# taz.de -- U-Ausschuss zum VW-Skandal: Fake News von der Groko | |
> Im Bericht des VW-Skandal-Ausschusses erwecken Union und SPD den | |
> Eindruck, Abgase seien harmlos. Eine zitierte Wissenschaftlerin | |
> widerspricht. | |
Bild: Nicht nur bei VW, auch im Untersuchungsausschuss wird getrickst | |
Berlin taz | Die öffentliche Empörung hat nichts genutzt: Union und SPD | |
erwecken weiterhin den Eindruck, dass Stickoxid gesundheitlich unbedenklich | |
sei. Im Abschlussbericht, den der Bundestags-Untersuchungsausschuss zur | |
Abgasaffäre am Donnerstag beschließen wird, setzen die Regierungsparteien | |
auf Beschwichtigung. „In Deutschland bestehen keine toxikologisch | |
bedenklichen NO2-Werte in öffentlich zugänglichen Bereichen“, heißt es | |
darin. Und: „Epidemiologisch ist ein Zusammenhang zwischen Todesfällen und | |
bestimmten NO2-Exposition im Sinne einer adäquaten Kausalität nicht | |
erwiesen.“ | |
Dagegen hatte nach Bekanntwerden des ersten Berichtsentwurfs nicht nur das | |
dem Umweltbundesamt protestiert. Auch die SPD hatte angekündigt, diese | |
Aussagen streichen oder ergänzen zu wollen. Obwohl das nicht gelungen ist, | |
wird die Partei dem Bericht zustimmen. Die zuständige SPD-Obfrau Kirsten | |
Lühmann war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Aus der | |
Fraktion hieß es allerdings, eine Zustimmung sei vertretbar, weil die | |
Aussagen formal nicht falsch seien. | |
In der Tat formulieren Union und SPD ihre Entwarnung sehr geschickt: | |
„Toxikologisch bedenklich“ wären Stickoxid-Werte nur dann, wenn sie bei | |
gesunden Menschen unmittelbar Gesundheitsschäden auslösen würden. Das ist | |
nicht der Fall; vielmehr wirken sie erst auf Dauer schädlich. Diese | |
Schädigungen werden von der Epidemiologie erforscht; dabei können jedoch | |
grundsätzlich keine kausalen Zusammenhänge nachgewiesen werden, sondern nur | |
Wahrscheinlichkeiten aufgezeigt werden. | |
Die Epidemiologin Annette Peters vom Helmholtz-Zentrum München, die im | |
Abschlussbericht als Kronzeugin für den fehlenden Nachweis einer NOx-Gefahr | |
aufgeführt wird, erklärte am Mittwoch, ihre Zitate seien in einen falschen | |
Zusammenhang gerückt worden. „Wenn der Bericht unverändert beschlossen | |
wird, ist er irreführend“, sagte sie der taz. | |
Auch Grüne und Linke, die den Bericht nicht mittragen, sondern Sondervoten | |
beschlossen haben, übten scharfe Kritik am Vorgehen der | |
Regierungsfraktionen. „Dass die Gefährlichkeit von Stickoxid in Frage | |
gestellt wird, hat fast schon Trump’sche Züge“, sagte Grünen-Fraktionsvize | |
Oliver Krischer unter Bezug auf das gestörte Verhältnis des US-Präsidenten | |
zu Fakten. | |
Auch bei anderen Aussagen des Berichts liegen Regierungs- und | |
Oppositionsfraktionen weit auseinander. Grüne und Linke sehen den | |
Abgasskandal als Zeichen eines „organisierten Staatsversagens“, bei dem | |
Politik und Behörden eine „Mentalität des Wegschauens“ zeigten und | |
Konsequenzen verhindert hätten. Union und SPD sprechen ihre Minister | |
hingegen von jeder Schuld frei: „Das Ergebnis der Beweisaufnahme gibt | |
keinen Grund, das Handeln der Bundesregierung zu beanstanden“, heißt es im | |
Bericht. | |
21 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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