# taz.de -- Zensurversuche in Birma: Nennt sie nicht beim Namen! | |
> Die BBC nennt die in Birma verfolgte muslimische Minderheit Rohingya. Ihr | |
> birmesisches Programm verärgert damit einen regierungsnahen Sender. | |
Bild: Birmesische Rohingya an der Grenze zu Bangladesch | |
Die BBC hat die Kooperation ihres birmesischen Programms mit dem | |
staatsnahen Sender MNTV in Birma (Myanmar) wegen Zensurversuchen beendet. | |
Der britische Sender lieferte täglich zehn Minuten birmesischsprachige | |
TV-Nachrichten für den Sender in Rangun (Yangon), basierend auf einem | |
Rebroadcasting-Abkommen beider Stationen vom April 2014. Das Programm | |
erreichte laut BBC 3,7 Millionen Menschen. | |
„Wir haben seit März eine Einmischung in unser Nachrichtenbulletins | |
festgestellt“, erklärte die BBC World Service Direktorin Francesca | |
Unsworth. „Wir haben MNTV darauf hingewiesen, dass dies ein Bruch der | |
Vereinbarungen ist.“ Einen solchen Vertrauensbruch könne man nicht | |
zulassen. Details über die Art der Einmischung nannte die BBC nicht. | |
MNTV gehört der Firma Shwe Than Lwin Media, die sich im Besitz des | |
militärnahen Geschäftsmanns Kyaw Win befindet. Dieser hatte noch von der | |
Militärjunta 2010 eine monopolartige Lizenz für sein Satellitenprogramm | |
bekommen. Das Nachrichtenportal Frontier Myanmar zitiert einen ungenannten | |
MNTV-Redakteur, demzufolge der Sender auf Anweisung der eigenen Führung am | |
30. August die Ausstrahlung der BBC-Sendung verzögert habe. | |
Ein Grund sei gewesen, dass die BBC den Begriff Rohingya für die in Birma | |
verfolgte muslimische Minderheit benutze. Birma verweigert den allermeisten | |
der rund 1,1 Millionen Angehörigen dieser Ethnie die Staatsbürgerschaft und | |
bezeichnet sie als illegale Einwanderer aus Bangladesch. Deshalb werden sie | |
offiziell nur als Bengali bezeichnet. | |
MNTV hatte auch Probleme damit, dass die Rohingya in BBC-Berichten als | |
Opfer des Konfliktes in Rakhine-Staat, einer Verwaltungseinheit Birmas, | |
dargestellt werden. Dort hat am 25. August eine Gruppe bewaffneter Rohingya | |
Posten des Militärs und der Polizei angegriffen. Darauf gingen diese massiv | |
gegen die muslimische Zivilbevölkerung vor. 120.000 Rohingya haben seitdem | |
versucht, nach Bangladesch zu fliehen. | |
„Wir senden keine Programme, die sich gegen die Politik des Staates und der | |
Regierung wenden“, erklärte MNTV-Manager Naing Kyaw laut Frontier Myanmar. | |
Ein anderer MNTV-Mitarbeiter sagte, der Sender folge Anweisungen der | |
Regierung. Diese wird de facto von der Friedensnobelpreisträgerin Aung San | |
Suu Kyi geführt. Während ihres 15-jährigen Hausarrests war nach ihren | |
eigenen Worten die BBC ihre wichtigste Informationsquelle. Die Regierung | |
habe mit dem Konflikt zwischen BBC und MNTV nichts zu tun, behauptet | |
Informationsminister Myint Kyaw. | |
Doch verwahrt sich die Regierung von Aung San Suu Kyi gegen den Begriff | |
Rohingya. „Die Nutzung des Begriffs ist nicht direkt verboten“, sagt eine | |
birmesische Journalistin, die für ausländische Medien aus dem Land | |
berichtet, der taz. Sie möchte aus Angst vor Repressionen ungenannt | |
bleiben. „Wenn wir bei unseren Standards bleiben, gibt es Drohungen gegen | |
uns – auch aus der Bevölkerung.“ | |
6 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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