# taz.de -- Kolumne Heult doch!: Was tun? | |
> Wie kommt man drum herum, jedes Wochenende mit der Familie ins Schwimmbad | |
> oder ins Feuerwehrmuseum gehen zu müssen? Man braucht eigene Vorschläge! | |
Bild: Na, war's ein schönes Wochenende? | |
Ob das Wochenende schön oder nicht so schön wird, entscheidet sich bei uns | |
meistens Samstagmorgens gegen acht. Seit wir erstens Kinder haben und | |
zweitens beide viel arbeiten, sind die Erwartungen an freie Wochenenden | |
hoch: Es soll im Idealfall erstens allen Spaß machen und zweitens möglichst | |
konfliktarm verlaufen. Weil Ersteres aber Letzteres oft ausschließt – Spaß | |
ist nun mal oft nur sehr individuell zu haben –, kommt den | |
Samstagsfrühstücken eine gewisse Bedeutung zu. | |
Den einleitenden Satz „So, was machen wir denn jetzt mit dem Tag?“ | |
empfiehlt sich erst, wenn der Zweijährige den Mund voll Rosinenbrötchen | |
hat. Der Kleine hat gerade einen gewissen Hang zur Redundanz. Außerdem | |
treibt ihn das Thema um, welche Lebensmittel auf dem Tisch vermutlich | |
scharf sein könnten. Also fragt er mindestens fünfmal, ob der Frischkäse | |
scharf ist. Dass er schon beim ersten Mal eine Antwort bekommt, stört ihn | |
dabei nicht weiter. Ein Rosinenbrötchen mit Honig sorgt für fünf Minuten | |
Ruhe. | |
Ruhe ist jetzt wichtig, denn nun kommt die erste Runde. Den ersten | |
Vorschlag muss ich machen, und ich muss schnell sein, und es muss außerdem | |
gleich halbwegs ein Kracher sein, also nicht so etwas lahmes wie | |
„Vielleicht einfach mal zu Hause bleiben?“ oder „Mal wieder mit dem Fahrr… | |
zum Liepnitzsee?“ | |
Weil sonst gehen wir auf jeden Fall schwimmen oder ins Feuerwehrmuseum. | |
Alle am Frühstückstisch außer ich gehen gern ins Schwimmbad und ins | |
Feuerwehrmuseum. Das weiß mein großer Sohn, also sagt er jetzt, mit | |
Augenaufschlag in Richtung seines Vaters: „Also ich würde ja gerne | |
schwimmen gehen. Und im Feuerwehrmuseum waren wir auch schon ziemlich lange | |
nicht mehr, oder Papa?“ Schwimmen ist wiederum das Stichwort für den | |
Zweijährigen, der sofort fünfmal „Ich auch mit!“ kreischt und dabei vor | |
Aufregung Rosinenbrötchen verspuckt. | |
Wenn ich vorher bloß den ollen Liepnitzsee ins Rennen geworfen habe, wird | |
es schwierig, mir noch mal Gehör gegen die Schwimmerfraktion zu | |
verschaffen. Das Schwimmbad einfach diktatorisch abzulehnen, ist auch keine | |
gute Option, weil es sonst zu wütenden Tränenausbrüchen beim Kleinen und zu | |
schlecht gelauntem Schweigen beim großen Sohn führt. | |
## Gern ein Spaziergang | |
Habe ich bereits vorher einen guten Vorschlag in die kleine | |
Frühstückskonferenz eingereicht, kann ich allerdings jetzt darauf | |
zurückgreifen. Letzte Woche habe ich ein Buch hochgehalten, in dem | |
ortskundige Autoren durch Berlin spazieren, und wenn man will, kann man es | |
ihnen gleichtun und die Routen nachspazieren. Ich mag Spaziergänge. „Das | |
hast du doch mal gekauft, oder?“, lautet also die rhetorische Frage in | |
Richtung meines Mannes. „Haben wir bisher ja noch gar nicht genutzt und | |
sind ein paar schöne Touren drin. In Spandau zum Beispiel sind wir ja fast | |
nie.“ | |
Jetzt wird es Protest vom großen Kind geben, weil es ja ins Schwimmbad | |
will, aber ich habe immerhin einen erwachsenen Verbündeten, denn das | |
vergessene Buch ist erst einmal grundsätzlich interessant. „Vielleicht | |
entdecken wir sogar ein ganz neues Schwimmbad“, sage ich unbedacht in | |
Richtung des Großen. | |
Das war ein Fehler. Der Versuch, einen tollen Stadtspaziergang mit einem | |
tollen neuen Schwimmbad zu kombinieren, stellt sich als äußerst kompliziert | |
heraus. | |
Wir gehen schließlich ins Freibad um die Ecke. | |
3 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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