# taz.de -- Kommentar Bundeswehr in Incirlik: Kein bisschen Hoffnung | |
> Im Streit zwischen Deutschland und der Türkei um die Bundeswehr in | |
> Incirlik wartet die Bundesregierung weiter ab. Bringen wird ihr das | |
> nichts. | |
Bild: Ist immer freudig aufgeregt, wenn Besuch kommt: Tornado der Bundeswehr in… | |
Die Vorstellung hat was: Streitschlichter Sigmar Gabriel fliegt nach | |
Ankara, um mit dem türkischen Präsidenten noch einmal über den Fall | |
Incirlik zu reden. Das Gespräch zieht sich, Gabriel muss seinen Rückflug | |
verschieben, aber am Ende hat er Recep Tayyip Erdoğan doch überzeugt. | |
In Zukunft dürfen deutsche Abgeordnete die Bundeswehrsoldaten am Standort | |
Incirlik wieder besuchen. Nicht nur einmal, sondern wann immer sie wollen. | |
Die Verlegung nach Jordanien, mit all dem Aufwand, mit all den Kosten? Vom | |
Tisch. | |
Klingt unrealistisch? Für die Bundesregierung offenbar nicht. Noch einmal | |
zögert sie den Abzug der Bundeswehr aus Incirlik [1][für zwei Wochen | |
heraus], noch einmal will sie mit der türkischen Regierung sprechen, dieses | |
mal soll Außenminister Gabriel die Gegenseite überzeugen. Nur: Warum sollte | |
die türkische Regierung nach dem monatelangen Streit um Incirlik | |
ausgerechnet jetzt umschwenken? | |
Rational hat sie dafür keine neuen Gründe. Zieht die Bundeswehr tatsächlich | |
ab, entstehen der türkischen Regierung aus ihrer eigenen Sicht keine | |
unmittelbaren Nachteile. Die Aufklärungsflüge der deutschen Tornados | |
schwächen zwar den IS in den Nachbarländern Syrien und Irak, der Kampf | |
gegen die Terrormiliz hat für Ankara aber nicht erste Priorität. Die | |
Flugzeuge wurden nicht auf Bitten der Türkei in Incirlik stationiert. | |
Entsprechend kalt ließe Erdoğan ihr Abzug. | |
Dazu kommt: Der Streit um das Besuchsrecht ist nicht mehr als eine | |
bilaterale Verstimmung zwischen Deutschland und der Türkei. Versuche der | |
Bundesregierung, den Konflikt auf eine höhere, breitere Stufe zu heben, | |
sind gescheitert. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat längst | |
klargestellt, dass sich das Militärbündnis nicht für den Streit | |
interessiert. Entsprechend muss die türkische Regierung keine Verachtung | |
der übrigen Bündnispartner fürchten, sollte sie die Bundeswehr tatsächlich | |
aus Incirlik vergraulen. | |
Bleibt als einzige Hoffnung eine irrationale Meinungsänderung der Türkei, | |
ein Einlenken ohne nachvollziehbaren Grund. In den vergangenen Monaten hat | |
Erdoğan in der Außenpolitik immer mal wieder solche unerklärlichen | |
Kehrwenden hingelegt, theoretisch ist das auch jetzt denkbar. Eine | |
Bundeswehr-Stationierung aber, die einzig von der Laune eines | |
unberechenbaren Autokraten abhängt, wäre am Ende auch nichts wert. | |
31 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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