# taz.de -- Kaputte Elektrogeräte: Zuviel Schrott in der Tonne | |
> Defekte Elektrogeräte können seit einem Jahr kostenlos bei Händlern | |
> abgegeben werden. Zu wenige Kunden machen das, sagt die Deutsche | |
> Umwelthilfe. | |
Bild: Schrottberge in einer Recyclinganlage in Goslar | |
Berlin taz | Ein Föhn ist ein Föhn ist ein Föhn ist ein Föhn? Nicht doch. | |
Ein Haartrockner ist eine komplexe Materialmischung aus verschiedenen | |
Metallen wie Kupfer oder Aluminium. Noch immer landen viele | |
Elektrokleingeräte wie eben Föhne, Radios oder Handys in der grauen | |
Abfalltonne. Dort werden die Geräte verbrannt, die Inhaltsstoffe gehen | |
größtenteils verloren, reparierbare Geräte werden zerstört. | |
Laut Gesetz müssen 45 Prozent der jährlich rund 1,7 Millionen Tonnen | |
verkaufter Geräte wieder eingesammelt und repariert oder recycelt werden. | |
Ab 2019 soll die Quote sogar auf 65 Prozent steigen. | |
Mit dem sogenannten Elektrogesetz wollte die Bundesregierung 2016 dafür | |
sorgen, dass mehr Elektrogeräte den Weg in Recyclingbetriebe finden. Doch | |
nach einem Jahr Praxis stellt Barbara Metz, stellvertretende | |
Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), fest: „Das Gesetz hält | |
nicht, was es verspricht.“ Nur 70.000 Tonnen Elektroschrott seien im | |
vergangenen Jahr von den Händlern eingesammelt worden, bei rund 723.000 | |
Tonnen erfasstem Schrott insgesamt. „Das ist ein Tropfen auf den heißen | |
Stein.“ | |
Mit dem Elektrogesetz hat die Regierung Handelsunternehmen verpflichtet, | |
alte Geräte bis zu einer Größe von 25 Zentimetern zurückzunehmen. Für die | |
Verbraucher sollte so ein leicht wahrnehmbares Angebot entstehen, der Weg | |
zum Wertstoffhof entfallen. „Viele Verbraucher wissen aber gar nicht, dass | |
sie bis zu fünf Elektrogeräte bei einem Händler abgeben können, kostenlos, | |
egal, ob sie etwas Neues kaufen oder nicht“, sagt Metz. Außerdem gilt das | |
Gesetz nur für Händler mit einer Verkaufsfläche von über 400 Quadratmetern | |
für Elektronikgeräte. „Sollen die Verbraucher nachmessen?“, fragt Metz. | |
## Ein Händler sollen sich sogar geweigert haben | |
Testkäufer der DUH waren in verschiedenen Bundesländern in Märkten | |
unterwegs. In vielen Fällen hätten verständliche Informationstafeln in den | |
Läden gefehlt, einige Händler hätten sich gar geweigert, Altgeräte | |
zurückzunehmen, und damit eine Ordnungswidrigkeit begangen, so Metz. | |
Besonders das Vorgehen der Onlinehändler ist der DUH ein Dorn im Auge. Sie | |
kommen ihrer Verpflichtung nämlich nach, indem sie den Kunden anbieten, | |
alte Geräte per Post an sie zurückzuschicken. Eine zu hohe Hürde, und | |
außerdem ökologisch fragwürdig, urteilt die DUH. | |
Das Problem liege nicht beim Händler, sondern beim Verbraucher, findet man | |
hingegen beim Bundesverband Technik (BVT)des Einzelhandels. „Wer bislang | |
seine kaputten Handys immer in die Mülltonne geworfen hat, wird jetzt wohl | |
kaum damit zum nächsten Elektronikmarkt fahren, um sie abzugeben“, sagt | |
Steffen Kahnt vom BVT, „nur weil es ein neues Gesetz gibt.“ Der Verband | |
hätte sich eine Wertstofftonne für Elektrokleingeräte gewünscht. Ein Jahr | |
nach dem Inkrafttreten des neuen Elektrogesetzes habe der Verbraucher den | |
Handel als Rücknahmestelle für kleine Elektrogeräte nicht angenommen. „Eine | |
haustürnahe Lösung ist die einzig sinnvolle.“ | |
Die DUH hingegen möchte die Schwächen des Gesetzes mit erhöhten | |
Informationspflichten der Händler sowie verstärkten Kontrollen mindern, | |
etwa durch das Umweltbundesamt. Das Uba hält sich mit Aussagen zum | |
Elektrogesetz allerdings noch zurück. Ein Jahr sei zu früh, um die | |
Wirksamkeit zu beurteilen, eine Evaluation durch das Uba erfolge 2018. | |
21 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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