# taz.de -- Serie „Die Bergpolizei“ mit Terence Hill: Er reitet jetzt durch… | |
> Eine italienische Serie mit Terence Hill im Bayerischen Fernsehen? Ganz | |
> genau. In seiner Altersrolle ist der Haudegen milde geworden. | |
Bild: Sorgt sich vor allem um seinen Neffen und die Natur: Förster Pietro Thie… | |
Allem Wunschdenken zum Trotz – der Großteil der fernsehenden Menschheit | |
verbringt seine Zeit nicht mit „Twin Peaks“ oder „Mad Men“. Wenn ein | |
deutscher Sender Quote erzielen will, programmiert er einen Film mit Bud | |
Spencer und Terence Hill. [1][Spencer starb 2016], die letzten gemeinsamen | |
Dreharbeiten des Paars liegen 23 Jahre zurück. Dennoch finden die | |
Hauruck-Komödien weiterhin ihr Publikum. | |
Spencer und Hill standen für die Infantilisierung des Italowestern. Anfangs | |
rau, schmutzstarrend und brutal, erlebte das Genre über die Parodie einen | |
zweiten Aufschwung. | |
Nie funktionierte das Muster so gut wie mit Bud Spencer und Terence Hill. | |
[2][Ein klassisches Komödiantenduo]: der dümmliche, aber gutmütige Dicke | |
und der spillerige Schlauberger, der in Deutschland vom sprachgewandten | |
Nonsenspoeten Rainer Brandt mit schalkhaften Aperçus ausgestattet wurde. | |
Oft untereinander im Zwist, aber untrennbar und unschlagbar, wenn es gegen | |
echte Lumpen ging. Im Grunde waren diese Lustspiele mit ihren robusten | |
Streichen und kindlichem Übermut die Fortsetzung der deutschen Lümmel-Filme | |
vor attraktiveren Kulissen. | |
Nach ihrem letzten gemeinsamen Dreh gingen die Stars eigene Wege. Terence | |
Hill spielt in der TV-Serie „Don Matteo“ seit 2000 sehr erfolgreich eine | |
italienische, moderne Variante von Chestertons „Pater Brown“. Parallel | |
übernahm er die Hauptrolle in der italienischen Serie „Die Bergpolizei“, | |
die nun ins deutsche Fernsehen kommt. | |
## Die markanten blauen Augen | |
Im Vorspann erfährt der heute 78-Jährige erst einmal eine wunderbare | |
Würdigung. Simuliertes Cinemascope-Format, jemand setzt einen | |
Westernstiefel auf einen Herd, richtet die Sporen. Dann die Einblendung: | |
„TERENCE HILL in“. Ein Schnitt auf die markanten blauen Augen. Der Bildrand | |
öffnet sich zum 16:9-Format. Und dann reitet er wieder. Dieses Mal nicht | |
durch Almerikas Wüsten, sondern vor Tiroler Bergkulisse. | |
Damit beinahe genug der Referenzen. Die deutsche Synchronstimme ist | |
dieselbe wie immer, aber kesse Sprüche reißt der von Hill verkörperte | |
Förster Pietro Thiene nicht. Er ist ein Mann mit Vergangenheit, war ein | |
gefeierter Bergsteiger, hat seine Frau bei einem gemeinsamen Klettergang | |
verloren, was ihn bis in den Schlaf verfolgt, aus dem er bisweilen | |
tränenüberströmt aufschreckt. | |
Da gibt es nichts zu nörgeln. Wenn sich Clint Eastwood in „In the Line of | |
Fire“ bittere Zähren erlaubte, darf Hill das auch. | |
So richtig in die Tiefe gehen die Autoren um Serienschöpfer Salvatore | |
Basile und Enrico Oldoini jedoch nicht. Terence Hill adelt mit seinem | |
Charisma eine konventionell eingerichtete Serienerzählung. | |
Landschaftsaufnahmen, ein satter Musikteppich – Komponist Pino Donaggio | |
knüpft hier nicht gerade an seine besten Arbeiten an –, dazu die für | |
italienische Produktionen typische derbe Komik und die ebenfalls typische | |
Politik bei der Besetzung weiblicher Rollen, bei der eine gewonnene | |
Misswahl oder ein „Playboy“-Portfolio für die Bewerberin nicht von Nachteil | |
ist. Auch nicht ungewöhnlich, dass die Serie gespickt ist mit | |
„Produktplatzierungen“, in der deutschen Ausstrahlung ordnungsgemäß durch | |
Einblendungen markiert. | |
Auch wenn er gelegentlich noch einmal kräftig zulangt, begeht Terence Hill | |
nicht den Fehler, in die Rolle des Berufsjugendlichen zu verfallen. Im | |
Wesentlichen ist sein Pietro ein altersmilder Mensch, der sich um den | |
missratenen Neffen und um die Natur sorgt und in Konkurrenz zum | |
hypochondrischen Kommissar Nappi (Enrico Ianniello) mehr oder minder | |
originelle Kriminalfälle löst. | |
Klar: Netflix-Snobs sind hier nicht eingeladen. Hill-Fans hingegen werden | |
ihre Freude haben. | |
28 Jul 2017 | |
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## AUTOREN | |
Harald Keller | |
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