| # taz.de -- Parteiwerbung zur Bundestagswahl: Propaganda vor Plakatierordnung | |
| > Die AfD verstößt gegen sämtliche Regeln für Wahlwerbung. Dabei will | |
| > ausgerechnet sie gegen Plakat-Zerstörer vorgehen. | |
| Bild: Hängt das hier richtig? Das kommt bei Wahlplakaten in Deutschland auf di… | |
| Ausgerechnet der Partei, die sich die Forderung nach Recht und Ordnung auf | |
| die Fahnen geschrieben hat, fällt die Einhaltung von Regeln selbst am | |
| schwersten: Der Wahlkampf ist kaum angelaufen, da hat die AfD schon an | |
| mehreren Orten gegen die Plakatierordnung verstoßen. Die ist komplizierter | |
| als das deutsche Bildungssystem – für das Aufhängen von Plakaten hat jede | |
| Gemeinde eigene Regeln. In Berlin darf Wahlwerbung einer Partei zum | |
| Beispiel nur an jeder zweiten Laterne, aber nicht an Masten mit | |
| Verkehrsschildern und nur in Ausnahmefällen an Bäumen aufgehängt werden. | |
| Die Bayern sind da – genau wie beim Abitur – noch strenger. | |
| In Nürnberg gibt es tatsächlich eine Obergrenze für Plakate. 500 Stück, | |
| nicht mehr, darf jede Partei im Stadtgebiet verteilen; jedes weitere kostet | |
| 4,70 Euro pro Standort und Tag. Damit die Obergrenze ja nicht überschritten | |
| wird, herrscht Kennzeichnungspflicht. Jede Partei erhält 500 neongelbe | |
| Sticker, mit denen die zulässig aufgehängten Poster markiert werden sollen. | |
| Am vergangenen Wochenende fielen in einer Nürnberger Straße AfD-Plakate | |
| ohne diese Sticker auf. Die sind nun aber wieder verschwunden. | |
| Das muss AfD-Werbung auch noch aus Erding bei München. Hier gibt es zwar | |
| keinen Aufhäng-Stopp nach Stückzahl, vorgeschrieben ist aber, dass die | |
| Plakate ebenerdig auf dem Boden abschließen und mit einem Fuß unten | |
| befestigt sind. Es dürfen keine bedruckten Papptafeln einfach in der Luft | |
| baumeln. „Wir sind da strenger als die meisten anderen Gemeinden, weil wir | |
| dieses Flatterzeug nicht haben wollen“, erklärt Ordnungsamtleiter Robert | |
| Buckenmaier. Auch hier interessiert die Alternative für Deutschland sich | |
| wenig für die Verordnung. Noch immer sind hundert Plakate ohne | |
| entsprechenden Fuß mit Kabelbindern an Laternen angebracht. | |
| Die Ironie am lässigen Umgang mit den Auflagen, unter denen Wahlplakate im | |
| öffentlichen Raum erlaubt werden, ist, dass ausgerechnet die AfD großen | |
| Wert darauf legt, dass ihre Wahlwerbung nicht abhanden kommt. Tatsächlich | |
| hat ihr Nürnberger Ortsverband 1.000 Euro Belohnung für Hinweise auf | |
| Plakatdiebe oder -zerstörer ausgesetzt. Woher er wohl das Geld nimmt? | |
| Vielleicht aus den Einnahmen des AfD-Online-Shops: Dort können Fans die | |
| Papptafeln „Neue Deutsche? Machen wir selber.“ und Co. einfach für 65 Euro | |
| pro 50 Stück nach Hause bestellen, um sie wild zu plakatieren. | |
| Nicht auszuschließen, dass das auch letzte Woche vor dem Jüdischen Museum | |
| in Berlin so passierte, um das seit 2013 wahlwerbefreie Zone herrscht, | |
| nachdem die NPD 2011 dort mit dem Spruch „Gas geben“ geworben hatte. Zum | |
| Glück haben die Jusos die rund um das Museum aufgetauchten AfD-Plakate | |
| unter den Augen des Ordnungsamtes wieder abgehängt – für die Berliner | |
| Landesvorsitzende Beatrix von Storch erst mal ein Anlass, auf Twitter über | |
| die „Zerstörung“ der Plakate durch die etablierte Stadtpolitik zu | |
| schimpfen. Scheinbar kannte sie die Regeln auch nicht so gut. Nichts gegen | |
| Anarchie – doch als Anwärterin auf Sitze im Parlament sollte die AfD in den | |
| nächsten Wochen wohl noch dazu lernen. | |
| 17 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Louisa Braun | |
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