Klötze | |
durchbrechen können. Der bei dem Test eingesetzte LKW entsprach dem Modell, | |
mit dem der Attentäter von Nizza gefahren ist. Der Attentäter vom Berliner | |
Weihnachtsmarkt 2016 fuhr einen größeren LKW. | |
1 Nov 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.hamburg.de/dom/ | |
[2] http://www.landesverband.org/ | |
## AUTOREN | |
Marthe Ruddat | |
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