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# taz.de -- Im Tabellenkeller festgefahren: Das Déjà-vu von Werder Bremen
> Werder Bremen kommt auch gegen den SC Freiburg nicht über ein 0:0 hinaus
> und bleibt im Tabellenkeller stecken – so wie in der vergangenen Saison.
Bild: Abbitte fürs Foul: Freiburgs Nils Petersen (l) sitzt neben Werder Torwar…
BREMEN taz | Wenn das Murmeltier nicht nur täglich grüßt, sondern auch
hundertsten Geburtstag feiert – dann befindet man sich wahrscheinlich im
Presseraum von Werder Bremen. Was Trainer Alexander Nouri, Sportchef Frank
Baumann und Spieler dort vor und nach den Werder-Spielen von sich geben,
beschert den Anwesenden in den letzten Wochen ein Déjà-vu-Erlebnis nach dem
anderen.
Wieder seien beim Spiel gegen den SC Freiburg gute Ansätze nicht belohnt
worden, müsse man nächste Woche noch mutiger zu Werke gehen, gehe die
Mannschaft ihren Weg in Ruhe weiter, werde sich die Geduld irgendwann
auszahlen. Exakt mit diesen Satzbausteinen wurde ein Großteil der Hinrunde
der letzten Saison bestritten.
Der Tenor lautet wie damals: Die Mannschaft ist besser als der
Tabellenplatz, der wieder im Tabellenkeller angesiedelt ist. Was wie im
letzten Jahr auch daran liegt, dass sich Stürmer Max Kruse früh in der
Saison so schwer verletzt hat, dass er lange fehlen wird. Heute kommt noch
verschärfend hinzu, dass auch Kapitän Zlatko Junuzovic seit Wochen ausfällt
und kein Ausnahmespieler wie Serge Gnabry zur Verfügung steht, der auch mal
mit einer Einzelaktion eine festgefahrene Spielsituation auflösen kann.
So wird die Luft für Trainer Nouri nach saisonübergreifend neun Spielen
ohne Sieg zwar langsam dünner – ohne dass bislang ernsthaft die
Trainerfrage gestellt wird. Im Verein und im Anhang nicht. Erst gestern
sagte auf Sky: „Wir sind absolut von Alex Nouri überzeugt, deshalb gibt es
intern keine Diskussionen.“
Dieser Punkt der Parallele ist noch nicht erreicht: Als im letzten Winter
vor dem Spiel in Mainz alle Welt davon ausging, dass Nouri nach einer
weiteren Niederlage seinen Job los ist. Stattdessen startete Werder eine
Serie aus ungeschlagenen Spielen, die bis kurz vor die Europa-Cup-Plätze
führte. Eine Serie, in der die Mannschaft selten besser spielte, als sie es
im Moment tut, aber dafür nur einen Bruchteil der Chancen für
Erfolgserlebnisse benötigte. „An der letzten Konsequenz, dieses Tor
unbedingt zu erzielen, müssen wir einfach weiterarbeiten“, sagte Nouri nach
dem Spiel gegen Freiburg.
Der Verdacht drängt sich auf, dass diese Mannschaft entweder mit dem Rücken
zur Wand stehen muss, um diese letzte Konsequenz aufzubringen, oder sich in
einen Flow hineingespielt haben muss, in dem Tore wie selbstverständlich
fallen. Beides ist im Moment nicht der Fall. Die Fehlpassquote und die um
3,5 Kilometer geringere Laufleistung als der Gegner in der ersten Halbzeit
gegen Freiburg lassen sich nicht mit zu großem Druck erklären. Eher mit dem
komfortablen Gefühl, noch jede Menge Zeit zu haben, sich nach oben zu
arbeiten. Das kurze, heftige Pfeifkonzert nach Spielende galt auch nicht
der Gesamtleistung, sondern dem Ballgeschiebe in der Nachspielzeit, dem
jeder Wille fehlte, den Siegtreffer noch erzwingen zu wollen.
In der offiziellen Rhetorik fällt bei allen Parallelen zur Vorsaison ein
Wort deutlich weniger: Mannschaft. Im letzten Jahr übernahm Nouri nach drei
Spieltagen ein bunt gemischtes Mehrgenerationenprojekt mit großer
Altersspanne und übergroßem Kader. Mit seiner emotionalen Intelligenz
formte er daraus in kurzer Zeit ein Team, das große Geschlossenheit und
individuelle Genialität auf höchst produktive Weise zusammenbrachte.
Nouri und Baumann wissen natürlich, dass sich emotionaler Zusammenhalt
nicht beliebig reproduzieren lässt und haben sich in der Sommerpause
darangemacht, den Erfolg auf eine technischere Basis zu stellen. Sie haben
Identifikationsfiguren wie Klublegende Claudio Pizarro, Torwart Felix
Wiedwald und Co-Trainer Florian Bruns aus dem Team herausgelöst und nebst
dem freiwillig ausgeschiedenen Clemens Fritz rein funktional nachbesetzt.
Heute wirken viele Abläufe eingespielter, die Abwehrarbeit funktioniert
sogar gegen Gegner wie Bayer München und an Chancen hat es in den letzten
drei Spielen auch nicht gemangelt. Aber der Schuss Magie, der Werder
bislang von einer grauen Maus unterschied, fehlt zurzeit.
24 Sep 2017
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
## TAGS
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