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# taz.de -- Streit im Front National: Couscous statt Sauerkraut
> Ein Restaurantbesuch des Vize des Front National regt dessen
> parteiinterne Gegner auf. Es geht um mehr als Hartweizengrieß und
> Kichererbsen.
Bild: „Wer sich von Fotos mit Couscous provozieren lässt, ist ein Dummkopf�…
Paris taz | Ein kameradschaftliches Abendessen von Florian Philippot mit
anderen Leuten des rechtsextremen Front National (FN) in Straßburg ist
anderen Parteigenossen buchstäblich im Hals stecken geblieben. Der Grund
dafür war das Menü. Wie eine Teilnehmerin an dieser Begegnung im Elsass auf
Twitter meldete, fand diese fröhliche Tafelrunde im „besten
Couscous-Restaurant von Straßburg“ statt.
Schon die Erwähnung des klassischen Gerichts aus Nordafrika reichte, um in
FN-Kreisen eine antiarabische Allergie zu provozieren. In den Augen der
internen Kritiker hätte Parteivize Philippot im Elsass Sauerkraut statt
Couscous bestellen müssen, protestierten sie.
Ausgerechnet die Nummer zwei des FN, die nach den Wahlen einen politischen
Klub namens Les Patriotes gegründet hatte, mache so Reklame für fremde
Kost. Unter [1][dem Hashtag #couscousgate] wurde die Polemik zu einem
Schlagabtausch über die politische Verträglichkeit des Mahls aus
Hartweizengrieß und Kichererbsen.
Dass sich gewisse Parteifreunde oder -freundinnen über seinen
vermeintlichen politisch inkorrekten Appetit aufregen konnten, nahm
Philippot zunächst gelassen. Er riet ihnen, sie sollten selber mal ein
Couscous kosten, statt zu meckern. Er rief ihnen in Erinnerung, dass diese
Rezept von den Pieds-noirs, den europäischen Algerienfranzosen, die vom FN
stets verteidigt worden seien, nach der Unabhängigkeit ins französische
Mutterland importiert worden sei. Allein schon darum könne nichts daran
anstößig sein.
## EU-Austritt als Ziel
Doch die Anfechtungen gingen weiter und Philippot riss der Geduldsfaden:
„Wer sich von Fotos mit Couscous provozieren lässt, ist ein Dummkopf.“
Hinter den kulinarischen Meinungsverschiedenheiten verbergen sich viel
ernsthaftere Spannungen innerhalb des FN. Viele haben es nicht verdaut,
dass ihre Kandidatin Marine Le Pen, die nicht ohne Erfolgsaussichten für
die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen qualifiziert war, in der
Fernsehdebatte mit Emmanuel Macron so schwach war und auch ihr eigenes
Lager enttäuscht hat.
Verantwortlich dafür machen sie weniger die Parteichefin, sondern ihren
engsten Berater: Philippot. Seine Gegner kritisieren vor allem Philippots
„souveränistische“ Strategie, die auf einen Austritt aus der EU und dem
Euro abzielt.
Philippot, den man seit dem Sommer nicht mehr an ihrer Seite gesehen hat,
ist von Marine Le Pen via Medien aufgefordert worden, seine Position in der
Partei zu „klären“. Er sagte dazu, falls der FN auf den EU-Austritt als
Ziel verzichte, sehe er für sich darin keine Zukunft. Ein Rücktritt als
Vorsitzender der Bewegung Les Patriotes komme nicht infrage, schon gar
nicht wegen eines „Couscousgates“.
19 Sep 2017
## LINKS
[1] https://twitter.com/search?q=%23couscousgate&src=typd
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Rassemblement National
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Florian Philippot
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Literatur
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