# taz.de -- Kommentar zur Cum-Ex-Anklage: Die politische Aufarbeitung fehlt | |
> Rund 16 Milliarden Euro kosteten die Cum-Ex-Geschäfte den deutschen | |
> Staat. Jetzt wurde Anklage erhoben – doch politische Konsequenzen fehlen. | |
Bild: Juristisch werden die Cum-Ex-Geschäfte der Banken jetzt geahndet – pol… | |
Was gut gemachte Oppositionsarbeit im Parlament leisten kann, bewiesen in | |
den vergangenen Jahren die Grünen und die Linkspartei. Gemeinsam setzten | |
sie einen Untersuchungsausschuss zu einer [1][groß angelegten | |
Steuerhinterziehung] durch, die den deutschen Staat bis zu 16 Milliarden | |
Euro gekostet hatte. Die beiden Fraktionen trugen dazu bei, die sogenannten | |
Cum-Ex-Geschäfte aus der Versenkung hervorzuholen. | |
Nun hat die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main in diesem Zuge | |
erstmals Anklage gegen einen Anwalt und Aktienhändler der Hypo-Vereinsbank | |
erhoben. Die juristische Aufarbeitung kommt voran – wenngleich das | |
Landgericht Wiesbaden noch entscheiden muss, ob es die Klage zulässt. Die | |
finanziellen Verfahren sind ohnehin schon im Gange. Finanzämter fordern | |
Hunderte Millionen Euro aus den mutmaßlich illegalen Steuergeschäften | |
zurück. | |
An politischen Konsequenzen fehlt es dagegen bisher. Die Große Koalition | |
aus Union und SPD erklärte zum Abschluss [2][des Untersuchungsausschusses], | |
sie habe keine Fehler gemacht. Deshalb müsse man auch nichts ändern. Diese | |
Haltung ist taktisch verständlich, sachlich aber falsch – ging es den | |
Regierungsparteien vor der Bundestagswahl doch vornehmlich darum, ihre | |
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Wolfgang Schäuble (CDU) aus der | |
Schusslinie zu bringen. Eine strengere Überprüfung der Branche durch die | |
Finanzaufsicht Bafin, ein Gesetz zum Schutz von Informanten aus der | |
Wirtschaft? Fehlanzeige – solche Maßnahmen wurden bislang nicht ergriffen. | |
Ob die Aussichten dafür unter der neuen Bundesregierung besser werden, darf | |
man bezweifeln. Das Interesse der Union hat sich nicht geändert, und die | |
[3][FDP hält von Regulierung der Wirtschaft traditionell nicht viel]. | |
Können sich die Grünen gegen diese Front durchsetzen? Am Beispiel Cum-Ex | |
wird sich zeigen, ob die Jamaika-Koalition bereit ist, die | |
politisch-ökonomische Vetternwirtschaft zwischen Union, FDP und | |
Wirtschaftsinteressen infrage zu stellen. | |
4 Oct 2017 | |
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Hannes Koch | |
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