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# taz.de -- Sächsischer CDU-Ministerpräsident: Tillich nicht mehr willig
> Überraschend hat Regierungschef Stanislaw Tillich seinen Rücktritt
> erklärt. Der sächsische CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer soll ihm
> nachfolgen.
Bild: Hat genug vom Job: Ministerpräsident Stanislaw Tillich
Das Neue
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) gibt nach 9 Jahren sein
Amt auf. Das gab der 58-Jährige bei einem kurzfristig einberufenen
Pressestatement am Mittwochnachmittag bekannt. Tillich will noch an den
Berliner Sondierungsgesprächen für eine Jamaika-Koalition teilnehmen und
sein Amt im Dezember zur Verfügung stellen. Landtagsabgeordneter will er
aber bleiben.
Der Kontext
In der sächsischen Union herrschten seit der Bundestagswahl Verwirrung und
eine deprimierte Stimmung. Die in den 1990er Jahren unter Kurt Biedenkopf
mit absoluter Mehrheit regierende Partei war mit 26,9 Prozent [1][in
Sachsen noch knapp hinter die AfD zurückgefallen]. Tillich erwähnte bei
seinem Statement die Niederlage allerdings mit keinem Wort.
Vor allem aus jüngeren Unionskreisen war er aber für seinen angekündigten
Rechtsruck kritisiert worden, um AfD-Wähler wieder zurückzugewinnen. Der
87-jährige ehemalige Ministerpräsident Biedenkopf nannte ihn „ungeeignet“
für das Amt des Ministerpräsidenten. Die zehn sämtlich der CDU angehörenden
Landräte nutzten bei einem Treffen mit Tillich vor zwei Tagen dessen
geschwächte Position, eine umfassende Kabinettsumbildung zu verlangen.
Innenminister Markus Ulbig und Finanzminister Georg Unland sollten gehen.
Hier hatte Tillich ohnehin durch den Rücktritt von Kultusministerin
Brunhild Kurth (alle CDU) ein zusätzliches Problem bekommen.
Die Reaktionen
Am Mittwochnachmittag ging von der CDU eine offenbar zuvor abgestimmte
Stellungnahme ein. Darin bedauert das Landespräsidium den Rücktritt und
bekundet Respekt vor Tillichs Entscheidung. Für seine zwei Jahrzehnte
umfassende Arbeit in der sächsischen Landespolitik wird ihm gedankt. Die
Landes-CDU wolle den Wechsel „verantwortungsvoll und besonnen gestalten“,
heißt es in der Erklärung. Die Koalition mit der SPD solle fortgesetzt
werden.
„Tillich bleibt sich treu und entzieht sich der Verantwortung“,
kommentierte Linken-Landeschef Rico Gebhardt.
Die Konsequenz
Das Präsidium der sächsischen Union hat bereits einstimmig den 42-jährigen
bisherigen Generalsekretär Michael Kretschmer als Nachfolger Tillichs im
Amt des Ministerpräsidenten und CDU-Landesvorsitzenden vorgeschlagen.
Kretschmer hatte bei der Bundestagswahl seinen Wahlkreis Görlitz gegen
einen AfD-Kandidaten verloren.
Kretschmer hatte sich mit Kommentaren zur künftigen Richtung der
Sachsen-CDU nach der Wahlniederlage auffallend zurückgehalten. Insider
handelten ihn als neuen Kultusminister, seine Kandidatur für das Spitzenamt
überrascht. Landespolitisch ist er nur wenig in Erscheinung getreten. Er
sei aber „immer und überall dabei gewesen, wenn es galt, die CDU auf
Rechtskurs zu trimmen“, kommentierte die Linke. Kretschmer steht vor einer
extrem schweren Aufgabe, wenn die Sachsen-Union bei der Landtagswahl in
zwei Jahren ihre Führungsposition behaupten will.
18 Oct 2017
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## AUTOREN
Michael Bartsch
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