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# taz.de -- Liberale Männer gegen Gender: FDPler gründen Männergruppe
> Im Wahlkampf wollen sich die „Liberalen Männer in der FDP“ gründen und
> gegen „Genderideologie“ kämpfen. Die Parteispitze ist nicht begeistert.
Bild: Nur FDP-Männer oder auch „liberale Männer“?
Berlin taz | Die FDP strebt mit großen Schritten dem Bundestag entgegen, da
kommt ihr eine kleine Bewegung in die Quere: Am 5. August wollen sich die
„Liberalen Männer in der FDP“ gründen. Eine Männerorganisation in der
Männerpartei FDP, das klingt erst mal merkwürdig. Und dann auch noch mitten
im Wahlkampf! Deshalb ist es auch nicht ganz leicht, etwas über die Neuen
zu erfahren.
Die Initiatoren wollen nicht genannt werden und mit der taz-Redakteurin
eigentlich auch nicht reden, sie ist ihnen zu feministisch. Aber es gibt
bereits einen Programmvorschlag, den der Männeraktivist Arne Hoffmann auf
seinem Blog „genderama“ veröffentlicht hat und dessen Existenz ebenso wie
der anvisierte Gründungstermin der taz von einem der Initiatoren bestätigt
wurde.
Das Ziel der liberalen Männer: „Eine tatsächliche Gleichberechtigung von
Frauen und Männern kann es nur geben, wenn die berechtigten Anliegen beider
Geschlechter berücksichtigt und die Benachteiligungen beider Geschlechter
thematisiert und beseitigt werden“, heißt es in dem Gründungspapier.
„Jungen-, Männer- und Väterfeindlichkeit sind ebenso zu verurteilen und zu
beseitigen wie Frauenfeindlichkeit.“
Die FDP ist allerdings ein nicht ganz einfacher Ort für fortschrittliche
Männerpolitik. Sie ist auf Geschlechterpolitik insgesamt so gar nicht
eingestellt. Und so ergeben sich im weiteren Programmentwurf einige
Widersprüche:
Einerseits lehnt man – ganz FDP – Frauenquoten natürlich ab. Andererseits
fordert man Männerquoten für alle Bereiche, in denen Männer
unterrepräsentiert sind. Man findet Gleichstellung im Prinzip falsch,
möchte aber gleichzeitig den weiblichen Gleichstellungsbeauftragten
männliche zur Seite stellen. Die FDP-Spitze dürfte über solcherlei
„Regulierungswut“, wie sie es nennen würde, nicht erbaut sein.
## „Wir kommentieren das Vorhaben nicht“
Diskutabel werden auch weitere Forderungen sein: Das Sorgerecht getrennter
Eltern soll ohne das heutige Einspruchsrecht der Mutter automatisch bei
beiden Elternteilen liegen. Und ebenso wie Frauen abtreiben dürfen, sollen
Männer eine Kindschaft ablehnen dürfen.
Letzteres findet etwa Dag Schölper vom Bundesforum Männer problematisch:
„Männer, die keine Kinder wollen, sollten verhüten“, so seine Meinung.
„Erst russisches Roulette spielen und dann keine Verantwortung übernehmen
wollen, das ist mit unserer Vorstellung von Vaterschaft nicht vereinbar.“
Insgesamt sieht er ein etwas undifferenziertes Geschlechterbild in dem
Programm. So werde der „Genderideologie“ vorgeworfen „Gleichmacherei“ zu
betreiben. Genderorientierte Pädagogik wolle aber exakt das Gegenteil:
jeden frei von Rollenstereotypen fördern. Die FDP-Männer jedoch finden,
dass Jungen andere Interessen hätten als Mädchen – was eher wieder in die
Klischee-Ecke führt.
„Ich weiß nicht, ob ich weinen oder mich freuen soll“, resümiert Schölpe…
„Es ist gut, wenn die FDP sich für Gleichstellungspolitik aus der
Männerperspektive einsetzen will.“ Aber man müsse trotzdem immer beide
Geschlechter berücksichtigen. „Da scheint hier eine gehörige Schieflage zu
herrschen.“
Die Partei ist offenbar auch nicht ganz glücklich mit der neuen Initiative.
Wortreich erklärt ein Sprecher, dass solche Organisationen in der FDP
keinen offiziellen Einfluss haben. Auch die liberalen Frauen etwa gelten
nur als „Vorfeldorganisation“ der Partei – allerdings eine einst
erwünschte: Ihre Gründung wurde von der Parteispitze angeregt – wenn sie
auch bis heute immer wieder in Frage gestellt wird. Zu der liberalen
Männergruppe möchte sich die FDP aber so gar nicht äußern: „Wir
kommentieren das Vorhaben nicht“, heißt es schmallippig aus dem Vorstand.
11 Jun 2017
## AUTOREN
Heide Oestreich
## TAGS
Gender
FDP
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Liberale
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
FDP
FDP
Erziehung
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