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# taz.de -- Kommentar Befreiung von Mossul: Ein Sieg, der keiner ist
> Ohne eine Machtbeteiligung der Sunniten ist die Vertreibung des
> „Islamischen Staat“ bedeutungslos. Es wird keinen Frieden geben.
Bild: Ruhe vor dem nächsten Sturm: Wieder mal hat niemand für den Frieden gep…
Irakische Soldaten jubeln vor einer unwirklichen Trümmerlandschaft.
Staubige, erschöpfte Zivilisten wanken wie Gespenster zwischen den Ruinen
umher. Es sind diese Bilder, die die Befreiung von Mossul prägen, der
Stadt, in der der „Islamische Stadt“ 2014 sein Kalifat ausrief. Die
Vertreibung der islamistischen Terrormiliz ist ein wichtiger Sieg, sogar
ein Wendepunkt – zumal wenn es stimmt, dass IS-Anführer Abu Bakr
al-Baghdadi tatsächlich tot ist.
Aber dieses militärische Niederringen des IS, bei dem buchstäblich um jeden
Meter gekämpft wurde, ist wertlos, wenn sich politisch nichts verändert im
Zweistromland. Die Bilder der vergangenen Tage stehen dabei symbolisch für
die Probleme, die in der Vergangenheit nicht gelöst wurden und jederzeit
wieder zurück in den Bürgerkrieg führen können.
## Zu viele Sympathisanten
Denn man sollte sich keine Illusionen machen: In Mossul hat es keineswegs
nur unbeteiligte Opfer gegeben. Nicht wenige Sunniten in Mossul haben die
IS-Kämpfer begrüßt und sie unterstützt, weil sie sich von der schiitisch
dominierten Regierung unterdrückt und benachteiligt fühlen. Wenn Bagdad
nicht für eine glaubhafte Aussöhnung, eine Machtbalance und funktionierende
föderale Strukturen sorgt, in denen auch Sunniten sich vertreten fühlen,
ist wenig gewonnen.
Amerikaner und Europäer hatten einen nicht unwesentlichen Anteil am Sieg
über den IS. Und sie sind die wichtigsten Geberstaaten bei der humanitären
Hilfe und den Stabilisierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen im Irak. Sie
können und sollten Einfluss nehmen, um die irakische Regierung zu einer
Kehrtwende zu bewegen.
Wie ernst Bagdad eine Aussöhnung zwischen Sunniten und Schiiten nimmt, wird
sich auch daran ablesen lassen, wie schnell Sprengfallen in Mossul geräumt
und Wohnviertel wieder bewohnbar sind, wann Strom und Wasser wieder
fließen. Kurzum: Ohne einen politischen Plan für die Zeit nach dem
militärischen Sieg wird der Frieden wieder scheitern.
12 Jul 2017
## AUTOREN
Silke Mertins
## TAGS
Irak
„Islamischer Staat“ (IS)
Mossul
Sunniten
Schiiten
Schwerpunkt Syrien
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„Islamischer Staat“ (IS)
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Mossul
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Mossul
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