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# taz.de -- USA und Nordkorea: Atompilz im Pazifik?
> Aktuell ist nicht klar, ob es nur beim Wortgefecht bleibt. Trumps
> Äußerungen könnten als Rechtfertigung für längst fertige Pläne benutzt
> werden.
Bild: Kims Vorbild: Überirdischer Test einer US-Wasserstoffbombe, Marshallinse…
PEKING taz | US-Präsident Donald Trump hat Mitte der Woche bei der
UN-Generalversammlung mit der „totalen Zerstörung Nordkoreas“ gedroht,
falls das Regime in Pjöngjang im Streit über sein Atom- und Raketenprogramm
nicht einlenke.
Nun folgt die Replik: „Ich werde den geisteskranken, dementen US-Greis
sicher und endgültig mit Feuer bändigen“, wetterte Nordkoreas Machthaber
Kim Jong Un am Freitag. Trump habe ihn und sein Land „vor den Augen der
Welt“ beleidigt. Daher ziehe er es nun ernsthaft in Erwägung, eine „harte
Gegenmaßnahme auf höchstem Niveau in der Geschichte“ auszuüben. „Ich wer…
den Mann, der die Hoheit über das Oberkommando in den USA hat, für seine
Rede teuer bezahlen lassen“, kündigte Kim über die staatliche
Nachrichtenagentur Yonhap an.
Wie das konkret aussehen könnte, verkündete sein Außenminister Ri Hong Ho
kurze Zeit später. Ho drohte mit der „stärksten Explosion einer
Wasserstoffbombe“ – nicht unterirdisch wie bisher, sondern offen über dem
Pazifik. Trump seinerseits antwortete auf Twitter, Kim, „der offensichtlich
ein Verrückter ist, den es nicht schert, seine Leute hungern zu lassen oder
umzubringen, wird herausgefordert werden wie nie zuvor!“
Trump hatte bereits weitere Maßnahmen gegen Nordkorea ergriffen. Am
Donnerstag ordnete er an, dass Banken weltweit künftig keine Geschäfte mehr
mit Nordkorea abwickeln dürfen. Sollten sie sich widersetzen, würde das
Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen in oder mit den USA haben. Jede
Bank müsse sich entscheiden, sagte Trump: „Geschäfte mit den USA oder
Geschäfte mit Nordkorea.“ Vor zwei Wochen hatte bereits der
Weltsicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea erneut ausgeweitet. Es
sind die inzwischen schärfsten Sanktionen, die je gegen ein Land verhängt
wurden.
## Pläne könnten längst vorbereitet sein
Lobende Worte hat Trump hingegen nun für China übrig. Hatte er Anfang
September die chinesische Führung in Peking noch scharf dafür kritisiert,
dass sie sich nicht bereit zeigte, Nordkorea auch den Ölhahn abzudrehen,
bewertete es Trump nun als „großen Fortschritt“, dass die chinesische
Zentralbank begonnen habe, ihre Transaktionen mit dem Nachbarland
zurückzufahren.
So unheilvoll Nordkoreas Drohung eines Wasserstoffbombentests über den
Pazifik klingt – Experten halten diesen Schritt für logisch. Die
unterirdischen Atomtests seien bereits erfolgreich gewesen, Abschüsse von
ballistischen Interkontinentalraketen habe es ebenfalls schon gegeben. Um
zu beweisen, dass die Raketen auch mit atomaren Sprengköpfen abgeschossen
werden können, müsse Nordkorea nun beides kombinieren, sagt Yang Uk,
Experte des koreanischen Verteidigungs- und Sicherheitsforums in Seoul. Es
könne sein, dass Nordkorea blufft, sagt Yang. Er vermutet jedoch, dass
diese Pläne längst vorbereitet seien. Trumps Äußerungen würden nun bloß a…
Rechtfertigung herangezogen.
Ein oberirdischer Nukleartest mit sichtbarem Atompilz würde den Konflikt
nicht nur auf eine deutlich höhere Eskalationsstufe stellen. Er würde
internationales Gewässer radioaktiv verseuchen. Will Nordkorea bei dem Test
keine Menschenleben gefährden, müsste das Regime zudem vorab mitteilen, wo
genau der Test erfolgen würde. Auf dem Pazifik herrscht reger
Schiffsverkehr.
Den letzten Abschuss einer nuklear bestückten Rakete hatte China 1980 zu
Testzwecken unternommen. Eine weltweite Übereinkunft verbietet oberirdische
Atomtests.
22 Sep 2017
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Atomtest
Kim Jong Un
Nordkorea
Donald Trump
Atombombe
China
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Nordkorea
UN-Vollversammlung
Nordkorea
Atomabkommen
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