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# taz.de -- LGBTI Pride in Istanbul: Polizei verhindert Parade
> Der Marsch war aus „Sicherheitsgründen“ verboten worden. Es fanden
> Happenings statt, gegen die die Polizei mit Gummigeschossen vorging.
Bild: „Sicherheitsgründe“ dienten schon in der Vergangenheit der Repressio…
Athen taz | Ein Großaufgebot der Polizei hat am späten Sonntagnachmittag in
Istanbul die jährliche LGBTI-Pride-Parade der türkischen LGBT-Gemeinde
verhindert. Sie sperrte alle Zugangswege zum geplanten Demonstrationsort an
der Istiklal-Caddesi im Zentrum der Stadt ab, und ließ nur Leute durch, von
denen sie annahm, dass sie nicht zu den Demonstranten gehörten.
Trotzdem kam es in den Nebenstraßen der Istanbuler Flaniermeile zu
vereinzelten kleinen Happenings. Knapp 200 Demonstranten schafften es auch
bis zum zentralen Platz, wurden dort aber von der Polizei unter Einsatz von
Gummigeschossen vertrieben.
Daraufhin versammelten sich die Teilnehmer in einer Nebenstraße und
verlasen eine Presseerklärung. TV-Journalisten wurden aber von der Polizei
aktiv daran gehindert, Filmaufnahmen zu machen. Erst einen Kilometer
abseits des ursprünglichen Versammlungsplatzes gelang es den Demonstranten
dann doch noch, einen kleinen Demo-Zug zu formieren. Allerdings nur für ein
paar Minuten, dann war die Polizei auch dort zur Stelle und trieb die
Demonstranten mit Tränengas auseinander. Der Marsch war am Samstag
kurzfristig vom Istanbuler Gouverneur aus „Sicherheitsgründen“ verboten
worden.
Dahinter steckt eine generelle Ablehnung der LGBTI-Pride durch die
islamische AKP-Regierung, die in diesem Jahr zusätzlich bestärkt wird, weil
der Marsch auf den ersten Tag der Feierlichkeiten nach Beendigung des
Fastenmonats Ramadan fällt.
## Sichtbarkeit als Schutz
In ihrer Stellungnahme erklärten die Veranstalter, ihr Marsch finde jedes
Jahr in der letzten Juniwoche statt und habe mit dem Ramadan nichts zu tun.
„Sie wollen, dass wir uns verstecken und unsichtbar sind. Doch gerade die
Sichtbarkeit ist unser Schutz“, sagten die Veranstalter. Sie forderten für
sich ein Diskriminierungsverbot in der Verfassung.
Der Pride-Marsch der LGBT Gemeinde findet in Istanbul seit 2002 statt. Ihre
größte Demo feierten Lesben und Schwule im Jahr 2013 als Teil der
sogenannten Gezi-Park-Proteste. In dem Jahr zogen Tausende durch die
Istanbuler Innenstadt und glaubten bereits, in der Türkei einen Durchbruch
erzielt zu haben. Doch seitdem wird die LGBT-Bewegung, wie die gesamte
säkulare Opposition gegen die AKP, immer stärker unterdrückt. Seit zwei
Jahren wurde der Marsch auch offiziell verboten, weil er jeweils während
des Fastenmonats stattfinden sollte.
In der Türkei ist Homosexualität nicht verboten, wird aber gesellschaftlich
und politisch stark ausgegrenzt. Dennoch ist die Türkei zumindest bis jetzt
immer noch das einzige muslimische Land, in dem öffentliche Kundgebungen
von Homosexuellen nicht gänzlich unmöglich sind.
25 Jun 2017
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Repression
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Menschenrechte
Istanbul
Schwerpunkt LGBTQIA
Gay Pride
Türkei
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Schwerpunkt Türkei
Vereinte Nationen
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