| # taz.de -- Nach Insolvenz von Air Berlin: Lufthansa übernimmt große Teile | |
| > Lufthansa übernimmt deutlich mehr als die Hälfte der Flugzeuge von Air | |
| > Berlin. Die Verträge sollen im Tagesverlauf unterzeichnet werden. | |
| Bild: Ein zweiter Käufer ist noch nicht gefunden | |
| Berlin/Frankfurt dpa | Große Teile der insolventen Fluggesellschaft Air | |
| Berlin gehen an den Branchen-Primus Lufthansa. Beide Unternehmen wollten am | |
| Donnerstag in Berlin einen entsprechenden Kaufvertrag unterzeichnen, wie | |
| Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Berlin ankündigte. Das Geschäft steht aber | |
| noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Überprüfung. | |
| Nicht zu einem Abschluss führten hingegen bislang Verhandlungen mit der | |
| britischen Gesellschaft Easyjet, die ebenfalls bis zu 30 Maschinen samt | |
| Verkehrsrechten und Besatzungen übernehmen sollte. Die Verhandlungen würden | |
| noch an diesem Donnerstag fortgesetzt, sagte ein Sprecher der Air Berlin. | |
| Ob die Berliner nun auch den Kaufinteressenten Condor wieder an den Tisch | |
| holen, blieb zunächst offen. | |
| Air Berlin – die nach Lufthansa bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie – | |
| hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb seitdem war nur | |
| durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. | |
| Spohr hatte bekräftigt, dass sein Unternehmen von Air Berlin | |
| voraussichtlich 81 Flugzeuge übernehmen, 3.000 Mitarbeiter einstellen und | |
| dafür in Summe 1,5 Milliarden Euro investieren werde. Die Beschäftigten der | |
| nicht insolventen Teilgesellschaften Niki und LG Walter werden | |
| Konzernkreisen zufolge direkt übernommen, die übrigen rund 1.500 Stellen | |
| sollen über Neu-Einstellungen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings besetzt | |
| werden. Darauf könnten sich auch Air-Berlin-Mitarbeiter bewerben. | |
| Air Berlin hatte mitgeteilt, die Airline sehe gute Chancen, [1][dass etwa | |
| 80 Prozent der 8.000 Mitarbeiter bei anderen Unternehmen einen neuen | |
| Arbeitsplatz erhalten könnten]. Für die Air Berlin Technik läuft ein | |
| getrenntes Verkaufsverfahren. Die Gewerkschaften Verdi und Vereinigung | |
| Cockpit hatten Sozialpläne und kollektive Übergangsregeln für die | |
| Beschäftigten verlangt. | |
| ## „Wir gehen von weiter sinkenden Preisen aus“ | |
| Aus Spohrs Sicht muss das Aus für Air Berlin die Ticketpreise nicht nach | |
| oben treiben. „Denn der Wettbewerb wird sich in Europa und auch weltweit | |
| verschärfen“, sagte er der Rheinischen Post (Donnerstag). „Wir gehen von | |
| weiter sinkenden Preisen aus.“ Im Konzern werde man sich mit der Tochter | |
| Eurowings selbst Konkurrenz machen. „Da wo es bisher nur Lufthansa und Air | |
| Berlin gab, wie beispielsweise zwischen München und Köln, kommen nun | |
| Eurowings-Flüge als Ersatz für Air Berlin hinzu.“ | |
| Die Ankündigung Spohrs traf bei Experten sofort auf Skepsis. „Konzerne | |
| werden aus kartellrechtlicher Sicht als ein Unternehmen angesehen“, sagte | |
| der Düsseldorfer Kartellrechtler Martin Gramsch von der Kanzlei Simmons & | |
| Simmons der Deutschen Presse-Agentur. Der Luftverkehrsberater Gerald Wissel | |
| erwartet eine vertiefte kartellrechtliche Überprüfung der EU-Kommission. | |
| Dabei würden die Marktverhältnisse auf einzelnen Strecken überprüft. Es | |
| könne dann gut sein, dass Lufthansa Start- und Landerechte (Slots) auf | |
| einzelnen Verbindungen freigeben müsse. | |
| Durchaus nachteilig für die Lufthansa könnte sich ein Abwinken des zweiten | |
| Bieters Easyjet auswirken. „Falls Easyjet aussteigt, wird die | |
| kartellrechtliche Genehmigung für Lufthansa noch schwieriger zu bekommen | |
| sein“, sagte Wissel. Auch Anwalt Gramsch sieht zusätzliche Probleme, weil | |
| die EU-Kommission letztlich immer den Gesamtmarkt im Blick haben müsse. | |
| „Das Wegfallen eines weiteren Bieters ist schlecht für die Marktstruktur.“ | |
| Er rechne mit einem halben Jahr Verfahrensdauer. | |
| ## Piloten aus dem Urlaub zurück geholt | |
| Lufthansa rechnet mit einer Übergangszeit von sechs bis neun Monaten. Sie | |
| werde nicht ohne „Ruckeleien“ verlaufen, meinte Spohr. Man habe Piloten aus | |
| dem Urlaub zurück geholt und fliege innerhalb Deutschlands auch mit | |
| Jumbo-Jets, um alle Passagiere aufnehmen zu können. Tausende Mitarbeiter | |
| müssten eingestellt werden, zugleich sei der Übergang der | |
| Air-Berlin-Flugzeuge beim Luftfahrtbundesamt aufwendig. | |
| Spohr kündigte in der Rheinischen Post zugleich ein Angebot an, „um im | |
| Ausland gestrandeten Passagieren der Air Berlin die Heimreise zu einem | |
| fairen Preis anzubieten, sofern wir die Kapazitäten dafür haben“. Aus | |
| Lufthansa-Kreisen hieß es dazu, es sei schwer zu schätzen, um wie viele | |
| Passagiere es dabei gehe. Details seien noch nicht ausgearbeitet. Seit 25. | |
| September ist bekannt, dass Air Berlin alle Langstreckenflüge am 15. | |
| Oktober einstellt. | |
| Generell wird Air Berlin voraussichtlich ab Ende Oktober nicht mehr unter | |
| eigener Flugnummer fliegen, wie es in einem Brief der Firmenleitung an die | |
| Mitarbeiter vom Montag hieß. Der insolventen Gesellschaft sei ein | |
| eigenwirtschaftlicher Verkehr unter dem Airline-Code AB „nach gegenwärtigem | |
| Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich“. Tickets | |
| für spätere Flüge verlieren ihre Gültigkeit. Der Flugverkehr der nicht | |
| insolventen Töchter Niki und LG Walter soll weitergeführt werden. | |
| 12 Oct 2017 | |
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