# taz.de -- EU nach Großbritannienwahl: Brüssel bangt um sauberen Brexit | |
> Die EU-Chefs beharren auf dem Austrittsfahrplan. Bei einem Abbruch der | |
> Gespräche könnte auch die EU Schaden nehmen. | |
Bild: Gibt Großbritannien Zeit: Michael Barnier, der für die EU die Brexit-Ve… | |
Brüssel taz | Die EU hat die [1][Wahlschlappe von Premierministerin Theresa | |
May] kalt erwischt. Ähnlich wie beim Brexit-Votum vor einem Jahr war | |
Brüssel nicht auf dieses Ergebnis vorbereitet. Ratspräsident Donald Tusk | |
und Chefunterhändler Michel Barnier hatten erwartet, dass May gestärkt aus | |
der Wahl hervorgehen würde, was die Verhandlungen über den Brexit | |
erleichtert hätte. | |
Nun machen sich die EU-Chefs Sorgen um die Scheidung. Die Verhandlungen | |
sollen am 19. Juni beginnen – fast ein Jahr nach dem Referendum. Doch in | |
Brüssel erwartet man neue Verzögerungen. „Wir wissen nicht, wann die | |
Brexit-Gespräche beginnen, aber wir wissen, wann sie enden müssen“, schrieb | |
Tusk auf Twitter. Da May den offiziellen Antrag bereits Ende März | |
eingereicht hat, ist am 29. März 2019 endgültig Schluss. | |
Eine Nachspielzeit soll es nicht geben, stellte Kommissionschef Jean-Claude | |
Juncker klar. „Bevor wir uns die Frage einer Verlängerung der Verhandlungen | |
mit unseren britischen Freunden stellen, möchte ich sie erst einmal | |
beginnen lassen“, sagte Juncker. Wenn es nach ihm ginge, könne man „morgen | |
früh um halb zehn“ beginnen. | |
Chefunterhändler Barnier will dennoch keinen Druck auf London ausüben: Die | |
Gespräche sollten „beginnen, wenn das Vereinigte Königreich bereit ist“. | |
Demgegenüber mahnte Tusk, den vereinbarten Zeitplan einzuhalten. „Geben Sie | |
alles, um ein ‚No Deal‘ zu verhindern.“ Ein Abbruch der Gespräche ohne | |
abschließende Einigung gilt als Worst-Case-Szenario. Dabei könnte auch die | |
EU Schaden nehmen. | |
## Die SPD kann von der Corbyn-Sphäre derzeit nur träumen | |
Am liebsten wäre Brüssel ein „weicher Brexit“ – also eine Scheidung ohne | |
völligen Bruch, etwa mit einem britischen Verbleib im Binnenmarkt. Durch | |
die Wahlschlappe seien die Chancen für dieses Szenario, das May bisher | |
kategorisch ausgeschlossen hat, wieder gestiegen, meint der | |
SPD-Europaabgeordnete Jo Leinen. „Der Exit vom harten Brexit erscheint | |
wieder als eine mögliche Perspektive.“ | |
Auffällig verhalten wurde in Brüssel der Wahlerfolg von Labour-Chef Jeremy | |
Corbyn kommentiert. Nur die Linke gratulierte: „Well done, Jeremy“, sagte | |
Europaabgeordneter Fabio De Masi. Die SPD forderte Corbyn auf, sich im | |
Parlament einzubringen, um die sozialen Rechte der Briten zu schützen. Zum | |
Vorbild wollen die Genossen den Labour-Chef aber nicht erklären – obwohl | |
die SPD von einem Wahlergebnis wie seinem derzeit nur träumen kann. | |
9 Jun 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Unterhauswahl-in-Grossbritannien/!5419423/ | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
## TAGS | |
Michel Barnier | |
Theresa May | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Theresa May | |
Jeremy Corbyn | |
Wahlen in Großbritannien | |
Wahlen in Großbritannien | |
Schwerpunkt Brexit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Beginn der Brexit-Verhandlungen: Scheiden tut erst später weh | |
Zu Beginn der Brexit-Verhandlungen geben sich Briten und EU-Europäer betont | |
freundlich. Dabei steht viel auf dem Spiel. | |
Theresa May und ihre Fehler: Ins eigene Messer gelaufen | |
Innerparteiliche Feinde, schlechtes Programm, fataler Wahlkampf: Warum | |
Theresa May die Wahl verloren hat und trotzdem weiter regieren will. | |
Labour-Partei auf Erfolgskurs: Britanniens coolster Schrebergärtner | |
Völlig unerwartet schafft Jeremy Corbyn große Zugewinne, vor allem bei | |
jungen Briten. Jetzt muss nur noch seine Partei hinter ihm stehen. | |
Großbritannien nach der Wahl: She's lost control | |
Wir haben Briten nach der Wahl gefragt: Was macht Ihnen Hoffnung, was | |
Angst? Und welcher Popsong könnte jetzt weiterhelfen? | |
Kommentar zum Wahlergebnis: Gut für Großbritannien | |
Das Wahlergebnis funktioniert für keine Partei alleine, davon wird das Land | |
profitieren. Statt eines Regierungs- muss es einen Politikwechsel geben. | |
Kommentar Wahl in Großbritannien: Brexit war gestern | |
Über Europa herrscht Einigkeit. Deshalb rücken im Wahlkampf andere Themen | |
in den Blickpunkt. Für Theresa May wird das zum Problem. |