# taz.de -- Frauenquote in Unternehmen: Barley will an die Vorstände ran | |
> Bei den Aufsichtsräten gibt es sie bereits, die Frauenquote. | |
> SPD-Ministerin Barley will sie auch für Vorstände vorschreiben. Aber erst | |
> nach der Wahl. | |
Bild: „Die feste Quote wirkt“, sagt Katarina Barley | |
Es gibt immer was zu tun. Mit diesem Satz wirbt der Baumarkt Hornbach um | |
Kundinnen und Kunden, „die sich nicht scheuen anzupacken, wenn es drauf | |
ankommt“. Bei Hornbach kann man Dinge kaufen, die helfen, Wohnungen, Häuser | |
und Gärten schöner zu machen: Schrauben, Farbe, Rasenmäher, | |
Tapeziertische. Dinge, die für Frauen und Männer bestimmt sind. | |
Schaut man hinter die Kulissen von Hornbach, in den Aufsichtsrat und in den | |
Vorstand des Unternehmens, stößt man auf eine Männerdomäne: Im | |
siebenköpfigen Vorstand gibt es gerade mal eine Frau, das entspricht einer | |
Quote von 14 Prozent. Bei den beiden Aufsichtsräten schwankt der | |
Frauenanteil zwischen 12 und 14 Prozent. Je nachdem, wie man rechnet, weil | |
manche Personen in beiden Aufsichtsräten sitzen. Darunter Susanne | |
Wulfsberg, in beiden Kontrollgremien jeweils die einzige Frau. | |
Firmen wie Hornbach meint SPD-Ministerin für Familie und Frauen Katarina | |
Barley, wenn sie Selbstverpflichtungen von Unternehmen kritisiert, mit | |
eigenen Mitteln für mehr Frauen an der Spitze sorgen zu wollen. „Da, wo | |
keine feste Quote gilt, bewegt sich nach wie vor zu wenig“, sagte die | |
SPD-Politikerin am Mittwoch, nachdem sie im Kabinett einen Bericht über den | |
Frauen- und Männeranteil in Führungsjobs vorstellte. | |
Barleys Satz zielt insbesondere auf die Vorstände in den Unternehmen, für | |
die es – im Gegensatz zu den Aufsichtsräten – keine gesetzlichen Vorgaben | |
für geschlechtergerechte Besetzungen gibt. Der Frauenanteil in den | |
Vorständen beträgt nach Berechnung des Deutschen Instituts für | |
Wirtschaftsforschung 6,5 Prozent. 70 Prozent der Unternehmen hätten eine | |
Zielgröße von 0 Prozent angegeben, sagte die Ministerin. Das wolle sie sich | |
noch ein Jahr lang anschauen. Sollte sich dann nichts verändert haben, | |
könnte sie sich auch eine gesetzliche Quote für mehr weibliche | |
Unternehmensvorstände vorstellen, erklärte sie. | |
Die gibt es bereits bei den Aufsichtsräten. Die Kontrollgremien der größten | |
Firmen in Deutschland – das sind rund 100 börsennotierte und | |
vollmitbestimmungspflichtige Unternehmen – müssen seit Januar 2016 per | |
Gesetz ihre Spitze weiblicher gestalten. Mindestens 30 Prozent der | |
Aufsichtsräte sollen bei Neubesetzungen Frauen berücksichtigen. Ignorieren | |
die Konzerne das, bleiben die Stühle, auf denen Frauen sitzen sollten, | |
leer. | |
Ein Jahr nach Inkrafttreten des Quotengesetzes Ende 2016, zählte der Verein | |
Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) durchschnittlich 28 Prozent Frauen in | |
den Aufsichtsräten der Topunternehmen. Gut 5 Prozentpunkte mehr als ein | |
Jahr zuvor. „Die feste Quote wirkt“, kommentierte Barley: „Männlich | |
dominierte Strukturen sind in Bewegung geraten.“ Das wirke sich auch auf | |
die Führungsebenen unterhalb der Topjobs aus. | |
Absoluter Karrierekiller seien Teilzeitjobs, die vor allem von Frauen | |
eingenommen werden, kritisierte die Frauenministerin. Wer Teilzeit arbeite, | |
sei in der Regel in „allen Bereichen nachhaltig behindert“. Das könne nur | |
mit einem Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit verbessert werden, warb | |
Barley für ein Gesetz, das in der Koalition derzeit keine Mehrheit findet. | |
Die gesetzliche Quote für Vorstände würde sie, so Barley, in den nächsten | |
Koalitionsvertrag schreiben. Es steht jedoch in den Sternen, ob die SPD | |
nach dem 24. September, wenn das Land einen neuen Bundestag gewählt hat, | |
noch in der Regierung ist. Derzeit können die Sozialdemokraten nach | |
Prognosen der Forschungsgruppe Wahlen 24 Prozent der Stimmen für sich | |
verzeichnen. Die Union bringt es auf 40 Prozent. Damit ist theoretisch eine | |
erneute Große Koalition möglich. Rechnerisch reicht es aber auch für eine | |
schwarz-gelb-grüne Koalition. Und die SPD wäre aus dem Spiel. | |
Der Baumarkt Hornbach will laut Homepage „Neues schaffen oder Altes | |
verbessern“, dass auch mit „Schwielen an den Händen oder schmerzenden | |
Schultern“. Nur zu. | |
16 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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Manuela Schwesig | |
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