| # taz.de -- Berliner Hanfparade: „Den Gegnern geht die Puste aus“ | |
| > Vor 20 Jahren wurde die Hanfparade gegründet und Hans Cousto ist von | |
| > Anfang an dabei. Auch am Samstag wird er wieder auf der Straße sein. | |
| Bild: Mehr als Zehntausend waren es bei der Hanfparade im letzten Jahr | |
| taz: Herr Cousto, vor 20 Jahren wurde die Hanfparade ins Leben gerufen. Wie | |
| lange sind Sie schon dabei? | |
| Hans Cousto: Von Anfang an. Schon an der Gründung des Hanfmuseums war ich | |
| beteiligt. Das war 1994. Aus dem Umfeld des Hanfmuseums ist dann die | |
| Hanfparade entstanden. | |
| Jedes Jahr für die Legalisierung von Cannabis auf die Straße zu gehen, wird | |
| man da nicht müde? | |
| Überhaupt nicht. Unsere Forderung, Cannabis als Medizin zuzulassen, ist am | |
| 10. März 2017 erfüllt worden. Das war ja ein einstimmiger Beschluss des | |
| Bundestages. Von der Wirkung, auch international, ist das ein großer | |
| Erfolg. Natürlich gibt es noch viel zu tun. Aber die Tendenz ist klar: Den | |
| Prohibitionisten geht die Puste aus. | |
| Was sind die größten Probleme? | |
| Die medizinischen Dienste der Krankenkasse stellen sich bei der | |
| Kostenübernahme des ärztlich verschriebenen Cannabis quer. Das Gesetz ist | |
| gut, aber in der Praxis besteht großer Nachbesserungsbedarf. Eine andere | |
| große Ungerechtigkeit ist, dass Cannabiskonsumenten nach wie vor auch dann | |
| ihren Führerschein verlieren, wenn sie beim Autofahren nicht bekifft waren. | |
| Der geringste Nachweis im Blut reicht aus. | |
| Sind Sie auch Konsument? | |
| Gelegentlich. Wenn auf einem Festival eine Tüte rumgeht, ziehe ich auch | |
| gern mal dran. Aber ich muss das nicht jeden Tag haben. Beim Arbeiten bin | |
| ich in der Regel nüchtern. Das gilt auch für Alkohol. Zu Hause trinke ich | |
| selten bis gar nicht. | |
| Warum engagieren Sie sich so für das Thema Legalisierung? | |
| Das Verbot ist eine Bevormundung. Jeder hat das Recht, sein Leben so zu | |
| genießen, wie er will, solange das andere nicht beeinträchtigt. Was wir | |
| brauchen, ist mehr Drogenmündigkeit und mehr Drogenkompetenz. | |
| Kiffern wird gerne ein Loser-Image angeheftet. Wie finden Sie das? | |
| Ich kann dazu nur sagen: Ich kenne viele Leute, die ganz bürgerliche Berufe | |
| und Familie haben. Die rauchen am Abend gern einen Joint, bevor sie | |
| schlafen gehen, so wie andere Leute ihr Feierabendbier trinken. | |
| Das diesjährige Motto der Hanfparade lautet „Breiter kommen wir weiter“. | |
| Ist das eine Anspielung auf den früheren CDU-Gesundheitssenator Mario | |
| Czaja, der eine Präventionskampagne „zu breit“ genannt hatte? | |
| Das hatten wir schon vor Czajas Kampagne festgelegt. Der Slogan ist als | |
| Allegorie gemeint: „Breiter aufgestellt“. Je mehr Leute sich beteiligen, | |
| umso mehr Erfolg haben wir. Die Zusammenarbeit nicht nur mit Organisationen | |
| wie dem Deutschen Hanfverband und dem Hanfjournal wird immer besser. | |
| Natürlich wird bei der Hanfparade auch gekifft. Wie reagiert die Polizei | |
| darauf? | |
| Wir hatten Zeiten, wo alle Leute im Vorfeld kontrolliert worden sind, wo | |
| jeder Geldbeutel aufgemacht wurde, ob die was dabeihaben. Aber es gab auch | |
| Jahre, wo die Polizei sehr entspannt war. Auch beim weltweiten Global | |
| Marijuana March, der im Mai stattgefunden hat, waren die Polizisten sehr | |
| locker. | |
| Nachzuhören in einem Song von Stefan Raab ist der Ausruf des grünen | |
| Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele: „Gebt das Hanf frei“ – getät… | |
| 2002 auf der Hanfparade. War das wichtig? | |
| Der Bewegung hat das einen guten Schub verpasst. Christian Ströbele ist ein | |
| sehr respektierter Mensch in Deutschland. Er macht Politik mit den Leuten | |
| und nicht für Leute. Viele sagen, er ist das Gewissen des Bundestages. | |
| Wird Ströbele am Samstag dabei sein? | |
| Wir haben Christian natürlich eingeladen. Aber er ist schon in hohem Alter. | |
| Er hat gesagt, wenn er gut drauf ist, ist er da und wird auch was sagen. | |
| 10 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
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