# taz.de -- Uni Bremen scheitert in Vorauswahl: Das Ende der Exzellenz | |
> Die Uni Bremen verliert das Label „Exzellenzuniversität“. In der neuen | |
> Runde hat es nur eines ihrer Cluster in die Vorauswahl geschafft. | |
Bild: Solche Plakate wird's so schnell nicht wieder geben: Eigenlob der Uni Bre… | |
BREMEN taz | Das gute Leben ist vorbei. Nachdem die Deutsche | |
Forschungsgemeinschaft (DFG) gestern die Vorrundengewinner der neuen | |
Exzellenzstrategie vorgestellt hat, ist klar: Bremen ist künftig nicht mehr | |
dabei. „Ich konnte es eigentlich nicht fassen“, kommentierte Uni-Rektor | |
Bernd Scholz-Reiter den Moment der Erkenntnis nach Veröffentlichung der | |
Liste durch die DFG. „Ich dachte, das ist ein Tippfehler.“ War es aber | |
nicht. | |
Insgesamt 195 Voranträge von 63 Universitäten wurden eingereicht, 88 davon | |
kamen in die nächste Runde. Darunter war allerdings nur einer von der Uni | |
Bremen. Zwei erfolgreiche Cluster benötigt eine Uni nach den neuen | |
DFG-Regularien, um sich schließlich auch um den Titel | |
„Exzellenzuniversität“ bewerben zu können. Von den fünf Clustern, die | |
Bremen insgesamt eingereicht hat, kam nur eines durch: Das Marum – Zentrum | |
für Marine Umweltwissenschaften konnte in der ersten Runde des Wettbewerbs | |
überzeugen. | |
Die MeereswissenschaftlerInnen haben nun Zeit bis Februar, um ihre | |
Cluster-Skizze zu einem Vollantrag auszuarbeiten. Wenn die | |
WissenschaftlerInnen des Marum auch diese Hürde nehmen, könnten sie mit | |
Zuschüssen in Höhe von bis zu 10 Millionen Euro pro Jahr rechnen – das ist | |
jedenfalls die Höchstfördersumme. Das Marum, das bisher auch schon | |
Exzellenzcluster ist und dafür derzeit sechs bis sieben Millionen Euro | |
Förderung pro Jahr erhält, könnte sich damit finanziell sogar verbessern. | |
So lobte Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter die „großartige Forschung“, die am | |
Marum geleistet werde. | |
Dennoch sei es „ein bitterer Tag für die Uni Bremen“, so der Rektor weiter. | |
Seine Enttäuschung könne er „nicht verhehlen“. Wissenschaftssenatorin Eva | |
Quante-Brandt (SPD) sprach ebenfalls von einem „bitteren Tag“, | |
interpretierte das Ergebnis aber so: „Die Uni Bremen hat sich nicht | |
verschlechtert, sondern die Bedingungen sind härter geworden.“ Seit der | |
letzten Exzellenzrunde waren die Bedingungen für die Förderung verschärft | |
worden. In der ersten Runde hatte noch ein erfolgreiches Cluster für die | |
Bewerbung zur Exzellenzuni ausgereicht. | |
Die Folgen für die Uni Bremen sind gravierend: Der Status als | |
Exzellenzuniversität brachte der Uni pro Jahr etwa 10 Millionen Euro mehr | |
Geld – insgesamt also 50 Millionen Euro während der fünfjährigen Laufzeit. | |
Die jetzige Förderung endet im Jahr 2019. Senatorin Quante-Brandt wollte | |
sich gestern noch nicht konkret dazu äußern, ob der Verlust der | |
Exzellenzmittel durch Landesmittel ausgeglichen werden kann. | |
„Wir müssen mal sehen, wie das im Wissenschaftsplan 2025 berücksichtigt | |
werden kann.“ Für Bernd Scholz-Reiter ist klar: „Wir können jetzt nur noch | |
mit halber Fahrt vorausfahren, nicht mehr mit Volldampf.“ Dennoch sei die | |
Universität immer eine „forschungsstarke“ Hochschule gewesen und bleibe das | |
auch weiterhin. An der Uni Bremen sind rund 40 Prozent aller | |
WissenschaftlerInnen über Drittmittel beschäftigt. | |
Die Gewerkschaft Bildung und Erziehung (GEW) kritisiert unterdessen den | |
falschen Anreiz, den zeitlich begrenzte Fördergelder auf Universitäten | |
ausüben: „Mit befristet eingeworbenen Exzellenzgeldern stellen die | |
Hochschulen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch nur befristet | |
ein. Läuft die Förderung aus, werden die Beschäftigten auf die Straße | |
gesetzt. | |
Das ist nicht nur unfair gegenüber hoch qualifizierten Akademikern, sondern | |
unterminiert zudem die Kontinuität und damit Qualität von Forschung und | |
Lehre“, betonte der GEW-Vize Andreas Keller. Die GEW fordert deshalb Bund | |
und Länder auf, „die Exzellenzstrategie jetzt rasch um eine | |
Entfristungsoffensive“ zu ergänzen. | |
Auch Bernd Scholz-Reiter räumte auf Nachfrage der taz ein, dass allein die | |
Antragstellung und Erarbeitung der Cluster „viel Vor- und Nacharbeit“ | |
erfordere. | |
Den Umstand, dass viele AkademikerInnen nach erfolgreicher Antragstellung | |
ihre Stelle hauptsächlich dazu nutzen, den nächsten Antrag vorzubereiten, | |
kommentierte er so: „Wir übertreiben das in Deutschland. Eine höhere | |
Grundfinanzierung wäre besser.“ Probieren will Scholz-Reiter es aber doch | |
wieder: Er glaube an die Qualität der Forschung an der Uni Bremen. „Daher | |
werden wir unseren Weg konsequent weiterverfolgen und in sieben Jahren | |
erneut in der Exzellenzstrategie antreten.“ | |
29 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Karolina Meyer-Schilf | |
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