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# taz.de -- Neonazis in Schweden: Haftstrafen für rechten Terror
> Drei Männer werden in Göteborg wegen zweier Anschläge verurteilt. Ihre
> paramilitärische Ausbildung hatten sie in Russland erhalten.
Bild: Brandanschlag auf die Iman-Ali-Moschee in Jarfälla nördlich von Stockho…
Stockholm taz | Zu Haftstrafen bis zu achteinhalb Jahren hat ein Gericht im
schwedischen Göteborg am Freitag drei Neonazis verurteilt, die im Winter
zwei Bombenanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und einen auf das Buchcafé
einer Gewerkschaftsorganisation verübt hatten. Die drei Männer im Alter von
20, 23 und 51 Jahren waren oder sind Mitglieder der „Nordischen
Widerstandsbewegung“ (NMR), der derzeit aktivsten und gewaltbereitesten
skandinavischen Neonazigruppe.
Ihre Urheberschaft an den Anschlägen mit selbst gebastelten Bomben im Raum
Göteborg, bei denen es laut Einschätzung der Polizei nur durch Zufall
lediglich Verletzte und keine Todesopfer gegeben hatte, war über DNA- und
andere Spuren nachgewiesen worden.
Zwar wurde vom Gericht nur der 23-jährige Viktor Melin wegen Mordversuchs
verurteilt, während ein 51-jähriger Mithelfer wegen gemeingefährlicher
Straftaten mit fünf Jahren Haft davon kam und beim 20-jährigen
Mitangeklagten das Gericht sein Alter strafmildernd berücksichtigte und
eine Haftstrafe von eineinhalb Jahren verhängte. Dennoch zeigte sich
Staatsanwalt Mats Ljungqvist zufrieden: Das Gericht habe mit den strengen
Strafen offenbar auch ein deutliches politisches Signal setzen wollen.
Das wäre auch überfällig, meint Christer Mattsson, der an der Universität
Göteborg über gewaltbejahende extremistische Bewegungen forscht. Schweden
sei lange Zeit zu blind gewesen gegenüber Gewalt aus rassistischen und
nazistischen Motiven: „Man hat nur einzelne Täter gesehen und nicht den
grösseren Zusammenhang, in den diese eingehen.“
## Hass gegen Flüchtlinge
Die NMR verbreite Hass gegen Flüchtlinge, Juden und Muslime, rühme Hitler
und fordere ihre Mitglieder auf, sich auf den gewaltsamen Kampf zur
Errichtung eines „nationalsozialistischen Führerstaats“ vorzubereiten.Von
ihr und ähnlichen Gruppierungen gehe eine Gefahr für die Gesellschaft aus,
„sie betreiben politischen Terror“.
Im Laufe des Verfahrens waren Beweise vorgelegt worden, wonach die beiden
jüngeren der nun verurteilten Täter im August 2016 eine Woche lang an einer
paramilitärischen Ausbildung der [1][„Russian Imperial Movement“] in St.
Petersburg teilgenommen und da offensichtlich auch Kenntnisse über
Bombenbau erworben hatten.
Fotos zeigen sie in Uniformen und mit Kalschnikows zusammen mit Mitgliedern
dieser rechtsextremen russischen Organisation, die seit mehreren Jahren
enge Kontakte zu schwedischen Neonazigruppen unterhält.
Die Frage eines Verbots der NMR wird regelmäßig diskutiert. Doch Daniel
Poohl von der antirassistischen Stiftung „Expo“ hält davon nichts: „Wir
haben ja Meinungsfreiheit. Und Meinungsbildung macht auch den Großteil
ihrer Aktivitäten aus. Dass von ihnen auch sehr viel Kriminalität ausgeht,
das müssen Polizei und Justiz eben konsequent verfolgen. Und die
Zivilgesellschaft muss klar machen, dass sie Nazismus nicht akzeptiert. Das
hilft mehr als ein Verbot.“
9 Jul 2017
## LINKS
[1] http://www.rusimperia.info
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Neonazis
Schweden
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Russland
Dänemark
Dänemark
Rechtsextremismus
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