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# taz.de -- Festival gegen Rechts: Neukölln hält zusammen
> Beim Festival „Offenes Neukölln“ geht es ab Freitag um Vielfalt und
> Zusammenhalt und gegen Ausgrenzung und Rassismus. Der gesamte Bezirk
> macht mit.
Bild: Neukölln ist multikulturell – hier wird zusammen gefeiert, etwa beim R…
Neukölln ist multikulturell und vielfältig. Neben dem sudanesischen Imbiss
verkauft eine türkische Bäckerei Baklava, nicht weit entfernt ein
Burgerladen und eine altdeutsche Kneipe – das Publikum ist bunt gemischt.
Dieses Zusammenspiel funktioniert ziemlich gut. Der Bezirk wächst. Die
Kulturen verschmelzen. Im letzten Jahr kamen viele Menschen aus
verschiedenen Ländern dazu und zahlreiche Initiativen haben sich
gegründet, um diese Neubürger*innen willkommen zu heißen. Eine davon
ist das Bündnis Neukölln.
Gleichzeitig mehrten sich Angriffe auf Neuköllner*innen, die sich für diese
Willkommenskultur und Diversität und gegen Fremdenfeindlichkeit und
Diskriminierung einsetzen. Es gab Autobrandstiftungen, einen Brandanschlag
auf das links orientierte Café-Kollektiv k-fetisch, Schmierereien in
Hauseingängen, Fensterscheiben wurden eingeschlagen.
Die Betroffenen waren vor allem Personen, Projekte und Parteien, die sich
gegen Rassismus und Rechtspopulismus engagieren. Laut Sprechern der Polizei
wird eine rechtsextremistische Motivation bei den Angriffen für sehr
wahrscheinlich gehalten. Seit 2016 würden sich entsprechende Straftaten
nachweislich häufen. Hinweise auf die Täter oder Festnahmen gab es trotz
einer Sonderermittlungskommission bisher nicht.
„Jetzt hat es auch Leute getroffen, deren hauptsächliches Engagement nicht
in der Arbeit gegen Rechtsextremismus liegt, sondern die sich für
Geflüchtete einsetzen, zu Erinnerungspolitik oder Geschlechterthemen
arbeiten oder in der Jugendarbeit tätig sind“, sagt Matthias Müller von der
Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin. Da sei es besonders
wichtig, klar und öffentlich die eigene Solidarität zu bekunden, so Müller,
etwa durch Demonstrationen. Oder durch ein persönliches Gespräch: Ich habe
wahrgenommen, was passiert ist, ich achte das, ich sehe dich.
## Ein eindeutiges Zeichen
„Neukölln steht für Vielfalt und Offenheit. Hier ist kein Platz für
Diskriminierung und Ausgrenzung“, sagt Titus Lasker vom Bündnis Neukölln.
Und um diese Einstellung zu bestärken und ein eindeutiges Zeichen der
Solidarität und Offenheit im gesamten Bezirk zu setzen, haben Lasker und
seine ehrenamtlichen Kolleg*innen das Festival Offenes Neukölln für
Vielfalt und Offenheit und gegen Ausgrenzung und Rassismus organisiert. Das
Bündnis bezeichnet sich als für jede*n offenen Zusammenschluss und versteht
sich als Plattform der Information und Aktion. Dabei liegt der Schwerpunkt
auf drei Themenbereichen: aktiv sein gegen rechts, der Unterstützung von
Geflüchteten und dem Zusammenleben im Bezirk.
Das gemeinschaftliche Nachbarschaftsfestival findet von kommenden Freitag
bis zum Sonntag zum ersten Mal statt. „Ziel ist es, möglichst viele
Akteure, Vereine, Geschäfte, Kneipen und Initiativen zusammenzubringen und
zu vernetzen“, sagt Lasker, „und gemeinsam ein klares Zeichen zu setzen:
Wir halten zusammen, wir lassen uns nicht unterkriegen, wir stehen
füreinander ein.“
Im Januar fand sich die Aktionsgruppe, seitdem wurden Ideen
zusammengetragen, Initiativen und Vereine für das Festival angefragt und
wurde zur Teilnahme aufgerufen. Die Idee: Das Bündnis bietet den Rahmen und
vernetzt, aber die einzelnen Programmpunkte werden von den einzelnen
Veranstaltern im Bezirk selbst organisiert. „Weil Neukölln eine große
Dichte von Initiativen hat und wir zeigen wollen, dass es hier ganz viel
Positives und Offenheit und Solidarität gibt. Das ist ein Grund, zu
feiern“, sagt Lasker.
## 80 Teilnehmende, 100 Veranstaltungen
Dabei kamen durch über 80 Teilnehmende rund 100 Veranstaltungen im
gesamten Stadtbezirk zustande. Matthias Müller sieht das als deutliches
Bekenntnis und Zeichen dafür, dass in Neukölln ganz viel passiert, wobei
Leute sich informieren, diskutieren, nachdenken und für eine freie
solidarische, emanzipatorische Gesellschaft eintreten und ein Zeichen gegen
Rechtspopulismus, Rassismus und Extremismus setzen. „Das hat eine positive
Wirkung auf das gesellschaftliche Klima, weil es ermutigt und stärkt“, sagt
er.
Auf dem Programm stehen Aktionen für jede Altersgruppe. Vom Straßenfest bis
zur politischen Diskussion, vom interkulturellen Frühstück bis zur
Kunstperformance oder zum Bolzturnier. „Es ist genau das passiert, was wir
wollten. Dass alle machen, was sie am besten können, worauf sie am meisten
Lust haben. Ich glaube, da kam eine breite Mischung zustande“, sagt Lasker.
Selbst von Anschlägen betroffene Einrichtungen wie die Buchhandlung
Leporello sind dabei. „Das finden wir besonders gut“, sagt er. „Dass sich
gerade diese Initiativen nicht unterkriegen lassen.“
13 Jul 2017
## AUTOREN
Ivy Nortey
## TAGS
Berlin-Neukölln
Rechts
Festival
Diversität
Rechtsextremismus
G20-Gipfel
Weltkulturerbe
Rechtsextremismus
Berlin-Neukölln
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